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Die Prophetin vom Rhein

Titel: Die Prophetin vom Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Fremden diese Auskünfte, wo sie den Kindern doch eingeschärft hatte, so wenig wie möglich von sich preiszugeben, bis sie ihr Ziel erreicht hätten?
    »Der Erzbischof von Mainz …« Adas Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich hatte so sehr gehofft, ihn in Kloster Eberbach anzutreffen, aber …«
    Sie taumelte, suchte nach einem Halt und lehnte sich in Ermangelung von etwas Besserem an den Weißen, Theresas kreuzbraven Wallach mit der Blesse, die ihm den Namen eingetragen hatte. Das Tier ließ es sich schnaubend gefallen. Es war jetzt ihr einziges Pferd, nachdem das andere vor ein paar Tagen alle viere von sich gestreckt hatte. Was hieß, dass sie nun noch langsamer vorankommen würden.
    »Der Erzbischof hat Eberbach verlassen und ist nach Bamberg geritten«, sagte der Mann. »Es scheint ungewiss, wann er wieder an den Rhein zurückkehren wird, so wie die Dinge gerade liegen.« Er sah Ada an und schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich beginne mir ernsthaft Sorgen um Euch zu machen. Ihr schwankt ja noch immer und seid kreidebleich! Wollt Ihr Euch nicht ein wenig ausruhen?
Willem, den Hocker und unseren Proviantkorb - und beeil dich gefälligst!«
    Der Jüngere lief zu dem Packpferd, das sie mit sich führten. Schon nach wenigen Augenblicken kam er mit einem aufklappbaren Sitzmöbel zurück, auf das Ada sich mit einem Seufzer der Erleichterung sinken ließ.
    Gerade noch rechtzeitig, denn das Boot, das bislang ruhig und gleichmäßig unter den Stößen der Fährleute vorangekommen war, geriet in der Strommitte auf einmal ins Trudeln und begann bedenklich zu schwanken. Waren das jene gefährlichen Untiefen im Rhein, vor denen andere Reisende sie so eindringlich gewarnt hatten?
    Plötzlich war auch Gero wieder an ihrer Seite. Obwohl er grünlich im Gesicht war, griff er ebenso gierig wie Theresa nach dem weißen Brot. Der geräucherte Fisch dagegen verschwand zögerlicher in seinem Mund.
    »Habt ihr denn kein Fleisch?«, sagte er, mit vollen Backen kauend. »Oder wenigstens ein ordentliches Stück Käse? Ich mach mir eigentlich nicht besonders viel aus Wassergetier, müsst ihr wissen.«
    »Damit können wir leider nicht dienen.« Die Stimme des Älteren klang plötzlich belegt.
    »Verhungern wirst du schon nicht, Kleiner!« Willems breites Lachen entblößte einen abgeschlagenen Schneidezahn, der ihm etwas Jungenhaftes verlieh.
    Ada ließ den Kindern den Vortritt und begnügte sich mit ein paar Schlucken Most aus einer bauchigen Lederflasche.
    Inzwischen glitt die Fähre wieder einigermaßen ruhig dahin. Waren die beiden Fremden Vater und Sohn? Theresa konnte in den so unterschiedlichen Männergesichtern beim besten Willen keinerlei Ähnlichkeit entdecken.
    »Ihr seid sehr gütig«, hörte sie die Mutter nach einer
Weile sagen. »Und zudem offenbar bemerkenswert gut unterrichtet.«
    Die Spur eines Lächelns auf dem strengen Gesicht des Älteren.
    »Gebietet uns der Glaube nicht, mildtätig und barmherzig zu sein, auch und gerade Fremden gegenüber?« Er deutete eine Verneigung an. »Adrian van Gent, verzeiht mein Versäumnis! Der junge Mann neben mir ist mein geliebter Neffe Willem. Wir sind flandrische Kaufleute, die viel herumkommen.«
    »Und die soeben das Glück hatten, einige ihrer Waren am erzbischöflichen Hof anbieten zu dürfen.« In Willems Stimme schwang unüberhörbarer Stolz mit. »Dabei erfuhren wir überaus freundliche Aufnahme. Seitdem …«
    »Das gehört doch nicht hierher, Willem!«, unterbrach Adrian ihn schroff.
    Der Neffe wirkte brüskiert, ließ sich aber nicht lange einschüchtern. »Und wer seid Ihr?«, fragte er.
    Schaute er dabei nicht einen Augenblick länger zu Theresa, als es eigentlich nötig gewesen wäre? Ihr Herz jedenfalls machte einen freudigen Satz.
    »Die Reichsgräfin zu Ortenburg«, erwiderte Ada und sah plötzlich größer aus. »Und diese beiden sind meine Kinder Theresa und Gero.« Plötzlich schien sie es aufgegeben zu haben, sich weiterhin zu verstecken.
    Adrian van Gent gelang es, seine Überraschung zu verbergen, trotzdem war ihm anzusehen, dass er mit solch einer Eröffnung niemals gerechnet hatte.
    Geros Augen waren bei Willems Worten blank vor Neugierde geworden. »Verkaufst du dem Erzbischof auch Schwerter und Ringelpanzer?«, stieß er aufgeregt hervor. »Damit er wie mein Herr Vater die Heiden zu Jerusalem niederschlagen kann?«

    »Wo denkst du hin!« Willem schüttelte den Kopf. »Wir handeln ganz friedlich mit edlen Tuchen, mit Barchant und Seide. Unsere

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