Die Propeller-Insel
nächsten Morgen erblickt man die Insel Akiti, deren Klippen mit Bryonia, Purpurpfirsichen, einem gelblichen Grase und mit welligem Borretsch bedeckt sind. Sie unterscheidet sich von den andern Inseln dadurch, daß sie keine innere Lagune hat. Dadurch, daß sie die Durchschnittshöhe der übrigen übertrifft, ist sie schon aus etwas größrer Entfernung sichtbar.
Am nächsten Tage zeigt sich eine andre unbedeutende Insel, Amanu, deren Lagune mittelst zweier Durchbrüche mit dem Meere in Verbindung steht.
Während die Bevölkerung von Milliard-City nichts anders verlangt, als ungestört durch den Archipel hinzugleiten, den sie schon im Vorjahre besucht hat, und zufrieden ist, dessen Wunder im Vorüberfahren zu genießen, hätten sich Pinchinat, Yvernes und Frascolin gewünscht, daß hier einmal angehalten würde, was ihnen Gelegenheit gegeben hätte, die durch die Arbeit der Polypen entstandnen, also wie Standard-Island künstlichen Inseln näher zu besichtigen.
»Die unsrige, bemerkt dazu der Commodore Simcoë, hat nur die Fähigkeit der freien Fortbewegung…
– Leider gar zu sehr, erwiderte Pinchinat, weil sie niemals anhält.
– Sie wird bei den Inseln Hao, Anaa und Fakarava Halt machen, und Sie, meine Herren, werden Muße haben, diese zu durchstreifen.«
Auf die Frage nach der Art der Entstehung dieser Inseln, entwickelt Ethel Simcoë die fast allgemein angenommene Theorie, nach der sich der Boden dieses Theiles des Stillen Oceans um etwa dreißig Meter gesenkt habe. Auf dessen wasserüberdeckten Gipfeln hätten die Zoophyten, die Polypen eine feste Basis gefunden um ihre Korallenbauten aufzurichten. Nach und nach wären diese Bauten in Folge der Thätigkeit von Infusorien, die in größrer Tiefe nicht gedeihen konnten, bis über die Oberfläche emporgewachsen und hätten diesen Archipel gebildet, dessen Inseln in Barren und kleinere oder größere Atolls zerfallen. Unter letzteren versteht man alle, die noch eine innere Lagune aufweisen. Durch Sturm und Wellen wurden dann Pflanzenbestandtheile darauf geworfen, die schließlich eine Humusschicht bildeten. Als die Winde derselben hierauf auch Samenkörner zuführten, erhob sich die Vegetation auf den Korallenringen. Der kalkhaltige Boden bedeckte sich mit Gräsern und Pflanzen, mit Büschen und Bäumen, wozu das warme Klima nicht wenig beitrug.
»Und wer weiß, rief Yvernes in einem Ausbruch von prophetischem Enthusiasmus, ob der vom Großen Ocean verschlungne Continent nicht einmal wieder zur Oberfläche heraufsteigt. Dann werden hier, wo Dampfer und Segler verkehren, vielleicht Schnellzüge dahineilen, die die Alte und die Neue Welt verbinden….
– Abwarten… abwarten, alter Jesaias!« ruft ihm Pinchinat respectlos zu.
Wie der Commodore Simcoë gesagt hatte, hielt Standard-Island am 23. September vor der Insel Hao an, der es sich bei der großen Wassertiefe sehr weit nähern konnte. Seine Boote bringen einige Besucher durch die rechte, von Cocosbäumen besetzte Einfahrt nach dem Lande. Hier muß man noch fünf Meilen zurücklegen, um nach dem größten, auf einem Hügel gelegnen Dorfe zu gelangen. Auch dieses zählt nur zwei-bis dreihundert Einwohner, meist Perlmutterfischer, die für tahitische Handelshäuser thätig sind. Hier giebt es in Ueberfluß jene Pandanus und Mikimikis-Myrthen, die ersten Bäume eines Bodens, auf dem jetzt das Zuckerrohr, die Ananas, der Taro, die Bryonia, der Tabak und vorzüglich die Cocospalme gedeihen, von welch’ letzterer die Insel über vierzigtausend Exemplare enthält.
Dieser »Baum der Vorsehung« gedeiht fast ohne jede Pflege. Seine schwarze Nuß dient den Eingebornen als Nahrung und übertrifft als solche weit die Früchte des Pandanus. Mit ihr füttern sie ihre Schweine, ihr Geflügel und selbst ihre Hunde, die man wieder mit Vorliebe verspeist. Daneben liefert die Cocosnuß auch ein vortreffliches Oel, wenn sie, zerrieben und an der Sonne gedörrt, nur einem mäßigen Drucke ausgesetzt wird. Die Schiffe führen von hier ganze Ladungen jener Koprah nach dem Continente aus, wo man sie weit besser auszunützen versteht.
In Hao darf man sich über die Bevölkerung Pomotous kein Urtheil bilden wollen, dazu sind hier der Eingebornen zu wenige. Dagegen hat das Quartett jene besser auf Anaa beobachten können, vor dem Standard-Island am Morgen des 27. September eintrifft.
Anaa mit seinen prächtigen Wäldern erblickt man erst aus geringer Entfernung. Als eine der größten Inseln des Archipels hat es fünfzehn
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