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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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amerikanischen Impresarios, deren Sängerinnen oft einen Dollar für den Tact oder gar für jede Note kosten. Hier bezahlt man schon von jeher für die theatrophonischen und phonographischen Concerte im Casino und wird an diesem Tage noch weit mehr zahlen. Die Plätze haben alle denselben Preis: Zweihundert Dollars (oder tausend Francs) für den Stuhl, und Calistus Munbar schmeichelt sich, den Saal ganz ausgefüllt zu sehen.
    Er hat sich nicht getäuscht, alle Plätze sind vergriffen. Der reizende Saal des Casinos enthält deren freilich nur hundert, und wenn man diese etwa versteigert hätte, so läßt sich gar nicht sagen, wie hoch die Einnahme wohl gestiegen wäre. Dergleichen war auf Standard-Island aber nicht Gebrauch. Für Alles, was einen Kaufwerth hat, wird der Preis vorher bestimmt, sonst könnte es bei den ungeheuern hier vertretenen Vermögen leicht zu unmäßigen Preissteigerungen kommen, was man möglichst zu vermeiden wünschte. Immerhin sei die Bemerkung eingeflochten, daß, wenn die reichen Steuerbordbewohner aus Liebe zur Kunst ins Concert gehen, die reichen Backbordbewohner es ihnen nur aus gesellschaftlicher Rücksicht gleichthun.
    Als Sebastian Zorn, Pinchinat, Yvernes und Frascolin vor die Zuschauer und Zuhörer aus New-York, Chicago, Philadelphia und Baltimore traten, war es ihrerseits keine Uebertreibung, wenn sie sagten: Da steht ein Publicum, das Millionen werth ist. Heute Abend ist ein solcher Ausspruch hinter der Wahrheit weit zurückgeblieben. Man bedenke nur: da saßen in der ersten Reihe der Fauteuils Jem Tankerdon, Nat Coverley und deren Familien; auf den andern Plätzen eine Menge Kunstfreunde, die, wenn sie auch unter der Milliarde blieben, doch einen »schweren Sack« voll besaßen, wie Pinchinat treffend bemerkte.
    »Nun vorwärts!« sagte der Quartettdirigent, als die Stunde gekommen war, sich auf der Estrade zu zeigen.
    Und damit gehen sie, kaum mehr, ja nicht einmal so erregt, als wenn sie hätten vor einem Pariser Publicum auftreten sollen, das zwar weniger Geld in der Tasche, doch gewiß mehr Kunstsinn gehabt hätte.
    Hatten Sebastian Zorn, Yvernes, Frascolin und Pinchinat auch noch keinen Unterricht bei ihrem Landsmann Dorémus genommen, so war ihr Auftreten doch nicht minder correct. Sie erschienen dabei in weißer Cravatte zu fünfundzwanzig Francs, perlgrauen Handschuhen zu fünfzig Francs, Oberhemd zu siebzig Francs, Stiefeln zu hundertachtzig Francs, Weste zu zweihundert Francs, in schwarzen Beinkleidern zu fünfhundert und in schwarzem Frack zu tausendfünfhundert Francs, natürlich auf Kosten der Stadtverwaltung. Man empfängt sie mit Beifallsrufen, mit lautem Händeklatschen auf Seite der Steuerbordbewohner und etwas discreter auf Seite der Backbordbewohner – das ist so Sache des Temperaments.
    Das Programm des Concerts enthält vier Nummern, wozu ihnen die durch den Oberintendanten reich ausgestattete Bibliothek des Casinos die Noten geliefert hat, nämlich:
    Erstes Quartett in E-moll:
Op.
12 von Mendelssohn.
    Zweites Quartett in F-dur:
Op.
16 von Haydn.
     

    Sebastian Zorn, Yvernes, Pinchinat und Frascolin zeigen sich auf der Terrasse (S. 105.)
     
    Zehntes Quartett in E-moll:
Op.
74 von Beethoven.
    Fünftes Quartett in A-dur:
Op.
10 von Mozart.
    Die Solisten übertrafen sich selbst in diesem mit Milliarden vollgepfropften Saal an Bord einer schwimmenden Insel und über einer Wasserfläche, deren Tiefe an dieser Stelle des Großen Oceans über fünftausend Meter erreichte. Sie erzielen einen großen und wohlverdienten Erfolg, vorzüglich von Seiten der Dilettanten der Steuerbordhälfte. An diesem denkwürdigen Abend hätte man den Oberintendanten sehen müssen: er jauchzt vor Vergnügen. Es sieht aus, als spielte er selbst auf zwei Geigen, einer Bratsche und einem Violoncell. Welch’ glückliches Debüt für die Vertreter der herrlichen Kammermusik – und für deren Impresario!
    Doch nicht allein der Saal ist gänzlich gefüllt, auch vor dem Casino wogt noch eine gewaltige Menschenmenge. Sehr, sehr viele haben sich beim besten Willen kein Plätzchen mehr verschaffen können, und außerdem mochte doch der hohe Preis auch noch manche abgeschreckt haben. Diese »Zaunbilletinhaber« hören die Musik nur von fern, so als ob sie aus dem Kasten des Phonographen oder aus dem Schalltrichter des Telephons erklänge; ihre Beifallsbezeugungen sind deshalb aber nicht minder lebhaft. Noch betäubender werden dieselben jedoch, als sich Sebastian Zorn, Yvernes, Pinchinat und

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