Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sehr viel abziehen müssen.
    Elisée Reclus nimmt, gestützt auf die besten Unterlagen, für die ganze Gruppe nur sechstausend Seelen an, wovon der größte Theil auf Nuka-Hiva allein entfällt. Zur Zeit Dumont d’Urville’s zählte Nuka-Hiva zwar achttausend Bewohner; diese Zahl verminderte sich aber fortwährend. Die Ursache dazu liegt offenbar in der Vertilgung der Eingebornen – der Taïs, Happas, Taionas und Taïpis – durch lange Kriege, in der Entführung männlicher Individuen nach den Farmen in Peru, dem Mißbrauch geistiger Getränke, und – warum es verheimlichen? – in den Uebeln, die jede Eroberung mit sich bringt, selbst wenn die Eroberer civilisierten Nationen angehören. – Während dieser Woche der Ruhe besuchen die Milliardeser sehr häufig Nuka-Hiva. Die vornehmsten Europäer, denen der Gouverneur von Standard-Island freien Zutritt gestattet, erwidern diese Besuche.
    Auch Sebastian Zorn und seine Kameraden unternehmen weite Ausflüge, deren Reiz sie für die Anstrengung dabei reichlich entschädigt.
    Die Bucht von Taio-Haë bildet einen Kreis mit schmalem Eingange, worin Standard-Island keinen Platz gefunden hätte, um so weniger, weil die Bucht noch von zwei Sandbänken getheilt wird. Die Sandbänke trennt wieder eine Art steiler Hügel, auf dem sich noch die Reste einer von Porter 1812 angelegten Befestigung erheben. Das war zur Zeit, wo der Genannte die Insel besetzte, wobei das Lager der Amerikaner auf der östlichen Sandbank aufgeschlagen war – eine Besitzergreifung, die von der Bundesregierung nicht gutgeheißen wurde.
    An Stelle einer Stadt auf dem jenseitigen Ufer finden unsre Pariser nur ein recht bescheidnes Dorf, dessen Wohnhäuser unter Bäumen verstreut liegen. Dagegen münden hier prächtige Thäler, darunter das von Taio-Haë, worin viele Nuka-Hivaner wohnen. Es ist ein wahrer Hochgenuß, unter die dichten Bestände von Cocospalmen, Bananen, Casuarinen, Goyaven, Brodbäumen, Hibiscussträuchern und andern Arten einzudringen.
    Die Touristen finden in den Hütten daselbst den freundlichsten Empfang. Da, wo sie vor hundert Jahren vielleicht aufgezehrt worden wären, können sie jetzt die aus Bananenmehl und Meiteig, dem gelblichen Satzmehl des Taro, hergestellten Brodkuchen kosten, die frisch ziemlich süß, altbacken aber säuerlich schmecken. Nach dem großen Rochen, der noch gegessen wird, und nach dem Haifischfleische, das die Eingebornen desto höher schätzen, je mehr es angefault ist, verspürten sie freilich keinen Appetit.
    Athanase Dorémus begleitet sie zuweilen bei ihren Spaziergängen. Das Männchen hat diesen Archipel schon im vorigen Jahre besucht und macht sich jetzt als Führer nützlich. Wahrscheinlich ist er nicht besonders bewandert in der Naturgeschichte und verwechselt vielleicht die schöne
Spondias cytherea,
deren Früchte den Aepfeln gleichen, mit dem
Pandanus odoratisimus,
der dieses Beiwort völlig rechtfertigt, mit der
Casuarina,
deren Holz fast Eisenhärte hat, mit dem
Hibiscus,
dessen Rinde die Eingebornen zur Kleidung verwenden, mit dem Papayabaume oder mit der
Gardenia florida.
Das Quartett braucht jedoch nicht auf seine etwas verdächtigen Kenntnisse zurückzugreifen, wenn ihm die marquisanische Flora prächtige Farren, stolze Polypoden, chinesische Rosenbäume mit rothen und weißen Blüthen, oder ihre Gramineen und Solaneen, darunter den Tabak, ihre Labiaten mit violetten Büscheln, die den jungen Mädchen der Insel als beliebter Schmuck dienen, die hohen Ricinusstauden, ihre Dracänen, ihr Zuckerrohr oder ihre Orangen-und Citronenbäume zeigte, die, erst vor Kurzem eingeführt, in dem sonnendurchwärmten, von zahlreichen Gebirgswässern benetzten Boden ganz vorzüglich gedeihen.
    Da, eines Morgens, als das Quartett, einem Bergbache folgend, über das Dorf der Taïs bis zur Höhe der Gebirgskette aufgestiegen ist und sich ihm zu Füßen die Thäler der Taïs, der Taïpis und der Happas ausbreiten, da entringt sich ihm ein Ausruf der Bewunderung. Wären die Instrumente zur Hand gewesen, es hätte mit einem Meisterwerke der Musik auf diese Meisterwerke der Natur geantwortet, wenn auch ein paar Vögel die einzigen Zuhörer gewesen wären. Und sie ist obendrein so hübsch, die Kurukurutaube, die in diesen Höhen fliegt, so reizend, die kleine Salangane, und der Phaëton, der ständige Gast der Schluchten von Nuka-Hiva, flattert in gar so launischen Kreisen durch die laue Luft.
    Von einem giftigen Reptil hat man auch tief drinnen in den Wäldern

Weitere Kostenlose Bücher