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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sie hier zu haben. Vielleicht ist unser Oberintendant nicht ganz correct gegen Sie vorgegangen, ich hoffe aber, daß Sie ihm das verzeihen werden. Uebrigens sollen Sie sich über uns in keiner Weise zu beklagen haben. Wir erwarten von Ihnen nur zwei Concerte monatlich und gewähren Ihnen völlige Freiheit, etwaige private Einladungen anzunehmen. Wir begrüßen in Ihnen Künstler von höchstem Werthe und werden niemals vergessen, daß Sie die ersten Musiker waren, die wir zu empfangen die Ehre hatten.«
    Das Quartett ist über diese Aufnahme ganz entzückt und giebt auch gegen Calistus Munbar seiner Befriedigung Ausdruck.
    »Ach ja, es ist ein recht liebenswürdiger Mann, unser Cyrus Bikerstaff, antwortet der Oberintendant mit leichtem Achselzucken. Es ist nur bedauerlich, daß er nicht eine oder zwei Milliarden besitzt…
    – Freilich, niemand ist vollkommen hienieden!« bemerkt Pinchinat.
    Der Gouverneur-Bürgermeister von Milliard-City hat zwei Adjuncte, die ihn in der sehr einfachen Verwaltung der Schraubeninsel unterstützen. Unter diesen steht noch eine kleine Anzahl gebührend honorierter Beamter, die den einzelnen Fächern vorstehen. Ein Stadtrathscollegium giebt es nicht. Wozu auch? An dessen Stelle fungiert eine Notabelnversammlung von etwa dreißig Personen, die durch Intelligenz und Vermögen dazu am besten qualificiert erscheinen. Bei vorliegenden wichtigen Angelegenheiten tritt diese Versammlung zusammen, z. B. wenn es sich um die Reiseroute handelt, die im Interesse der allgemeinen Hygiene eingehalten werden soll.
    Wie sich unsre Pariser überzeugen konnten, gab es da zwar Meinungsverschiedenheiten und zuweilen Schwierigkeiten zu überwinden. Bisher vermochte Cyrus Bikerstaff aber durch seine kluge Intervention stets die einander entgegenstehenden Interessen zu vereinen und die Eigenliebe seiner Mitbürger zu besiegen.
    Natürlich ist einer der beiden Adjuncte Protestant, Barthelemy Ruge, der andre Katholik, Hubley Harcourt, beide aus den obern Beamten der Standard-Island Company hervorgegangen und beide stehen Cyrus Bikerstaff mit gleichem Eifer zur Seite.
    So liegen seit achtzehn Monaten, in der Fülle ihrer Unabhängigkeit, ohne alle diplomatischen Beziehungen, frei auf der weiten Fläche des Stillen Oceans, unbehelligt nach allen Seiten und unter selbst gewähltem Himmel die Verhältnisse der künstlichen Insel, auf der das Quartett ein ganzes Jahr verweilen soll. Mag es dabei auch manchem Abenteuer entgegengehen, mag ihm die Zukunft die oder jene Ueberraschung bereiten, keiner davon malt sie sich aus oder fürchtet sich davor, was der Violoncellist auch sagen möge, denn alles spielt sich hier in bestgeregelter Ordnung ab. Und doch sollte man meinen, daß der Menschengeist mit der Erschaffung dieses Wohnsitzes, den er dem ungeheuern Weltmeer anvertraute, die ihm vom Schöpfer gezognen Grenzen überschritten hätte.
    Die Fahrt geht nach Westen weiter. An jedem Tage wird zur Zeit des Meridiandurchgangs der Sonne von den, unter dem Befehle des Commodore Ethel Simcoë stehenden Officieren des Observatoriums das Besteck gemacht. Ein vierfaches Zifferblatt an den Seiten des Stadthausthurmes zeigt nach geographischer Länge und Breite genau die augenblickliche Lage der Insel an, und diese Angabe wird nach den Hôtels, den öffentlichen Gebäuden und nach den Privatwohnungen telegraphisch ebenso übermittelt wie die richtige Tageszeit, die bei dem Fortschreiten nach Westen sich natürlich jeden Tag ändert. Die Milliardeser können also jeden Augenblick wissen, welchen Punkt Standard-Island auf seiner Fahrt eben einnimmt.
    Abgesehen von dieser unmerkbaren Fortbewegung über den Ocean, unterscheidet sich Milliard-City in keiner Weise von den Großstädten der Alten und der Neuen Welt. Das öffentliche und private Leben geht ganz in gleicher Weise vor sich. Im Ganzen wenig beschäftigt. benützen unsre Künstler ihre erste Muße zur Besichtigung alles dessen, was dieses wunderbare Juwel des Stillen Oceans enthält. Die Tramwagen befördern sie nach jedem Punkte der Küste. Die beiden Elektricitätswerke erregen ihre höchste Bewunderung durch ihre so übersichtliche Einrichtung, die Leistungsgröße ihrer auf eine zweifache Reihe von Propellern wirkenden Maschinen, sowie durch die erstaunliche Disciplin ihres Personals, dem in dem einen der Ingenieur Watson, in dem andern der Ingenieur Somwah vorsteht. In regelmäßigen Zwischenräumen laufen im Back-oder Steuerbordhafen von Standard-Island – je nachdem

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