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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Essen zu feiern. Schließlich wird Frau nur einmal vierundzwanzig Jahre alt. Ich schlemmte bei honigüberzogenem Gebäck und starkem Kaffee zum Dessert und beobachtete dabei die Boote bei ihren Wettrennen von Ufer zu Ufer, unter der alles ausbleichenden Kraft der Sonne. Kein Wunder, daß die alten Ägypter die Sonne als Amun-Re verehrt hatten.
    Nach dem Essen saß ich auf einer der vielen Bänke entlang dem Nil und schaute der Prozession von Booten, Touristen und Ägyptern zu. Müßig fertigte ich ein paar Skizzen an und bannte dabei die wenigen Wasservögel und die Hände der Matrosen auf das Papier.
    Ich hörte Schritte hinter mir.
    »Chloe?« sagte er. »Wie geht es Ihnen heute? Hoffentlich besser?«
    »Hallo, Anton.« Ich lächelte ihn an. »Viel besser, danke. Wohin gehen Sie?«
    »Eigentlich nirgendwohin. Ich bin müde.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann stieg er aus seinen Birkenstock-Sandalen und lachte. »Soviel Sand.« Er schüttelte kläglich den Kopf. »Ich glaube, ich gehe heute nachmittag schwimmen und heute abend zum Son et Lumière.«
    »Ach?« fragte ich neugierig. Cammy hatte mir empfohlen, hinzugehen, aber auf gar keinen Fall allein. »Die Klang-und-Licht-Show? Ich habe gehört, sie soll ganz toll sein, aber was genau wird da geboten?« Ich bedeutete ihm, neben mir Platz zu nehmen.
    Er ließ sich geschmeidig nieder, streckte die schlanken, muskulösen, gebräunten Beine aus und stellte seinen Rucksack auf dem Boden ab. »Sie wird in Karnak gegeben. Nach Einbruch der Dunkelheit wird man durch den Tempel geführt, und dabei schildern sie einem, wie es war, im alten Ägypten die Götter zu verehren. Etwa gegen halb elf endet die Vorführung dann am heiligen See.«
    Ich grinste insgeheim. Also heute nacht, wie? Vielleicht war mein Wunsch, diese dritte Kammer zu erforschen, doch nicht völlig abwegig. Oder die Fotos vom Sonnenaufgang ...? Hmmm . Hatte ich geeignete Linsen dabei?
    Er war noch nicht fertig: »Die Show ist ziemlich teuer, überlaufen, und es wird kalt, aber sie ist auch faszinierend, und man sollte sie nicht verpassen. Es ist zwar keine Christmesse, aber es verspricht, ein eindrucksvolles Erlebnis zu werden.«
    »Klingt toll«, sann ich vor mich hin. »Ich glaube, ich gehe auch hin.«
    Anton sah mich durch seine dunkle Sonnenbrille an.
    »Zusammen mit Ihrer Schwester? Vielleicht könnten Sie mich beide begleiten, und wir könnten danach noch einen Kaffee trinken?«
    Ich lächelte. Ich war ehrlich überrascht, daß er mich noch nicht völlig abgeschrieben hatte, schließlich hatte ich mich gestern unmöglich aufgeführt, aber es war die ideale Gelegenheit. Ich wand mich ein wenig, immerhin hatte ich ihm erzählt, daß Cammy noch in der Stadt war. Es war nicht besonders schlau, als Frau allein zu reisen. »Cammy hat sie schon gesehen. Wahrscheinlich würde sie sich langweilen. Aber wenn die Einladung auch für mich alleine gilt, würde ich gern mitkommen.«
    Anton lächelte strahlend. »Das würde mich sehr freuen.« Er schaute über meine Schulter auf die Bleistiftskizze. »Sie sind sehr talentiert.«
    Als Rothaarige leide ich unter dem Fluch, daß die ganze Welt mitbekommt, wenn ich rot werde. »Danke«, sagte ich mit rosig glühenden Wangen.
    Er streckte seine schlanke Hand nach dem Skizzenbuch aus.
    »Darf ich?«
    Nach kurzem Zögern reichte ich ihm das Buch. Er blätterte in den akkuraten Wiedergaben von Gebäuden, Bäumen, Blumen und Händen herum, dann reichte er es zurück. »Sie haben eine sehr starke Hand«, urteilte er. »Sie sind offensichtlich Künstlerin.«
    Ich nickte. »Ich bin in der Werbung. Ich habe den SpeichenLeguan von TacoLitos entworfen.« Das sagte ihm offenbar nichts. Man mußte schon im Südwesten der Vereinigten Staaten leben, damit einem mein Speichen-Leguan ein Begriff war.
    »Wieso sind keine Menschen auf Ihren Zeichnungen? Nur Bauwerke und Pflanzen?«
    »Ich zeichne keine Menschen«, erklärte ich leicht verlegen.
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich ihr Wesen nicht einfangen kann, ihre Persönlichkeit, ihren Geist. Sie werden flach, leblos. Wie CartoonFiguren.« Es wäre zu weit gegangen zu sagen, daß mir die Tiefe als Mensch fehlte, um die Gesichter meiner Mitmenschen richtig zu interpretieren.
    »Ich verstehe.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich liebe Comics und Cartoons.«
    Ich lachte. Schweigend sahen wir zu, wie Touristen aus aller Herren Länder von einem Boot stiegen, sich hastig Luft ins Gesicht fächelten und Wasser aus der Flasche

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