Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
ihre Herrschaft endete. Es gibt keine Leiche, und ihr Grab ist leer. Man weiß nur, daß Thutmosis, aus welchem Grund auch immer, während seiner Regentschaft versuchte, sie aus der Liste der Könige zu tilgen und alles auszuradieren, was an ihre Taten erinnerte. Wieso? Eifersucht liegt als Antwort nahe, ist jedoch als Motiv zu schwach für die rituelle Zerstörung, die Thutmosis befahl - und
    wahrscheinlich andere Könige nach ihm auch.
    Eine vorstellbare Erklärung wäre, daß während ihrer Herrschaft etwas so Schwerwiegendes vorgefallen war, daß Ägypten nur wiederhergestellt und aufgerichtet werden konnte, indem man sie und ihre Regentschaft vollkommen tilgte. Nur unter solchen Umständen hätte es dazu kommen können, daß die systematische Zerstörung ihrer Monumente geduldet wurde. Wenn man diese Tatsache mit den zeitlichen Vorgaben des Exodus kombiniert ... und den überlieferten wundersamen oder auch nur angsteinflößend starken und prompt eintretenden Plagen, die das Land verwüsteten . hat man eine mögliche Erklärung.
    Ja, die Plagen lassen sich durch die Wissenschaft erklären. Das blutige Wasser sind Rotalgen; die Fische sterben, und die Frösche fliehen an Land. Der Nahrungsmangel läßt sie verenden, wodurch sich Fliegen, Mücken und Läuse vermehren. Diese infizieren das Vieh; das Vieh infiziert die Menschen. Eine Sonnenfinsternis, eine Heuschreckenplage - keine Seltenheit in Afrika -, Hagel, und schließlich opfern die Ägypter aus Angst ihre eigenen Kinder, um ihre Götter gewogen zu stimmen. Die Sklaven dürfen gehen.
    Doch trotz all dieser rationalen, wissenschaftlichen Erklärungen ... die zeitliche Abfolge bleibt ein Mysterium. Die Dauer der Plagen und die Kontrolle darüber sind etwas, das weder Pharao noch sein gesamter Hof erklären konnten, genausowenig wie wir es heute können.
    Über Senmuts weiteres Schicksal ist uns ebenfalls nichts bekannt. Fünf Jahre vor dem Ende von Hatschepsuts Regentschaft verschwindet er von der Bildfläche. Ohne Kommentar. Ohne Leichnam. Seine Schoßtiere, von denen er eine erkleckliche Anzahl besaß, wurden mumifiziert und begraben. Seine Familie wurde in den Gräbern beigesetzt, die er erbaut hatte. Doch von dem Großwesir, Architekten und Erpa-ha selbst wissen wir nichts. Kam er bei einer Palastintrige ums Leben? Oder
    fiel er als erstgeborener Sohn der letzten Plage zum Opfer?
    Moses ist uns aus der Bibel bekannt und wird in allen drei monotheistischen Religionen als Prophet verehrt. Als ehemaliger adoptierter Prinz hatte unter den Israeliten allein er den Rang, die Autorität und die Möglichkeit, mit Pharao zu verhandeln. Bestimmt hat er das blumige Hochägyptisch des Pharaonenhofes verstanden und gesprochen, was kaum ein Israelit von sich behaupten konnte. Doch wen hat er getötet, daß er den Zorn seines Adoptivvaters fliehen mußte? Meine Annahme stellt gewiß eine Möglichkeit dar, aber wer weiß?
    Sehr wenig ist über die religiösen Praktiken im alten Ägypten bekannt, obwohl man vernünftigerweise annehmen kann, daß ein religiöses Ritual darin bestanden haben könnte, ein Kalb in der Milch seiner Mutter zu verzehren - weil genau das der hebräische Gott strengstens verbietet. War Hathor, die als Kuh dargestellte Göttin des Tanzes, der Musik und der Liebe, jenes »Goldene Kalb«, das Moses so sehr erzürnte, daß er die erste Ausgabe der Zehn Gebote zerschmetterte?
    Meines Wissens gab es in Ägypten keine religiösen Menschenopfer, obwohl ich davon überzeugt bin, daß es, wie in allen Kulturen, auch dunklere Kulte gab.
    In der gesamten antiken Welt gab es kein reinlicheres, fröhlicheres und weniger blutdurstiges Volk als das der Ägypter. Ihre Götter tranken gerne Bier und aßen Brot, und jeder bemühte sich, in dieser wie auch in der nächsten Welt friedlich mit seiner Familie in einem baumbestandenen Garten zu leben.
    Soweit wir das aus den vorliegenden Papyri ersehen können, entsprach die ägyptische Medizin genau meiner Beschreibung. Für den ägyptischen Verstand waren Magie und Religion so wesentliche Dinge, daß es keinesfalls genügt hätte, einfach eine »Medizin« einzunehmen oder sich operieren zu lassen. Für jede physische Handlung gab es eine spirituelle Entsprechung. Das ägyptische Gegenstück zu: »Nehmen Sie zwei Aspirin und rufen Sie morgen früh noch mal an«, war: »Machen Sie sich einen Einlauf, nehmen Sie ein Amulett und besuchen Sie mich morgen früh noch mal.«
    Die Ägypter waren außerdem für ihre

Weitere Kostenlose Bücher