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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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tranken. Es waren Australier darunter, die ihrem sengendheißen Sommer am anderen Ende des Planeten entflohen waren; deutsche Studenten, die in der Sonne erschauerten, in Shorts mit Rucksack; amerikanische Rentner mit Hut, Sonnenbrille und Kamera; und Gruppen von Asiaten in korrekter Kleidung, die wie wild Videoaufnahmen machten. Ich nestelte an meinem Anhänger herum. Anton sah mich an.
    »Was ist das für ein Anhänger, den Sie immerzu anfassen? Ist es ein Glücksbringer?«
    Ich wurde rot. »Nein. Ich habe ihn schon ewig, und ich spiele dauernd damit. Reine Gewohnheit.«
    Er hob die Silberkette an und betrachtete den Ankh aus der Nähe, vor allem die in das Silber gravierten Hieroglyphen.
    »Woher haben Sie ihn?«
    »Aus Kairo.«
    »Sie waren also schon einmal hier?«
    »Nein. In Luxor nicht. Nur in Kairo. Mein Vater hat Ägypten bereist, als ich acht Jahre alt war und meine Schwester zwölf. Lizza, unser Au-pair-Mädchen, hat immer auf uns aufgepaßt, wenn meine Eltern in einer diplomatischen Mission unterwegs waren. Wir waren mit Lizza im Suk, als diese Frau sich uns in den Weg stellte.«
    Ich sah alles so genau vor mir, als wäre es gestern gewesen. Die schmutzige, staubige Straße, unser korrektes Au-pair-Mädchen hinter uns, Cammy und ich händchenhaltend und zurückzuckend, als eine runzlige Ladenbesitzerin, die aussah wie einem Grimmschen Märchen entstiegen, uns in den Weg trat und nach uns rief, wobei ihre strahlenden schwarzen Augen prüfend unsere helle Haut musterten. Sie scheuchte uns in einen kleinen Laden und sah uns abwechselnd an, als müsse sie eine Entscheidung fällen. Dann hielt sie uns die silberne Ankh-Kette hin. Nach einem Moment streckte Cammy die Hand danach aus. Die Frau kreischte auf und riß die Kette an sich. Ängstlich zupfte Cammy an meinem Arm, doch nun legte die Frau die lange Silberkette mir um den Hals und begann zu lachen.
    Beide hatten wir Todesangst. Wir überließen es Lizza, zu bezahlen, was die Alte auch verlangen mochte, und rannten durch die verstopften Gassen davon, auf der Suche nach einem Ausgang aus dem furchteinflößenden, streng riechenden Markt.
    »Wissen Sie, was er bedeutet?« Antons Frage riß mich aus meinen Erinnerungen.
    »Nein. Cammy hat ihn nie anfassen wollen; sie behauptet, sie habe sich als Kind daran verbrannt«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Sie ist abergläubisch, was diese Sache angeht. Und außer ihr kenne ich niemanden, der Hieroglyphen lesen kann.«
    Sein kantiges Gesicht war nun dicht vor meinem, seine Brauen zogen sich konzentriert zusammen, dunkle Gläser verbargen seine Augen. »Ich kann Hieroglyphen lesen«, sagte er, ließ dabei die Kette los, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    Ich blickte in getöntes Glas, fünf Zentimeter vor meiner Nase und spürte, wie mir der Atem stockte. Anton fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Möchten Sie wissen, was darauf steht?« fragte er leise.
    Die Zeit stand still, ein Frösteln überlief mich, plötzlich wurde mir kalt an diesem ägyptischen Nachmittag. In meinem Kopf spürte ich eine Stimme eher, als daß ich sie sagen hörte, hier scheidet sich der Weg. Welcher Weg? Würde Anton mich küssen und damit mein Leben auf den Kopf stellen? Das war wenig wahrscheinlich.
    »Verraten Sie es mir«, antwortete ich ebenso leise.
    Anton ließ sich zurücksinken und setzte seine Sonnenbrille ab. In der grellen Sonne zogen sich seine Pupillen zu schwarzen Stecknadelspitzen zusammen. »Es ist eine Zeit.«
    »Eine Zeit?« platzte ich enttäuscht heraus.
    »Genau. Eine Zeitbestimmung und der Name dieser Zeit. Das hier hat etwas mit ägyptischer Astrologie zu tun. Vielleicht kann Ihre Schwester Sie ja aufklären.«
    Sein Blick lag aufmerksam auf meinem Gesicht.
    Ich sah weg. Eine Zeit? Eine astrologische Zeit?
    Als phantasiebegabtes Kind und selbst noch als junger Teenager hatte ich mir ausgemalt, es sei eine geheime Botschaft, eine verborgene Identität. Irgendwas.
    »Eine Zeit«, war eindeutig eine Antiklimax.
    Anton stand auf und trat seine Zigarette aus. »Wir sehen uns später? Ja? Vielleicht können wir miteinander gehen?«
    »Miteinander gehen?«
    »Zum Son et Lumière?«
    »Ach so. Ja.« Die Enttäuschung über meine Kette hatte alle anderen Gedanken aus meinem Kopf vertrieben.
    »Das fände ich cool.«
    Anton hob seinen Rucksack auf und beugte sich zu mir herab. Ich hob den Kopf, und er küßte mich auf die Stirn. Nur ganz kurz, wie ein Bruder. Dann verschwand er, und der Wind blies dabei das verblichene

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