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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von der Compagnie die Genehmigung verlangt hätten, ungeheure Anlagen zu errichten, daß sie hunderttausend Schweine einführen und sie hier schlachten und pökeln und auf den verschiednen Archipelen des Großen Oceans verkaufen wollten…
    Hiernach kann man sich wohl vorstellen, daß das Haus Tankerdon’s und das Coverley’s zu zwei Pulverkammern wurden, bei denen ein Fünkchen genügte, sie und Standard-Island mit ihnen in die Luft zu sprengen. Man darf ja nicht vergessen, daß es sich um ein über den Tiefen des Meeres schwimmendes Bauwerk handelte. Eine solche Explosion konnte freilich nur eine – wenn der Ausdruck erlaubt ist – »geistige« sein, sie legte dann aber doch noch die Gefahr nahe, daß die Notabeln bald daran denken würden, von hier wegzuziehen. Das wäre aber ein Entschluß, der die ganze Zukunft und jedenfalls die finanzielle Lage der Standard-Island Company schwer in Frage stellte.
    Ueberall siedet und gährt es also und es drohen auch materielle Katastrophen. Wer weiß, ob die letzteren nicht unerwartet kommen werden!
    Die Behörden hätten sich auch etwas weniger in Sicherheit einwiegen und den Kapitän Sarol mit seinen Malayen, die hier so gastliche Aufnahme gefunden hatten, etwas schärfer im Auge behalten sollen. Diese Leute benehmen sich nicht etwa verfänglich, sie sind mundfaul, halten sich beiseite und drängen nicht, Verbindungen anzuknüpfen, sondern genießen das Wohlergehen, dessen sie sich auf ihren wilden Neuen Hebriden mit Bedauern erinnern werden. Sie scheinen demnach zu keinem Verdachte Ursache zu geben? Und doch! Jeder aufmerksame Beobachter würde bemerkt haben, daß sie ohne Unterlaß Standard-Island durchstreifen, Milliard-City aufs genaueste kennen zu lernen sachen, so als wollten sie einen ausführlichen Plan davon aufnehmen. Man trifft sie im Park und auf dem Lande. Sie erscheinen oft im Backbord-wie im Steuerbordhafen und beobachten das Ein-und Auslaufen der Schiffe. Man sieht sie auf weiten Spaziergängen das Ufer aufmerksam betrachten, wo die Zollbeamten Tag und Nacht scharf aufpassen, und die Batterien besuchen, die die Insel am Vorder-und am Hintertheile vertheidigen. Da die Malayen gar nichts zu thun hatten, erschien das alles ja ganz natürlich und veranlaßte niemand, gegen ihr Thun und Treiben Verdacht zu schöpfen.
    Bei nur langsamer Fahrt gelangt der Commodore Simcoë allmählich weiter nach Süden. Yvernes, der sich ganz verändert hat, seitdem er ein »schwimmender Insulaner« geworden ist, überläßt sich ganz dem Genusse dieser Fahrt, dem sich auch Frascolin und Pinchinat nicht entziehen können. Sie verleben herrliche Stunden im Casino, wo man ihre vierzehntägigen Concerte mit Strömen von Gold honoriert. Jeden Morgen unterrichten sie sich aus den Zeitungen von Milliard-City, denen die neuesten Nachrichten durch die Kabel zugehen, über alle Vorkommnisse in der Gesellschaft, der Wissenschaft, der Kunst und der Politik. Bezüglich der letzteren ist vorzüglich zu bemerken, daß die englische Presse nie aufhört, sich über diese bewegliche Insel zu beklagen, die den Stillen Ocean als Gebiet für ihre Fahrten benützt. Auf Standard-Island, wie in der Madeleinebay legt man auf solche Nörgeleien freilich keinen Werth.
    Wir erwähnen hier auch, daß Sebastian Zorn und seine Kameraden in den Nachrichten aus der Fremde schon seit mehreren Wochen lesen konnten, daß die amerikanischen Zeitungen ihr plötzliches Verschwinden meldeten, was bei dem Rufe, den das berühmte Concert-Quartett überall genoß, natürlich großes Aufsehen erregen mußte. San Diego hatte es am bestimmten Tage nicht zu sehen bekommen, und von San Diego war auch der erste Alarmruf ausgegangen. Eifrige Nachforschungen ergaben schließlich, daß die Künstler sich an Bord der Schraubeninsel befanden, wohin sie von der Küste Niedercalifornicus durch eine listige Ueberrumpelung verlockt worden waren. Da sie gegen diese Entführung aber keinen officiellen Widerspruch erhoben, kam es nicht zu einem diplomatischen Notenwechsel zwischen der Compagnie und der Bundesregierung. Das Quartett mochte ja wissen, daß es allemal willkommen war, wenn es ihm zurückzukehren beliebte.
    Freilich mußten die beiden Violinen und die Bratsche dem Violoncell Schweigen gebieten, der nicht bös darüber gewesen wäre, wenn der Zwischenfall zu einer Kriegserklärung zwischen der Neuen Welt und dem Juwel des Stillen Oceans geführt hätte. Die Künstler hatten übrigens seit ihrer unfreiwilligen Einschiffung

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