Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
geborenen Frauen waren dazu bestimmt, der Göttin zu dienen und zu sterben. Chloe schauderte. Vor einem Jahr war alles ganz anders gewesen. Sie war allein gewesen, hatte neuen Entwicklungen in ihrem Leben entgegengesehen und war beinahe Agnostikerin gewesen. Jetzt eilte sie an der Seite des Mannes, der ihre Seele war, betete zu einem Gott, der sich ihr persönlich offenbart hatte, während Soldaten auf der Suche nach ihnen die Stadt durchschwärmten.
    Sie kauerten sich in die Schatten, Cheftu mit einer Hand an seinem Schwert und einer Fackel in der anderen. Chloe hielt die hieroglyphische Notiz in ihrer Hand, das letzte Vermächtnis Imhoteps.
    Sie mußten die dreiundzwanzigste Tür finden. Sie blickte auf den Plan, wie schon hundertmal zuvor, und suchte die Gänge nach einem Zeichen ab, das irgendeinen Schlüssel auf die dreiundzwanzigste Tür geben konnte.
    »Siehst du was?« hauchte Cheftu über ihre Schulter hinweg.
    »Nein. Ich schlage vor, wir gehen zu der Kammer, in der ich die ersten Hinweise entdeckt habe. Vielleicht finden wir dort eine genauere Beschreibung.« »Die heiligen Bäder, hau?«
    »Genau.«
    Er ließ sein Schwert los, löschte die Fackel, und dann schlichen sie wieder durch den säulenbestandenen Hof, ständig nach anderen Schritten lauschend. Nichts war zu hören. Cheftu führte sie durch einen kurzen Korridor, dann traten sie in den Quergang. In den Schatten gepreßt, tasteten sie sich vorwärts und erstarrten zu Eis, als sie eine Katze schreien hörten. Mit angehaltenem Atem blieben sie stehen und warteten auf die gefürchteten Schritte.
    Nichts.
    Lautlos traten sie in die höhlenhafte Dunkelheit der Kammer der Geheiligten Reinigung.
    Es war stockfinster; Chloe konnte nicht einmal das Weiß ihres Kleides sehen, von der Decke über dem Raum ganz zu schweigen. Sie hörte einen Feuerstein schaben, und wenig später flackerte die Fackel auf und erhellte Cheftus markante Gesichtszüge. Er sah sie an, und sie fragte sich, ob er wohl das Herz in ihrer Kehle schlagen hörte. Er umrundete das Schlammbecken und blieb unter einem Deckenstück stehen. Dort streckte er die Fackel nach oben, doch um ihn herum blieb es dunkel.
    Chloes Hand zitterte. »Kannst du es lesen?«
    »Ja«, antwortete er schwer.
    »Um durch die Tür in die Nachwelt zu treten, steht hier, müssen wir Priester oder Priesterin des Ordens von RaEmhetep sein, am dreiundzwanzigsten Tag, dreiundzwanzig mal drei.«
    »Wir haben uns geeinigt, daß damit wahrscheinlich nicht nur der dreiundzwanzigste Tag, sondern auch die dreiundzwanzigste Stunde und die dreiundzwanzigste Minute gemeint ist.«
    Chloe spürte, wie es in ihr vor Aufregung brodelte.
    »Im Verlauf Ptahs im Osten«, murmelte er. »Auf der Darstellung darüber wird gezeigt, wie der Nachthimmel aussehen muß.« »Und tut er das heute nacht?«
    »Ganz genau.« Seine Stimme klang belegt. »Nur das mit dem >gebetsvollen Gehorsam in der dreiundzwanzigsten Türe< verstehe ich nicht.«
    »Gehorsam?« fragte Chloe. »Ich dachte, es heißt >Gebet<.«
    »Nein. Das hier ist ein älterer Dialekt. Die Symbole unterscheiden sich geringfügig von unseren heute.« Er blinzelte zur Decke auf. »Die Glyphen unterscheiden sich ebenfalls von denen, die normalerweise verwendet werden.«
    »Cheftu!« zischte Chloe aufgeregt. »Als du in der Kammer warst, im Jahre 1806, hast du dich da verbeugt oder so, bevor du durchgekommen bist?«
    »Natürlich nicht. Wieso sollte ich, an einem so heidnischen Ort ...?« Er verstummte. »Warte mal. Da lag ein Stück Silber auf dem Boden .«
    »Hast du dich hingekniet, um es aufzuheben?«
    »Ja. Ich hatte mir die Hand aufs Herz gelegt. Es hat wie wild geschlagen, weil ich meinte, etwas entdeckt zu haben.«
    »Das ist es!« triumphierte Chloe. »Ich wollte nicht, daß mein Rucksack zu Boden fällt, deshalb bin ich in die Knie gegangen!« Sie schauten beide an die Decke, wo ein Strichmännchen auf einem Bein kniete, den Arm vor der Brust gekreuzt und die Linke ausgestreckt. »Ich hatte genau diese Haltung eingenommen«, hauchte Chloe.
    »Ich auch.«
    Chloe spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Und wo ist jetzt die dreiundzwanzigste Türe?«
    »Ich muß näher hin«, sagte Cheftu. »Auf dem Türsturz da oben ist noch etwas hingezeichnet. Kannst du mir eine Räuberleiter machen?«
    »Ich werde es versuchen«, sagte Chloe und verschränkte die Finger ineinander.
    Er schlüpfte aus seinen Sandalen, und Chloe lehnte sich in die Ecke, wo sie stöhnend sein Gewicht

Weitere Kostenlose Bücher