Die Propeller-Insel
Punkte liegt ein Fort, das beide Seiten des Isthmus beherrscht und dessen wenige Kanonen außerhalb der Schießscharten eine nach unten weisende Mündung ihrer Rohre zeigen. Im Hintergrunde dehnt sich der Phaëtonhafen aus.
»Warum glänzt der Name jenes tollkühnen Lenkers des Sonnenwagens auf diesem Isthmus?« fragt sich Yvernes.
Bei langsamer Fahrt folgt man ihren, den Korallenuntergrund mehr aufweisenden Conturen, die die Westküste Tahitis kennzeichnen. Neue Bezirke von wechselndem Aussehen tauchen nach einander auf: Papeïri mit zuweilen sumpfigen Ebenen, Mataiea, der herrliche Hafen von Papeuriri, dann ein langes, von dem Vaihiriaflusse durchströmtes Thal, und im Hintergrunde ein fünfhundert Meter hoher Berg, der fast einem Waschtische mit einem einen halben Kilometer weiten Becken darauf ähnelt. Dieser alte, jedenfalls mit Süßwasser erfüllte Krater scheint mit dem Meere in gar keiner Verbindung zu stehen.
Nach dem Bezirke Ahauraono, wo Baumwolle in großer Menge gebaut, und nach dem von Papara, in dem ebenfalls starker Landbau getrieben wird, sieht man von Standard-Island aus und jenseit der Landspitze von Mara das große Thal von Paruvia, das sich vom Diademberge herabzieht und vom Punarun bewässert wird. Jenseit Taapunas, der Talaospitze und der Mündung der Faa wendet sich der Commodore Simcoë ein wenig nach Nordost, vermeidet geschickt das Eiland Motu-Uta und trifft am Abend um sechs Uhr vor dem Einschnitte ein, der den Zugang nach der Bay von Papeete bildet.
Am Eingange zeigt sich der in wunderlichen Windungen durch das Korallenriff verlaufende Canal, den bis zur Farentespitze kaum je gebrauchte Kanonen kennzeichnen. Selbstverständlich braucht Ethel Simcoë, Dank seinen Karten, hier keine Lootsen, wie die Walfängerschiffe, die vor dem Canale liegen. Bald erscheint ein Boot mit gelber Flagge. Es ist »die Sanität«, die Gesundheitspolizei, die im Steuerbordhafen Erkundigungen einzieht. Man ist auf Tahiti sehr streng und niemand darf hier ans Land geben, ohne von dem Hafenarzte, der in Begleitung eines Officiers erscheint, dazu Erlaubniß erhalten zu haben.
Im Steuerbordhafen angelangt, setzt sich der Arzt sofort mit den Behörden von Standard-Island in Verbindung. Es handelt sich nur um eine Formalität. Kranke giebt es weder in Milliard-City, noch in dessen Umgebung. Jedenfalls sind alle epidemischen Krankheiten, wie Cholera, Influenza, Gelbes Fieber u. dgl., hier unbekannt. Nach Gebrauch wird also ein »reines Patent« gewährt. Doch da nach dem schwachen Versuche einer Dämmerung schon die Nacht hereinbricht, verschiebt man die Ausschiffung bis zum folgenden Morgen, und Standard-Island entschlummert in Erwartung des kommenden Tages.
Mit dem Morgenrothe krachen Schüsse. Die Rammspornbatterie begrüßt mit einundzwanzigfachem Donner die Inselgruppe und Tahiti, die Hauptstadt des französischen Protectorats. Gleichzeitig hebt und senkt sich auf dem Thurme des Observatoriums dreimal die rothe Flagge mit goldner Sonne.
Von der Batterie an der Spitze der großen Einfahrt nach Tahiti wird der Salut Schuß für Schuß erwidert.
Schon zu früher Stunde ist der Steuerbordhafen sehr belebt. Die Trambahnen bringen eine große Menge Touristen, die nach der Hauptstadt des Archipels wollen, und Sebastian Zorn und seine Kameraden gehören darunter zu den ungeduldigsten. Da die Boote der Schraubeninsel nicht alle aufzunehmen vermögen, bieten sich sogleich Eingeborne an, die Fremden über die kurze, sechs Kabellängen messende Strecke zwischen dem Steuerbordhafen und der Insel zu befördern.
Der Gouverneur muß natürlich zuerst übergeführt werden, da er sich den Civil-und Militärbehörden Tahitis vorstellen und auch einen Besuch bei der Königin machen muß.
Gegen neun Uhr morgens nehmen Cyrus Bikerstaff, seine Adjuncten Barthelemy Ruge und Hubert Harcourt, alle in großer Uniform, in der Galaschaluppe Platz. Ihnen schließen sich noch die ersten Notabeln beider Stadthälften, darunter Nat Coverley und Jem Tankerdon, der Commodore Simcoë nebst seinen Officieren in glänzenden Uniformen, sowie Colonel Stewart nebst Begleitung an, und alle begeben sich nach dem nahen Hafen von Papeete.
Sebastian Zorn, Frascolin, Yvernes und Pinchinat, sowie Athanase Dorémus und Calistus Munbar besteigen mit noch einigen städtischen Beamten ein andres Boot. Viele Canots und Piroguen der Eingebornen geben der officiellen Welt von Milliard-City das Geleite.
Der Hafen von Papeete ist ganz ausgezeichnet und von
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