Die Propeller-Insel
Frascolin nach Beendigung des Concerts auf der Terrasse des linken Pavillons zeigen. Die Erste Avenue ist von glänzenden Lichtstrahlen übergossen. Die elektrischen Monde werfen einen Glanz hinab, um den die bleiche Selene sie beneiden könnte.
Die Vorstellung des Quartetts bei Cyrus Bikerstaff. (S. 107.)
Dem Casino gegenüber, auf dem Trottoir und etwas seitwärts erregen zwei Leute die Aufmerksamkeit Yvernes’. Da steht ein Mann mit einer Frau am Arme. Der etwas unter mittelgroße Mann mit seinen, doch ernsten, fast traurigen Gesichtszügen mag etwa fünfzig Jahre zählen. Die etwas jüngre, große, stolz erscheinende Frau zeigt unter einem Hute bereits weiß gewordnes Haar.
Betroffen über ihre reservierte Haltung, macht Yvernes den Calistus Munbar auf das Paar aufmerksam.
»Wer sind diese Leutchen? fragt er.
– Diese Leute?… antwortete der Oberintendant, um dessen Lippen ein verächtliches Lächeln spielt. O das sind überspannte Musiknarren.
– Warum haben sie sich denn keinen Platz im Casino gesichert?
– Wahrscheinlich, weil er ihnen zu theuer gewesen ist.
– Ihr Vermögen ist also klein?
– Sie haben kaum zweimalhunderttausend Francs Rente.
– Pah! machte Pinchinat… Und wer sind denn die armen Teufel?
– Der König und die Königin von Malecarlien.«
Achtes Capitel.
Unterwegs.
Nachdem sie diesen außergewöhnlichen schwimmenden Apparat geschaffen hatte, mußte die Standard-Island Company auch noch für eine doppelte Verwaltung, eine solche für maritime und eine andre für städtische Angelegenheiten Sorge tragen.
Die erste hat als Director oder vielmehr als Kapitän, wie wir wissen, den Commodore Ethel Simcoë von der Flotte der Vereinigten Staaten. Ein Mann von fünfzig Jahren und erfahrener Seemann, kennt er gründlich alle Theile des Stillen Oceans, seine Stürme und Klippen, wie seine unterseeischen Korallenbauten. Er ist also wie dazu geschaffen, die Schraubeninsel und mit ihr die reichen Existenzen, für die er vor Gott und der Compagnie die Verantwortung hat, mit sichrer Hand zu führen.
Der andre Theil der Verwaltung, der der städtischen und civilen Angelegenheiten, liegt in den Händen eines Gouverneurs. Cyrus Bikerstaff ist ein Yankee aus Maine, einem der föderierten Staaten, die sich während des Secessionskriegs am wenigsten an dem brudermörderischen Kampfe betheiligten. Mit Cyrus Bikerstaff hatte man also eine glückliche Wahl getroffen, da er als Bindemittel zwischen den beiden Stadthälften am meisten geeignet war.
Der Gouverneur, der fast sechzig Jahre zählt, ist unbeweibt. Er ist ein etwas kalter Mann mit der nöthigen
self control,
unter phlegmatischem Aeußern doch sehr energisch, in seiner reservierten Haltung sehr englisch, dabei hat er das Benehmen eines Gentlemans und die Discretion eines Diplomaten, die in allen seinen Worten und Thaten hervortritt. In jedem andern Lande als auf Standard-Island würde er eine sehr hervorragende und deshalb hochgeschätzte Rolle spielen. Hier ist er nichts anders, als der erste Beamte der Gesellschaft. Uebrigens ist er, obgleich sein Gehalt die Civilliste manches kleinen europäischen Herrschers übertrifft, nicht reich und kann in Folge dessen neben den Nabobs von Milliard-City nicht hervortreten.
Cyrus Bikerstaff ist nicht allein Gouverneur, sondern auch Bürgermeister der Hauptstadt. Als solcher residiert er im Stadthause am Ende der Ersten Avenue, gegenüber dem Observatorium, wo der Commodore Ethel Simcoë seine Amtswohnung hat. Hier befinden sich seine Bureaux für die Standesamtssachen, für die Geburten, die zahlreich genug sind, um die Zukunst der Insel sicherzustellen; für die Sterbefälle – die Todten werden nach dem Friedhofe der Madeleinebay überführt – und für die Eheschließungen, die nach dem Codex von Standard-Island vor der kirchlichen Einsegnung erst civilrechtlich geschlossen werden müssen. Hier werden auch die andern Verwaltungsangelegenheiten erledigt, und niemals ist über die Amtsführung eine Klage laut geworden. Das macht dem Bürgermeister und seinen Beamten alle Ehre. Als ihm Sebastian Zorn, Pinchinat, Yvernes und Frascolin durch den Oberintendanten vorgestellt wurden, nahmen sie davon einen recht günstigen Eindruck mit hinweg, den Eindruck, den die Individualität eines guten und gerechten Mannes, eines practischen Geistes, der weder zu Vorurtheilen, noch zu chimären neigt, immer hervorzubringen pflegt.
»Meine Herren, redete er sie an, wir schätzen es als ein Glück,
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