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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Am andern Ende dieser drei Kilometer langen Hauptverkehrsader, die die beiden Hälften von Milliard-City scheidet, erblicken die Künstler eine Art monumentalen Palast, der von einem leichten und sehr eleganten Wartthurm überragt wird. Sie sagen sich, daß das der Sitz der Regierung, die Residenz der obersten Stadtbehörde sein werde, wenn Milliard-City überhaupt einen Bürgermeister und andre Beamte hat. Sie täuschen sich hierin nicht. Eben jetzt beginnt die Uhr jenes Wartthurms ein herrliches Glockenspiel, dessen Klänge auf den Wellen des Windes bis zum Thurme hier herübergelangen.
    »Hört!… Das geht aus D-dur, sagt Yvernes.
    – Und im Zweivierteltact,« setzt Pinchinat hinzu.
    Da schlägt der Wartthurm fünf Uhr.
    »Und wann essen wir, ruft Sebastian Zorn, wie wirds mit dem Schlafen? Sollen wir etwa wegen des Spitzbuben von Munbar hier auf der Plattform des Thurmes die Nacht in freier Luft zubringen?«
    So scheint es allerdings, denn der Fahrstuhl kommt nicht wieder herauf, um die Gefangnen zu erlösen.
    In jenen niedrigen Breiten dauert die Dämmerung nur kurze Zeit, und das Strahlengestirn stürzt wie ein Geschoß nach dem Horizonte hinab. Blickt das Quartett nach den äußersten Grenzen des Himmels hinaus, so schimmert ihm nur das unbegrenzte Meer, ohne ein Segel, ohne eine Rauchsäule entgegen. Ueber das Stück Land unter ihm rollen die Tramwagen an der Peripherie der Insel oder eilen von einem Hafen zum andern hin. Zur Stunde ist der Park noch sehr belebt. Oben vom Thurme aus würde man ihn für einen riesigen Blumenkorb ansehen, worin Azaleen, Clematis, Jasmin, Glycinen, Passionsblumen, Begunien, Hyacinthen, Dahlien, Camelien und hunderte von Rosensorten blühen. Da strömen Spaziergänger hinzu… gemachte Männer und junge Leute, nicht solche »Zierbengel«, wie sie leider in europäischen Großstädten so viele herumlaufen, sondern gesunde, kräftige Jünglinge. Frauen und junge Mädchen, meist in strohgelber Toilette – dem dafür unter den Tropen beliebtesten Farbentone – leiten schlanke, mit Seidendecken geschützte Windspiele mit goldigen Halsbändern an weicher Schnur. Da und dort folgt diese Gentry den feinsandigen Alleen, die sich durch den Park hinwinden. Hier sieht man die Einen auf die Polster der elektrischen Straßenbahnwagen hingestreckt, dort ruhen Andre auf den von dichtem Grün überdachten Bänken. Noch weiter draußen widmen sich junge Gentlemen dem Lawn-tennis, dem Croquet, Golf-oder dem Fußballspiele, während andre auf muntern Ponies dem Polo obliegen. Ganze Schaaren von Kindern – von jenen amerikanischen Kindern, die sich so schnell entwickeln und bei denen, vorzüglich bei den kleinen Mädchen, eine ausgesprochene Individualität so bezeichnend hervor tritt – tummeln sich auf den Rasenplätzen. Dazwischen trotten Reiter auf eleganten Pferden oder sieht man hier und da übermüthig lustige Gartengesellschaften.
    Auch den Handelsvierteln fehlt es zur Stunde nicht an Besuch.
    Die beweglichen Trottoirs gleiten mit ihrer Last längst der Hauptstraße dahin. Am Fuße des Thurmes, in dem Viereck des Observatoriums, gehen viele Personen hin und her, deren Aufmerksamkeit die Gefangnen wohl erregen könnten. Pinchinat und Frascolin rufen auch wiederholt laut hinunter. Daß sie gehört wurden, erkennt man daraus, daß manche Arme sich emporstrecken, ja auch einzelne Worte dringen bis zu ihnen hinaus.
    Niemand zeigt die geringste Ueberraschung oder scheint sich über die Gruppe auf der Plattform irgendwie zu verwundern. Die oben verständlichen Worte bestehen in einem »
Good bye»,
einem »
How do You do?«,
einem »Guten Tag« oder andern landläufigen Höflichkeitsausdrücken. Es scheint, als ob die ganze Bevölkerung von dem Eintreffen der vier Pariser, die Calistus Munbar empfangen hatte, völlig unterrichtet sei.
    »He… he… die machen sich über uns noch lustig! sagt Pinchinat.
    – Das scheint mir auch so!« stimmt ihm Yvernes bei.
    So verrinnt eine Stunde – eine Stunde, aber alle Rufe nach unten bleiben nutzlos. Die dringlichen Bitten Frascolin’s haben eben so wenig Erfolg, wie das Schmähen und Schelten Sebastian Zorn’s. Die Zeit zum Essen rückt immer näher, der Park wird von Spaziergängern, die Straße von müßigen Flaneuren immer leerer. Es ist zum toll werden!
    »Wir gleichen ohne Zweifel, sagt Yvernes, romantischen Erinnerungen nachhängend, jenen profanen Gästen, die ein böser Geist an einen geheiligten Ort verlockt hat, und die nun den Tod

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