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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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wie ein Automat, und Cheftu begriff mit schmerzlicher Klarheit, daß sie ebenfalls kaum mehr als eine wandelnde Leiche war. Brennender Schmerz schoß durch sein Bein. Chloe tröpfelte
    Wasser - frisches, kühles Wasser - in seinen Mund, und Cheftu schluckte krampfhaft . dann sank er zurück in die Besinnungslosigkeit.
    Mit wackligen Beinen und benebeltem Verstand kletterte Chloe die Klippe hinunter. Sie mußte etwas zu essen finden. Cheftu brauchte etwas zu essen. Ein klagender Ruf ließ sie stehenbleiben und ihren Geist für einen Moment klar werden. Wilde Tiere! Wie konnte sie sich dagegen verteidigen?
    Da war das Geräusch schon wieder.
    Sie hatte keine Kraft mehr zum Fliehen, doch wenn ihr etwas zustieß, würde Cheftu mit Sicherheit sterben. Sie spürte Blicke in ihrem Rücken, drehte den Kopf und starrte in die Dunkelheit. Sie konnte nichts erkennen.
    Dann hörte sie ein anderes Geräusch - ein leises Schlittern. Die Sterne funkelten durch die Nacht, und Chloe spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. In Zeitlupe drehte sie sich um, dann sah sie sie: eine Schlange, die über den warmen Sand schlängelte, direkt an ihr vorbei. Sie hatte keine Ahnung, was für eine Art es war oder was sie ihr antun konnte. Die schwarzen Augen blickten in ihre, dann hob sich der Kopf und wiegte sich hin und her wie in einer tödlichen Beschwörung. Chloe hörte nichts mehr; ihr dröhnte nur noch das Blut in den Ohren, und jede Zelle ihres Körpers bettelte um ein paar Nächte, ein paar Tage mehr, und sei es hier in der Wüste. Sie hatte die Augen schon halb geschlossen, als ein pelziges Etwas durch die Nacht geschossen kam und ein ersticktes Knurren und Jaulen durch die Schlucht hallte. Chloe sprang gehetzt die Klippe wieder hoch; plötzlich war die Nacht nur allzu lebendig und gefährlich. Sie brauchten gar keine Soldaten. Auch andere Wesen konnten sie mit Leichtigkeit töten.
    Weiche Pfoten huschten über den felsigen Sand zu ihr her, dann warf ihr Thief den Schlangenkadaver vor die Füße und sah sie um Lob heischend an.
    Er bekam es. Chloe ging dankbar vor ihm in die Hocke, obwohl ihre Rückenmuskeln energisch dagegen protestierten, daß sie den mittlerweile recht massigen Pelz- und Pfotenball hochhob. Thief begann in der Dunkelheit kehlig zu schnurren. Wie sie beide sah auch er nicht gut aus. Sein Fell war verfilzt, und er schien auf seiner linken Hinterpfote zu humpeln. Dennoch folgte er ihr hinauf zu Cheftu und leckte sein Gesicht mit Sandpapierzunge ab, während er sich zugleich knurrend erkundigte, was eigentlich los war.
    Chloe ließ sich an den qualmenden Überresten ihres Feuers nieder und nahm Thiefs Pfote in die Hand. Sie entdeckte den mit Sand verklebten Schnitt. Nachdem er etwas Wasser auf seine Pfote und in seinen Magen bekommen hatte, ließ sich Thief zum Schlafen nieder, schützend um sie und Cheftu geschmiegt und der dunklen Nacht zugewandt. Sie lag hinter ihm neben Cheftu, grub ihre Finger in Thiefs Fell und dankte Gott dafür, daß sie einen weiteren Tag überlebt hatten.
    Die langsam vorwärts kriechenden Sonnenstrahlen ließen Chloe wach werden. Sie lag unter dem Überhang und blickte über den Wadi. Es überraschte sie, wie schön diese Klippen und Felsen im klaren Morgenlicht aussahen. Jeder Fels war in Myriaden von Farbtönen gestreift, teils grell, teils blaß, die der elenden, todbringenden Wüste um sie herum eine Art Leben verliehen. Jetzt fielen ihr auch die Pflanzen auf, kleine Blumen und Gräser, die überall dort, wo wohl ein Tropfen Wasser floß, hoch aufschossen. Sie hörte ein Kratzen und sah Thief, der mit einem kleinen pelzigen Etwas im Maul von der Jagd zurückkehrte. Chloe sah auf Cheftu. Er brauchte eine bessere medizinische Versorgung. Sie mußte ihn aus dieser Schlucht hinausschaffen. Sein Atem ging flach, unregelmäßig und viel zu schnell. Sie stand auf und kletterte von ihrem Überhang aus nach oben, leise nach Luft schnappend, wenn ihr die Steine durch die Sandalen schnitten.
    Schwer atmend zog sie sich schließlich auf die Felsnadel hinauf Vor ihr lag ausgebreitet die Wüste Sinai oder wenigstens ein Teil davon. Sie nahm einen tiefen Schluck Wasser, durchtränkte ihr zerfetztes Kleid damit und band es dann um ihren Kopf. Nur ein paar Klippen weiter erstreckte sich meilenweit nichts als Sand. Doch dahinter, genau am Horizont, konnte sie einen grünen Fleck ausmachen. Die Oase? Sie nahm noch einen Schluck und kletterte den Berg wieder hinunter. Sie hatte keine Wahl, sie mußten

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