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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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den weißen, rosa, blauen und grauen Figurinen und streckte die Hand nach einer sitzenden Frau mit einem Kuhkopf und einer Scheibe zwischen den Hörnern aus.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich für die Göttin Hathor entschieden.«
    »Wofür war sie Göttin?« fragte ich. »Für Milchprodukte?«
    Anton grinste. »Also, den meisten Überlieferungen zufolge war sie Aphrodite vergleichbar. Die Göttin der Liebe, des Ge-bärens, des Tanzes und so weiter. Genau weiß das niemand. In der Ägyptologie ist so gut wie nichts sicher.«
    »Stimmt. Meine Schwester meint, fast alles ist umstritten, auch wenn es ein paar Fakten gibt.«
    Anton nickte. »Und da das so ist, könnte Hathor die Göttin von allem möglichen sein.«
    Als ich die Statue ergriff, durchschoß mich eine kalte Vorahnung. Ein paar Sekunden lang hörte ich ein schrilles Jammern und das Scheppern von Zymbeln. Verwirrt blickte ich mich um: Der halbdunkle Raum schien voller kreisender Leiber mit schwarzen Haaren und weißen Roben zu sein, die wie Kreisel um ihre eigene Achse wirbelten. Doch nach einem kurzen Moment hatte sich das Bild wieder verflüchtigt.
    Mit plötzlich zittrigen Händen stellte ich die Statue zu den anderen zurück: menschliche Körper mit Tierköpfen. Anton sah mir zu. »Geht es Ihnen nicht gut?« fragte er.
    »Doch, doch, kein Problem. Ich hatte eben nur einen surrealistischen Aussetzer«, antwortete ich mit verkrampftem Lächeln. Noch so ein seltsames Erlebnis, dachte ich.
    Mit wackligen Beinen durchquerte ich den Laden, um die farbenfrohen Tücher zu bewundern, mit denen die Rückwand dekoriert war. Nervös betastete ich meinen Ankh.
    »Sie wollen kaufen, Lady?«
    Ich drehte mich um und sah einen kleinen Jungen mit einem Silbertablett, auf dem kleine arabische Teegläser standen. Ich bezahlte die Postkarten und hastete auf die sonnige Straße hinaus.
    Anton folgte mir. »Ist alles in Ordnung?« fragte er. Sein scharf geschnittenes Gesicht verriet Besorgnis.
    Mit bebenden Fingern schnürte ich meinen Rucksack auf und steckte die Postkarten hinein. Anton bot mir eine Zigarette an, die er mit höflicher Geste und einem goldenen Feuerzeug anzündete. Das ist kein gewöhnlicher Rucksacktourist, dachte ich flüchtig. Dann fiel mir alles wieder ein. Die Bilder waren so intensiv, so real gewesen. Ich hatte das Gefühl gehabt . an einen anderen Ort versetzt zu werden . und zwar mit Leib und Seele. Mir war ein wenig übel. Ich inhalierte tief und labte mich an dem Stechen des aromatischen Tabaks, der sich in meine Lunge brannte und mich wahrscheinlich ein weiteres Jahr meines Lebens kosten würde.
    »Ja, alles in Ordnung. Ich hatte bloß das Gefühl, als wäre für einen Moment die Zeit stehengeblieben, und ich könnte Vergangenheit und Gegenwart spüren - so als würde sich ein Fenster in eine andere Welt öffnen .« Ich verstummte, denn die Erinnerung an die herumwirbelnden und kreisenden Leiber verblaßte rapide in dem hellen ägyptischen Nachmittag mit seinen quäkenden Radios und hupenden Autos. Ich trat die Zigarette aus und schämte mich für mein Gequassel.
    »Es tut mir leid. Das klingt verrückt.«
    Ich drehte mich von Anton weg.
    »Kommen Sie, ich lade Sie zu Kaffee und Kuchen ein«, bot er mir an.
    »Danke.« Ich machte mich mit ihm auf den Weg und versuchte dabei, die übernatürlichen Gefühle abzuschütteln.
    Nachdem ich den Nachmittag im Museum von Luxor verbracht hatte, kaufte ich Die Wiederentdeckung des Alten Ägyptens, klatschte mir Sonnenschutzfaktor 50 auf die Haut und schob eine CD in meinen Discman. Dann setzte ich mich draußen an den wunderschön gestalteten Pool und las über das Ägypten während des französischen Empires, las Seite um Seite von Menschen, deren Namen ich schon als Kind von Cam-my gehört hatte. Alte Porträts und minutiöse Wiedergaben alter Kunstwerke ergänzten die Kapitel. Trotzdem fühlte ich mich unruhig und begann, auf meinem Skizzenblock an einem Logo herumzuspielen. Dabei mischte ich die Hieroglyphen für Katze in ein fremdartiges, aber ganz ansehnliches Design. Es paßte nicht hundertprozentig, aber ich kam der Sache näher.
    Spitznamen wie jener, den Cammy mir als Kind gegeben hatte - »Kätzchen« -, gehören zu den Dingen, die man im Lauf der Zeit hassen lernt. Die Hieroglyphen dafür waren allerdings interessant, deshalb ignorierte ich die Bedeutung. Ich konnte sowieso nicht auf altägyptisch buchstabieren, doch die Formen gefielen mir.
    Die untergehende Sonne rief mich in die Wirklichkeit

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