Die Propeller-Insel
Meilen Länge und, an seiner madreporischen Basis gemessen, nenn Meilen Breite.
Wir erwähnten schon, daß es 1878 durch einen Cyclon verheert wurde, der es nöthig machte, den Hauptort des Archipels nach Fakarava zu verlegen.
Bei dem so mächtigen Klima der Tropenzone hätte man freilich erwarten können, daß die angerichteten Schäden sich nach wenigen Jahren wieder ausglichen. In der That hat sich Anaa auch soweit erholt, daß es zur Zeit fünfzehnhundert Einwohner zählt.
Gegen Fakarava bleibt es indeß immer darum im Nachtheil, daß hier die Verbindung mit dem Meere nur durch eine enge Wasserstraße mit starker Strömung nach außen möglich ist, während die Lagune von Fakarava zwei breite Durchgänge, im Norden und im Süden, besitzt. Doch wenn sich der Hauptmarkt für Cocosöl auch nach letzterer Insel gewendet hat, so lockt das malerische Anaa doch noch alle Besucher an.
Nachdem Standard-Island sich unter den günstigsten Verhältnissen festgelegt hat, lassen sich viele Milliardeser nach dem Lande befördern. Sebastian Zorn und seine Kameraden sind unter den ersten, denn auch der Violoncellist hat sich bewegen lassen, an dem Ausfluge theilzunehmen.
Nachdem sie sich unterrichtet hatten, auf welche Weise diese Insel einst entstand – übrigens war das ganz ebenso, wie bei den übrigen zugegangen – wenden sie sich zuerst nach dem Dorfe Tuahora. Der Kalkrand oder der Korallenring hat hier eine Breite von vier bis fünf Metern, erhebt sich nach dem Meere zu ziemlich steil, fällt aber nach der Lagune zu, die wie in Rairoa und Fakarava etwa hundert Seemeilen Umfang hat, ziemlich sanft ab. Auf diesem Ring stehen tausende von Cocosbäumen, die den hauptsächlichsten, um nicht zu sagen, den einzigen Reichthum der Insel bilden.
Tuahora wird von einer sandigen, durch ihr glänzendes Weiß auffallenden Straße durchschnitten. Der französische Resident wohnt nicht mehr hier, seit Anaa seine Rolle als Hauptort ausgespielt hat. Die von einer schwachen Umwaltung geschützte Wohnung besteht aber noch heute, und über der Kaserne der kleinen Besatzung, die unter dem Befehl eines Marine-Sergeanten steht, weht die dreifarbige Fahne.
Die übrigen Wohnungen von Tuahora sind auch keine eigentlichen Hütten, sondern bequeme, gesunde, ziemlich gut ausgestattete Häuschen, die der Mehrzahl nach auf Korallengrund errichtet wurden. Pandanusblätter bilden ihre Bedachung, und das Holz dieses kostbaren Baumes diente zur Herstellung von Thüren und Fenstern. Da und dort sind sie von Gemüsegärten umgeben, für die die nöthige Erde erst weit herbeigeschafft werden mußte und die im allgemeinen einen reizenden Anblick gewähren.
Vertreten die Eingebornen hier mit einer mehr schwärzlichen Haut auch keinen so ausgesprochnen Typus und ist ihre Physiognomie weniger ausdrucksvoll, ihr Charakter minder liebenswürdig als der der Bewohner der Marquisen, so dürfen sie doch als gute Muster der Bevölkerung im äquatorialen Ocean betrachtet werden. Intelligente und fleißige Arbeiter, wie sie es sind, leisten sie der physischen Degeneration, die die Eingebornen des Stillen Oceans bedroht, voraussichtlich auch bessern Widerstand.
Ihre Hauptindustrie besteht, wie Frascolin sich überzeugen konnte, in der Gewinnung des Cocosöls, woraus sich auch die überraschende Menge von Cocospalmen in den Pflanzungen des Archipels erklärt. Diese Bäume entwickeln sich hier ebenso leicht, wie die Korallenbildungen auf der Oberfläche der Atolle.
Sie haben aber einen Feind, den die Pariser Ausflügler auch kennen lernen sollten, als sie sich eines Tages auf dem Strand des innern Sees gelagert hatten, dessen grünes Wasser so auffallend gegen das Blau des Himmels absticht.
Da wird plötzlich erst ihre Verwunderung und dann ihr Entsetzen durch ein rasselndes Geräusch im Buschwerk erregt.
Was zeigt sich ihren Blicken? – Eine Crustacee von ungeheurer Größe.
Sofort springen sie auf die Füße und starren das Unthier an.
»Pfui, die häßliche Bestie! ruft Yvernes.
– Das ist eine Krabbe!« antwortet Frascolin.
In der That war es eine Krabbe (Taschenkrebs), und zwar der sogenannte Birgo der Eingebornen, von denen es auf der Insel so viele giebt. Ihre Vorderfüße bilden zwei kräftige Scheeren, womit sie die ihnen zur Nahrung dienenden Nüsse zu öffnen vermögen. Diese Birgos leben auf dem Lande in einer Art Dachsbauten, die sie zwischen den Baumwurzeln aushöhlen und mit Cocosfasern tapezieren.
Meist in der Nacht suchen sie die
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