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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Brot und Obst daneben stehen. Der Sklave wies auf ein paar Handtücher sowie eine Truhe voller Leintücher und ging dann unter einer Verbeugung hinaus. Begeistert schleuderte Chloe ihre Lumpen von sich und stieg in die Wanne, um sich mit dem bereitgelegten gut riechenden Seifenstück zu waschen und die verschiedenen Duftfläschchen zu öffnen, die auf dem Tisch daneben aufgereiht standen. Tief sank sie in das Wasser, bis ihr gesamter Körper vom Busen bis zum Knie in der Wanne klemmte. Es war ein unbeschreiblich angenehmes Gefühl, den Schmutz und Dreck und Sand von ihrem Leib waschen zu können und endlich wieder sauber zu sein.
    Sie zupfte einzelne Härchen aus, rasierte und ölte ihre Haut, bis sie sich wieder einigermaßen menschlich fühlte. Im Aufstehen trocknete sie sich ab und kramte dann in der Truhe nach einem passenden Gewand. Am Beckenrand sitzend; konnte sie in einen weiteren, dunklen Raum voller Schriftrollen und Arbeitssachen spähen. Sie machte einen Schritt darauf zu, ermahnte sich jedoch sofort, die Gastfreundschaft ihres Gastgebers nicht auszunutzen.
    Wenig später kam sie, wie für einen ägyptischen GalaEmpfang frisiert, aus dem Bad. Ihr Kleid mochte altmodisch sein, dafür war es bezaubernd. Ihr Haar fiel frei, sauber und glänzend von ihrem Scheitel bis auf ihre Schultern. Mit einem silbernen Zierlotos hielt sie es aus ihrem Gesicht; Augen und Augenbrauen hatte sie mit dem bereitliegenden Bleiglanzstift umrahmt und verlängert. Von den Sandalen hatte kein Paar gepaßt, und sie hatte nicht gewagt, die schützende Hornhaut unter ihren Füßen mit einem Luffaschwamm abzuschmirgeln, doch dafür hatte sie Fayence-Fußkettchen angelegt. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich, als könnte sie unter Umständen überleben.
    Der alte Priester saß nach wie vor in seinem Sessel, doch Chloe bemerkte lächelnd, daß er die Augen geschlossen hatte und das Zimmer mit seinem tiefen Schnarchen erfüllte. Sie ging zu Cheftu Er hatte aufgehört, um sich zu schlagen, und kam ihr nicht mehr ganz so heiß vor. Gott sei Dank!
    Es war tiefschwarze Nacht. Ihr erschrockener Ausruf beim Aufwachen wurde mit einem leisen Lachen beantwortet. »Du hast wie eine Tote geschlafen, mein Kind.« Chloe erkannte die Stimme des alten Priesters. »Möchtest du heute abend mit mir essen?«
    Chloe erhob sich von ihrer Lagerstatt neben Cheftu und stolperte auf die Stimme zu. Zwischen dem Hauptraum und der Schlafkammer war ein Vorhang gespannt worden.
    »Wie geht es meinem Patienten?« erkundigte sich der Alte.
    »Er hat immer noch Fieber«, berichtete Chloe, »aber er schläft jetzt ruhig.«
    »Das ist gut. Die Nacht heilt viele Krankheiten. Bitte«, sagte er, auf einen zweiten Sessel deutend, »nimm Platz. Möchtest du Wein?«
    »Nein.« Chloe griente. »Ich fürchte, davon hatte ich bereits zuviel.«
    Er lachte leise. »Wie ich sehe, bist du eine Frau der Mäßigung. Das ist gut.«
    Chloe nahm den Becher mit Saft entgegen, den der schwarze Sklave brachte, und ließ sich auf dem geschnitzten, goldbeschlagenen Sessel nieder. »Bitte verzeih mir, daß ich nicht schon früher gefragt habe, aber wem schulden wir unser Leben?«
    »Ihr schuldet mir euer Leben nicht. Nur die Götter sind ein solches Opfer wert, aber mich würde interessieren, wie es dazu kommen kann, daß zwei Edelleute wie Schakale in der Wüste leben? Verzeih mir mein schlechtes Benehmen!« entschuldigte er sich unvermittelt. »Man nennt mich Imhotep.«
    »Ich bin .« Sie hielt inne.
    »RaEmhetepet«, ergänzte er für sie. »Obwohl du in Wahrheit jemand anderes bist.«
    Chloe starrte ihn mit großen Augen an. »Woher weißt du das?«
    Er lachte wieder, bis die Falten in seinem Gesicht im Fackelschein wie tiefe Kerben wirkten. »Ich weiß vieles, was über das blasse Abbild dieser fünf Sinne hinausgeht. Trotzdem«, meinte er, »bleibt vieles hinter dem Schleier der Nachwelt verborgen. Ich weiß, daß du und Cheftu nicht das seid, was ihr zu sein scheint, und daß ihr aus diesem Grund fliehen mußtet, um nicht zu sterben. Ich weiß auch, daß ihr das Privileg habt, viele Dinge zu sehen, die den meisten Sterblichen verschlossen bleiben. Der unbekannte Gott hat euch gesegnet.«
    Mit offenem Mund folgte Chloe seiner absolut unmöglichen Ansprache. »Ich ... wir ... können wir ...«, stotterte sie.
    Er lachte und füllte mit seinem Lachen den Raum, bis es von den Webteppichen und Leinwänden widerhallte. »Ich verstehe deine Verwirrung, obwohl ich gestehen muß, daß ich

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