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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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es versuchen.
    Beinahe meinte sie Mimis gütige Südstaatenstimme zu hören: »Eine Kingsley gibt niemals auf.«
    Stunden später betrachtete Chloe ihr Werk. Es sah verflucht unbequem für Cheftu aus, das stand fest, aber sie konnte ihn unmöglich tragen. Sie konnte ihn auch schlecht auf Thiefs Rücken packen. Also gab es nur diesen Kompromiß.
    Er lag ausgestreckt auf seinem Umhang, der den größten Teil seines Körpers fest umhüllte und damit schützte. Die Arme hatte sie ihm über den Kopf gestreckt und an die Handgelenke ein Lederbändel geknotet, das zu Thief und um ihn herum führte. Chloe trug ihre mageren Vorräte, hatte ihren eigenen zerfetzten Umhang um den Kopf gebunden und die Wasserschläuche wie Patronengurte vor der Brust gekreuzt. Sie würde Cheftu an den Füßen packen.
    Ihrer Schätzung nach hatten sie etwa zwölf Meilen Vogelfluglinie zurückzulegen. Da der Wadi sich hin und her schlängelte, wäre es bestimmt mehr. Keinesfalls weniger. Alle hatten Wasser getrunken, und Thief hatte noch dazu gefressen. Jetzt war nichts mehr zu tun, außer loszuziehen. Mit einem Stoßgebet zu Gott, sie zu behüten, bückte sie sich, nahm Cheftus Beine unter die Arme und rief Thief zu, loszulaufen.
    Chloe stolperte durch die Dunkelheit. Sie waren zwar erst wenige Stunden unterwegs, doch ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Thief hatte erst energischen Widerstand dagegen geleistet, als Lasttier zu dienen, doch nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, irgendwelchen Kleintieren nachzujagen, trabte er getreulich voran. Chloes Rücken war ruiniert. Man sollte nicht meinen, daß ein Haufen Haut und Knochen wie Cheftu soviel wiegen konnte. Sein Fieber hatte sich verschlimmert, und Chloe spürte, wie die Wirklichkeit sich ein- und wieder ausblendete. Sie aß etwas von dem Gras, das sie in den Felsspalten fanden, dann packte sie von neuem ihre Last. Wasser hatten sie noch genug - sie hatte noch ein paar Kalkfelsen entdeckt.
    Schließlich ging sie in die Knie, ließ Cheftus Beine los und brach an seiner Seite zusammen. Thief schnupperte miauend und greinend an ihrem Gesicht, doch das war Chloe egal. Schlafen. Nur noch schlafen, ohne etwas zu fühlen.

Schlafen .
    Am dritten Tag schleifte Chloe Cheftu nur noch hinter sich her. Er war kein einziges Mal aufgewacht. Entweder war er tot, oder er lag im Koma, und sie hatte zuviel Angst, um nachzuprüfen, was davon zutraf. Chloe hatte Thief befreit und zog Cheftu nun allein, die Handgelenke um ihre Taille gebunden, wo sie in das dünne Fleisch über ihren Hüftknochen schnitten. Bei dem Versuch, noch einmal unter einem Felsen nach Wasser zu graben, hatte sie sich einen Finger gebrochen, und sie hatte einen tödlichen Schrecken bekommen, als die tief gebräunte Haut an ihrem Handgelenk aufgeplatzt war, nur weil sie versehentlich die Felswand entlang dem Wadi gestreift hatte.
    Als sie diesmal stürzte, stand sie nicht mehr auf.

    17. KAPITEL
    Der weißhaarige Alte tippte einem seiner Sänftenträger auf die Schulter. Sein starrer Blick war nicht auf die näherrückenden Felsklippen, sondern auf die Schale mit Eingeweiden in seinen Händen gerichtet. Mit einem Fächer vor sich hinwedelnd, befahl er, anzuhalten.
    Sobald er aus der Sänfte gestiegen war, umringten ihn seine Leibwächter, kräftige und drahtige Männer mit sonnengebräunten Leibern, ein Kontrast zu seinem altersgebeugten, kraftlosen Körper. Dennoch gab er allein das Tempo vor, als sie in den Wadi hineingingen und er mit immer noch scharfen Augen nach der Vision Ausschau hielt, die er vergangene Nacht gehabt und auf die er so lange gewartet hatte. Die Eingeweide dienten ihm als Landkarte, und er schwenkte nach links, so wie sie es rieten. Den Sternen und den überlieferten Geschichten zufolge war dies der richtige Tag.
    Dann sah er sie. Ein junger Löwe erhob sich und stellte sein Fell auf. Der Alte sprach ein paar Worte, und der Löwe legte sich wieder hin, um seine Pfote zu lecken, ohne jedoch die Näherkommenden aus den aufmerksamen Augen zu lassen.
    »Sie leben noch, aber nur noch eben, mein Lehensherr.«
    »Bringt sie her.«
    Verwundert blickte er auf das Gewirr schmutziger, halbschwarzer Gliedmaßen und auf die von Haut überzogenen Skelette. Sie sahen kaum wichtig genug für ein Begräbnis aus, geschweige denn für eine Rettung. Doch der unbekannte Gott sandte so selten Befehle, daß noch nie einer davon mißachtet worden war. Der Mann machte kehrt und ging zurück zu seiner Sänfte.
    Chloe vermochte nicht zu sagen,

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