Die Propeller-Insel
Gegenstände, die »tabuiert« sind, z. B. geheiligte Orte, Grabdenkmäler oder Häuptlingswohnungen, dürfen die kleinen Leute nicht berühren. Deshalb giebt es eine »Tabu-Classe«, zu der die Priester, die Zauberer oder Touas, die Akarkis oder Civilhäuptlinge gehören, und eine nicht dadurch geschützte Classe, der die Frauen und das gemeine Volk zugezählt werden. Und es ist nicht allein verboten, unter dem Tabu stehende Gegenstände zu berühren, sondern man darf auch nicht einmal die Blicke darauf richten.
»Und dieses Gesetz, fügt Cyrus Bikerstaff hinzu, wird auf den Marquisen ebenso streng gehandhabt, wie auf Pomotou oder den Gesellschaftsinseln, und ich würde Ihnen nicht rathen, meine Herren, gegen dasselbe zu verstoßen.
– Hörst Du es, braver Zorn? sagt Frascolin. Hüte Deine Hände und nimm Deine Augen in Acht!«
Der Violoncellist begnügt sich mit einem Achselzucken, als gingen ihm derlei Dinge gar nichts an.
Am 5. September hat Standard-Island den Ankerplatz bei Taio-Haë wieder verlassen. Es läßt im Osten die Insel Houa-Houna (Kuhuga), die östlichste der ersten Gruppe, liegen, von der nur die grünen Höhen in der Entfernung sichtbar werden und der es an jedem Strande gebricht, da sie überall von senkrecht abfallenden Ufern begrenzt wird. Natürlich verlangsamt Standard-Island auf der Fahrt längs dieser Inseln seine Geschwindigkeit, denn wenn eine solche Masse schnell vorüberglitte, würde das eine Sturmfluthwelle erzeugen, die alle Boote auf’s Land werfen und die Ufer überschwemmen müßte. Man hält sich auch auf einige Kabellängen entfernt von Uapou, das mit seinen vielen Basaltnadeln einen merkwürdigen Anblick bietet. Zwei Buchten, die eine mit dem Namen »Possession«, die andre mit der Bezeichnung »Bai de Bon-Accueil« verrathen hierdurch, daß sie Franzosen als Taufpathen gehabt haben. In der That hatte der Kapitän Marchand hier einmal die Flagge Frankreichs gehißt.
Kabelboje zur Herstellung der telephonischen Verbindung mit Amerika. (S. 163.)
Weiterhin und sich nach den Gewässern der zweiten Gruppe wendend, steuert Ethel Simcoë auf Hiva-Oa, oder mit ihrem spanischen Namen, die Insel Dominica zu. Vulcanischen Ursprungs und die größte des Archipels, mißt sie sechsundfünfzig Meilen im Umfange. Sehr deutlich kann man ihre aus schwärzlichem Gestein aufgebauten Steilufer sehen, ebenso wie die Wasserfälle, die sich von den mit üppigem Grün bedeckten Hügeln ihres Innern herabstürzen.
Eine Meerenge von drei Meilen Breite trennt diese Insel von Taou-Ata. Da Standard-Island diese nicht passieren konnte, mußte es letztere im Westen umschiffen, wo in die Bay Madre de Dios – auch Resolutions-oder Cooksbucht – die ersten europäischen Schiffe einliefen. Für diese Insel wäre es vortheilhafter. nicht so nahe bei Hiva-Oa zu liegen. Dann würde es weniger leicht zu Zank und Streit zwischen beiden kommen, und die Bewohner könnten sich nicht mit solcher Wuth hinschlachten, wie es jetzt der Fall ist.
Nachdem man noch an der unfruchtbaren, schutzlosen und unbewohnten Insel Motane vorübergekommen war, nimmt der Commodore Simcoë seine Richtung nach Fatou-Hiva, der alten »Insel Cook’s«. Sie besteht eigentlich nur aus einem ungeheuern Felsen, auf dem es von Vögeln der Tropenzone wimmelt, aus einer Art Zuckerhut von drei Meilen Umkreis.
Das ist das letzte südwestliche Eiland, das die Milliardeser am 9. September nachmittags aus den Augen verlieren. Seiner Reiseroute gemäß steuert Standard-Island nun nach Südwesten, um zum Archipel von Pomotou zu gelangen, dessen mittleren Theil es durchschiffen soll. Die Witterung im September, der dem März der nördlichen Halbkugel entspricht, hält sich immer vorzüglich.
Am Morgen des 11. September hat eine Schaluppe des Backbordhafens eine der großen Bojen angelaufen, die eines der Kabel der Madeleinebay trägt. Das Ende des mit einer Guttaperchalage gänzlich isolierten Kupferdrahtes wird mit den Apparaten des Observatoriums verbunden, so daß nun eine telephonische Unterhaltung mit jenem Küstenpunkte Amerikas ermöglicht ist.
Die Direction der Standard-Island Company wird wegen der Schiffbrüchigen von der malayischen Ketsch darum befragt, ob dem Gouverneur zugestanden wird, jene bis nach den Fidschi-Inseln mitzunehmen, von denen aus sie ihre Heimat leichter erreichen können.
Die Antwort lautet zustimmend, Standard-Island erhält sogar die Genehmigung, nach Westen bis zu den Neuen Hebriden zu gehen, um die
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