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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich aufthat, ihre Prospecte versendete und durch vielfache Annoncen sich an alle steinreichen Leute wendete, denen Eisenbahnen, Petroleumquellen oder der Handel mit lebenden oder gepöckelten Schweinen unermeßliche Schätze in den Schoß geworfen hatten. Da kam Athanase Dorémus der Gedanke, sich dem Gouverneur der neuen Stadt als Tanzlehrer für deren Einwohner anzubieten. Zum Glück in der aus New Orleans stammenden Familie Coverley eingeführt und Dank der Empfehlung des Hauptes derselben, der unter den Steuerbordstädtern von Milliard-City zu den ersten Notabeln zählen sollte, wurde er angenommen, und so kam es, daß sich ein Franzose, sogar ein Picarde, unter den Angestellten Standard-Islands befand. Wohl ertheilte er seine Stunden mehr im eignen Privatzimmer, und die Spiegelwände im Saale des Casinos warfen nur das Bild des Lehrers allein zurück, doch das war ohne Bedeutung, da sich sein Honorar deshalb nicht verringerte.
    Im Ganzen ist es ein braver Mann, wenn auch etwas lächerlich, überspannt und von sich eingenommen, denn er ist überzeugt, neben der Erbschaft eines Vestris oder Saint Léon auch die Traditionen eines Brummel und eines Lord Seymour zu besitzen. Für das Quartett ist er überdies ein Landsmann, eine Eigenschaft, die einige tausend Meilen weit von Frankreich allemal einen gewissen Werth hat.
    Die vier Pariser müssen ihm ihre letzten Abenteuer berichten, ihm erzählen, unter welchen Umständen sie nach der Schraubeninsel gekommen sind, wie Calistus Munbar sie zu sich »an Bord« – das ist der richtige Ausdruck – geschleppt und wie das »Fahrzeug« einige Stunden nach ihrer Einschiffung die Anker gelichtet hat.
    »Das wundert mich von unserm Oberintendanten gar nicht, erklärt der alte Tanzmeister, solche Streiche liebt er und hat noch ganz andre ausgeführt. Es ist ein richtiger Abkömmling Barnum’s und er wird die Compagnie noch in Verlegenheit bringen… so ein Herr
sans-gêne,
der recht gut etwas Anstandsunterricht gebrauchen könnte… einer jener Yankees, die sich in einen Polsterstuhl hinflegeln und die Beine ans Fensterbrett stemmen.
    Nicht eigentlich bösartig, meint er sich doch alles erlauben zu können. Uebrigens, meine lieben Landsleute, denken Sie ja nicht daran, ihm eines auszuwischen, denn abgesehen von Ihrem Aerger, das Concert in San Diego verpaßt zu haben, werden Sie sich wegen Ihres Aufenthalts in Milliard-City nur zu beglückwünschen haben. Man wird hier auf Sie Rücksichten nehmen, die Sie gewiß zu schätzen verstehen…
    – Vorzüglich am Ende jedes Vierteljahrs!« fällt Frascolin ein, den die Wichtigkeit seiner Function als Cassierer der kleinen Truppe immer mehr einleuchtet.
    Auf die ihm vorgelegte Frage über die Rivalität der beiden Stadthälften, bestätigt Athanase Dorémus vollständig, was Calistus Munbar darüber gesagt hat. Seiner Ansicht nach bildet diese einen dunkeln Punkt am Horizont und droht sogar mit einem spätern Sturme. Zwischen den Steuer-und den Backbordbewohnern kann es wohl einmal zu Streitigkeiten kommen. Die Familien Tankerdon und Coverley zeigen gegeneinander eine immer zunehmende Eifersucht, und das könnte zu einem Aufeinanderplatzen führen, wenn sie nicht durch irgend etwas auf freundlicheren Fuß kommen…
    »Nun, wenn dabei die Insel nicht zerplatzt, braucht es uns ja nicht zu beunruhigen… bemerkt Pinchinat.
    – Wenigstens so lange wir darauf eingeschifft sind, setzt der Violoncellist hinzu.
     

    Die Officiere des Observatoriums machen das Besteck. (S. 109.)
     
    – O, die ist fest und dauerhaft, liebe Landsleute! versichert Athanase Dorémus. Seit den achtzehn Monaten, die sie auf dem Meere schwimmt, ist ihr noch nie ein nennenswerther Unfall zugestoßen. Nur ganz unbedeutende Reparaturen, um deren willen sie nicht einmal die Madeleinebay anzulaufen brauchte, machten sich gelegentlich nöthig. Vergessen Sie nicht, daß sie aus Stahlplatten besteht! –
    Das sagt ja alles, und wenn Stahlplatten nicht die beste Sicherheit auf Erden bieten, auf welches Metall soll man sich dann verlassen? Der Stahl ist doch ursprünglich Eisen, und unsre ganze Erdkugel ist ja schließlich weiter nichts, als eine ungeheure Kohlen-Eisenverbindung. Standard-Island aber bildet eine Erde im Kleinen.
    Pinchinat fragt nun weiter, was der Tanzlehrer wohl von dem Gouverneur Cyrus Bikerstaff denke.
    »Ist der auch aus Stahl?
    – Ja, Herr Pinchinat, antwortet Athanase Dorémus. Ausgerüstet mit großer Energie, ist er ein höchst gewandter

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