Die Propeller-Insel
bis vor die nordwestlich und jenseits dieser Landspitze gelegne Hauptstadt Papeete zu gelangen. Nun war aber der Rath der Notabeln zusammengetreten. Wie in allen solchen Fällen befehden sich darin zwei Parteien. Die eine, unter der Führung Jem Tankerdon’s, spricht sich für einen westlichen, die andre, mit Nat Coverley, für einen östlichen Curs aus. Cyrus Bikerstaff, dem bei Meinungsverschiedenheiten die entscheidende Stimme zukommt, erklärt darauf, daß man nach Papeete mittelst Umschiffung der Insel im Süden gehen werde. Diese Entscheidung kann dem Quartett nur höchst gelegen kommen, denn sie gestattet ihm, die ganze Schönheit dieser Perle des Oceans, der Neuen Kythera Bougainville’s, zu bewundern.
Tahiti hat eine Oberfläche von tausendundzweiundvierzig Quadratkilometern. Seine Bevölkerung, die sich 1876 auf siebentausend Eingeborne, dreihundert Franzosen und elfhundert andre Ausländer belief, zählt jetzt nicht mehr als siebentausend Köpfe. Geometrisch zeigt es genau die Form einer Kürbisflasche, deren weiten Theil die Hauptinsel bildet, welche mit dem von der Halbinsel Tatarapu gebildeten Halse durch den schmalen Isthmus von Taravao zusammenhängt.
Frascolin war es, der diesen Vergleich anstellte, da er eine in großem Maßstabe gehaltene Karte des Archipels studiert hat, und seine Kameraden finden jenen so zutreffend, daß sie Tahiti noch auf den neuen Namen »Die Kürbisflasche der Tropen« taufen.
Seit Errichtung der Schutzherrschaft am 9. September 1842 zerfällt Tahiti administrativ in sechs Aemter, die in einundzwanzig Bezirke zerstückelt sind. Noch sind die Schwierigkeiten nicht vergessen, wozu es damals zwischen dem Admiral Dupetit-Thouars, der Königin Pomare und England kam, und zwar in Folge der Aufhetzungen jenes verächtlichen Bibel-Baumwollenhändlers, der sich Pritchard nannte und der in den »Guêpes« Alphonse Karr’s so geistvoll carikiert wurde.
Doch das gehört der Geschichte an und es wird davon jetzt ebensowenig gesprochen, wie von den Thaten des angelsächsischen Krämers.
Standard-Island kann sich bis auf eine Meile an die Küste der Kürbisflasche der Tropen heranwagen. Diese Flasche ruht nämlich auf Korallenuntergrund, der ganz steil in die Tiefen des Oceans abfällt. Ehe man aber so nahe herankommt, haben die Milliardeser ihre imposante Masse, ihre von der Natur mehr als die der Sandwich-Inseln begünstigten Berge, ihre grünenden Gipfel und waldigen Thäler, ihre Pics, die wie die Pinakeln eines gothischen Domes aufstreben, und ihren Gürtel von Cocospalmen, der sich im Schaume der Brandung badet, bewundern können.
Im Laufe des Tages und während der Fahrt längs der Westküste haben alle Neugierigen vom Steuerbordhafen aus, das Lorgnon vor den Augen – natürlich führt ein jeder Pariser ein solches mit sich – die tausend Einzelheiten der Küste betrachten können; den Bezirk Papenoo, in dessen breiten Thale am Fuße der Berge man einen Fluß gewahrt, der sich an einer Stelle, wo sich auf der Strecke von einigen Meilen kein Riffgürtel erhebt, in den Ocean ergießt; ferner Hitiaa, einen recht sichern Hafen, von dem aus ungezählte Millionen von Orangen nach San-Francisco ausgeführt werden, und endlich Mahaena, wo die Eroberung der Insel 1845 nur nach heftigem Kampfe mit den Eingebornen ihren letzten Abschluß fand..
Des Nachmittags kommt man gegenüber der schmalen Landzunge von Taravao an. Die Halbinsel umschiffend, nähert der Commodore Simcoë sich dieser genug, um die fruchtbaren Gefilde von Tautira ebenso erkennen zu können, wie die zahlreichen Wasserläufe, die daraus eines der reichsten Gebiete des Archipels machen. Auf einem Teller von Korallen ruhend, sendet Tatarapu majestätisch die rauhen Abhänge seiner erloschenen Krater zum Himmel empor.
Mit dem nahen Untergange der Sonne kleiden diese sich noch einmal in glühenden Purpur, die Schattierungen werden milder und die Farben schmelzen zu warmen, durchsichtigen Dünsten zusammen. Bald erscheint alles nur noch als unbestimmte Masse, von der aus der Duft der Orangen-und Citronenbäume sich mit dem Abendwinde verbreitet. Nach sehr kurzer Dämmerung ist es vollständig Nacht geworden.
Standard-Island umschifft noch die äußerste südwestliche Ecke der Insel und schwimmt mit Tagesanbruch vor der Westküste des Isthmus.
Der fleißig cultivierte und volkreiche Bezirk Taravao hat zwischen den Orangenwäldern treffliche Straßen, die ihn mit dem Bezirk Papeari verbinden. Auf seinem höchsten
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