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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Länge von hundertfünfundneunzig Meilen und einer Breite von achtundvierzig Meilen eine Oberfläche von dreizehntausend Quadratkilometern hat, nicht mehr als vierundzwanzigtausend Bewohner. Das macht also einen Colonisten auf tausend Eingeborne.
    Ob die Bevölkerung zunehmen wird, wenn ein neuer Verkehrsweg Nord-und Südamerika scheidet, muß die Zukunft lehren. Was aber die Bevölkerung Standard-Islands betrifft, so hat diese seit kurzer Zeit durch die am 5. August erfolgte Rettung der Mannschaft von der Ketsch einen Zuwachs erfahren.
    Es sind zehn Mann, außer dem Kapitän. Dieser, ein Mann von energischem Aussehen, zählt gegen vierzig Jahre und nennt sich Sarol. Seine Matrosen sind kräftige Burschen, die von den äußersten Inseln Melanesiens herstammen. Vor drei Monaten hatte sie Sarol mit einer Ladung Koprah nach Honolulu geführt. Als sich Standard-Island in dessen Nähe zehn Tage lang aufhielt, erregte die künstliche Insel das Erstaunen der Leute ebenso, wie das überall der Fall war. Wenn sie es auch, bei der Schwierigkeit, Zutritt zu erhalten, nicht besuchten, so segelte die Ketsch doch sehr häufig aus, um es aus möglichster Nähe zu besichtigen, wobei sie kaum eine halbe Kabellänge weit von der Küste diese umkreiste. Die fortwährende Anwesenheit dieses Fahrzeugs hatte ebensowenig einen Verdacht erweckt, wie der Umstand, daß es nur wenige Stunden nach dem Commodore Simcoë ebenfalls in See ging.
    Als der Nothschuß ertönte, lag die Ketsch nur zwei bis drei Meilen weit draußen, und das ihr zu Hilfe eilende Rettungsboot gelangte noch zur rechten Zeit zu ihr hin, um den Kapitän und seine Leute aufzunehmen. Diese sprechen geläufig englisch, was bei Eingebornen des westlichen Stillen Oceans nicht zu verwundern ist, da daselbst der britische Einfluß das unbestrittene Uebergewicht hat. Sie erzählen, durch welche Umstände sie in Noth gerathen und daß die elf Malayen, wenn die Schaluppe nur wenige Minuten später an Ort und Stelle anlangte, vom Ocean verschlungen worden wären.
    Nach Aussage der Leute war die Ketsch vierundzwanzig Stunden vorher, in der Nacht vom 4. zum 5. August, von einem Dampfer angerannt worden. Obwohl die Positionslichter des Kapitäns Sarol in Ordnung waren, waren sie von jenem doch nicht bemerkt oder nicht beachtet worden. Die Collision mochte für den Steamer ohne jede Bedeutung gewesen sein, denn er setzte ungestört seinen Weg fort, wenn er es – was ja leider so häufig vorkommt! – nicht etwa noch vorzog, mit vollem Dampf davonzufahren, »um sich kostspieligen und unangenehmen Schadenersatzansprüchen zu entziehen«.
    Dieser Anprall aber, der für ein großes Schiff mit eisernem Rumpfe, das sehr schnell dahineilt, nichts zu bedeuten hatte, wurde dem Malayenfahrzeuge zum Verderben. Vor dem Fockmaste getroffen, kann man sich kaum erklären, daß es nicht sofort versunken war. Es hielt sich jedoch längere Zeit über dem Wasser, doch so, daß sich die Besatzung an die Schanzkleidung anklammern mußte. Bei einigermaßen schlimmem Wetter hätte keiner den Wellen widerstehen können, die dann über das halbe Wrack gestürmt wären. Zum Glück verlief hier die Strömung nach Osten und führte es damit mehr in die Nähe von Standard-Island. Immerhin spricht der Commodore seine Verwunderung darüber aus, daß die halb untergesunkene Ketsch sich noch bis in die Nähe des Steuerbordhafens habe treibend erhalten können.
    »Ich begreife das ebensowenig, antwortet der Malaye. Ihre Insel kann binnen vierundzwanzig Stunden nicht weit von der Stelle gekommen sein.
    – Das ist vielleicht die einzig annehmbare Erklärung, erwidert der Commodore Simcoë. Doch gleichviel, Sie sind noch gerettet worden, das ist ja schließlich die Hauptsache.«
    Es war übrigens die höchste Zeit gewesen, denn kaum hatte sich die Schaluppe von der Ketsch wieder um eine Viertelmeile entfernt, als diese vollends in die Tiefe versank.
    So lautete der Bericht des Kapitäns Sarol, erst gegenüber dem Officier, der die Rettung bewerkstelligte, und dann gegenüber dem Commodore Simcoë, sowie dem Gouverneur Bikerstaff, nachdem man den Kapitän und seine Mannschaft mit dem Nothwendigsten versorgt hatte.
    Nun entstand die Frage nach der Wiederheimführung der Schiffbrüchigen. Diese segelten nach den Neuen Hebriden, als die Collision stattfand. Standard-Island, das nach Südosten steuert, kann seinen Curs unmöglich ändern und nach Westen hin umkehren. Cyrus Bikerstaff bietet den Verunglückten deshalb an, sie in

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