Die Propeller-Insel
heruntergefallenen Nüsse, klettern jedoch im Nothfall auch auf die Bäume und werfen die Cocosnüsse selbst hinunter. Die Krabbe hier muß, wie Pinchinat sagt, furchtbar vom Hunger geplagt worden sein, da sie ihr dunkles Versteck am hellen Tage verlassen hatte.
Man läßt das Thier ungestört, um es bei seinem Thun und Treiben beobachten zu können. Dieses bemerkt eine große Nuß zwischen dem Gesträuch; von derselben entfernt es zunächst mit den Scheeren die Fasern der Schaale und schlägt und hämmert dann tüchtig auf die nackte Hülle. Nachdem die Nuß geöffnet ist, zieht der Birgo den Inhalt mit seinen sehr scharf zulaufenden Hinterfüßen heraus.
»Offenbar, meint Yvernes, hat die Natur den Birgo zum Oeffnen der Cocusnüsse geschaffen.
– Ja, und die Cocosnuß, um dem Birgo als Nahrung zu dienen, setzt Frascolin hinzu.
– Und wenn wir nun die Absicht der Natur vereitelten, indem wir die Krabbe hindern, diese Nuß zu verzehren und diese Nuß von der Krabbe verzehren zu lassen? fällt Pinchinat ein.
– Ich bitte Euch, sie nicht zu belästigen, sagt Yvernes. Wir wollen auch bei Landkrabben keine schlechte Vorstellung von Parisern, die sich auf Reisen befinden, erwecken!«
Alle stimmten dem zu, und die Krabbe, die erst einen grimmigen Blick auf »Seine Hoheit« geworfen hat, belohnt mit einem dankbaren Blicke die erste Geige des Concert-Quartetts.
Nach sechsstündigem Aufenthalt vor Anaa steuert Standard-Island nach Norden weiter und durch das Gewirr von Inseln und Eilanden, durch die es der Commodore Simcoë mit kundiger Hand hindurchführt. Milliard-City ist während der Fahrt zu Gunsten der Küste und vorzüglich der Nachbarschaft der Rammspornbatterie ziemlich entvölkert. Immer sind Inseln in Sicht oder richtiger herrliche Blumenkörbe, die auf dem Wasser schwimmen, so daß man einen Blumenmarkt auf einem holländischen Canal vor Augen zu haben glaubt. Zahlreiche Piroguen tummeln sich in der Nähe der beiden Häfen umher, doch verwehren ihnen die Hafenbeamten nach strengem, darüber erhaltenem Befehl die Einfahrt. Viele eingeborne Frauen kommen sogar schwimmend herbei, wenn die bewegliche Insel nahe dem madreporischen Ufer dahingleitet. Daß sie die Männer nicht in den Booten begleiten, rührt daher, daß diese Fahrzeuge für das schönere Geschlecht von Pomotou unter Tabu stehen, so daß sie darin also nicht Platz nehmen dürfen.
Am 4. October hielt Standard-Island vor Fakarava, am südlichen Eingange zu demselben, an. Bevor die Boote zur Ueberführung von Besuchern abstoßen, erscheint der französische Resident im Steuerbordhafen, von wo aus der Gouverneur Befehl giebt, ihn nach dem Stadthause zu geleiten.
Die Zusammenkunft gestaltet sich sehr herzlich. Cyrus Bikerstaff hat das officielle Aussehen, das er bei Ceremonien dieser Art anzunehmen pflegt. Der Resident, ein alter Officier von der Marine-Infanterie, giebt ihm darin nichts nach, man kann sich unmöglich ein Paar ernstere, würdigere und höflichere Leute als die beiden Herren vorstellen. Nach dem Empfang besichtigt der Resident Milliard-City, wobei ihn Calistus Munbar begleitet. In ihrer Eigenschaft als Franzosen schließen sich unsre Pariser mit Athanase Dorémus dem Oberintendanten an, und dem Residenten macht es eine wahre Freude, hier mit Landsleuten zusammenzutreffen.
Am nächsten Tag erwidert der Gouverneur dem alten Officier in Fakarava seinen Besuch und Beide nehmen wieder die officiellen Gesichter von gestern an. Ans Land gekommen, begiebt sich das Quartett nach der Residenz… eine sehr einfache Wohnstätte mit einer Garnison von einem Dutzend alter Seesoldaten. Ueber dem Laufe flattert die französische Flagge im warmen Winde.
Obwohl Fakarava die Hauptstadt des Archipels geworden ist, kann es sich, wie gesagt, mit Anaa doch nicht vergleichen. Das Dorf – denn den Namen einer Stadt verdient es nicht – liegt nicht so malerisch unter dem Grün der Bäume, und auch seine Bewohner sind minder seßhafter Natur. Abgesehen von der Fabrikation von Cocosöl, die in Fakarava selbst betrieben wird, beschäftigt sich die Einwohnerschaft mit dem Einsammeln von Perlenmuscheln. Der Vertrieb der Perlmutter, die sie dabei gewinnen, zwingt sie zu häufigem Besuche der Nachbarinsel Toau, wo die Bearbeitung derselben erfolgt. Als kühne Taucher zögern die Eingebornen nicht, bis zur Tiefe von zwanzig bis dreißig Metern hinabzugehen und sind nicht nur an den starken Druck, dem sie dabei unterliegen, sondern auch daran gewöhnt, den Athem
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