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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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aufgegangen, als sie in Thuts Privatgemächer geführt wurde. Fackellicht flackerte über die mit Blattgold überzogenen und mit Hatschepsuts Triumphen bemalten Wände. Thut stand in einer Ecke, den Ringerkörper in goldumrandetes Leinen gehüllt. Über seinen breiten Schultern lag ein roter Lederkragen, der zu der rot-goldenen Henhet-Krone mit der Kobra und dem Geier aus massivem Gold paßte. Mit ausgestreckten Armen kam er auf sie zu.
    Obwohl Chloe ihn fast um Haupteslänge überragte, war die Kraft, die Thut ausstrahlte, überwältigend. Sie begann sich zu fragen, ob ihr unter einer Haube versteckter Leibwächter, so groß und muskulös er auch war, irgend etwas ausrichten konnte, falls Thut beschloß, daß er mehr als nur ihre Gesellschaft genießen wollte.
    »Komm zu mir, Herrin des Silbers. Wie ich sehe, hast du dich deinem Namen entsprechend gekleidet.« Chloe ergriff seine warme, fleischige Pfote, während er sie von Kopf bis Fuß begutachtete. Ein halbdurchsichtiger, silberner Schleier umhüllte ihren Leib, dazu trug sie als Schmuck einen filigranen Silberkragen und eine weiße Blume im Haar. Sie hatte ihre Augen schwarz nachgezogen, jedoch keine weitere Schminke und keinen Duft aufgelegt, trotz Bashas offensichtlicher Versuche, sie so betörend herzurichten wie nur möglich.
    Da ihr Haar aussah wie im Endstadium der Räude, hatte Bas-ha ihr ein weiß-silbernes, gefälteltes Kopftuch aufgesetzt. Eine Perücke kam nicht in Frage. Die »andere« hatte sie wissen lassen, daß eine Perücke zum Abendessen etwa so war, als würde sie einem Mann ein Sortiment von Kondomen anbieten, wenn er sie an ihrer Haustür abholte. Kein Signal, das Chloe auszusenden gedachte.
    So sah sie sich im Raum um und wich Thuts schlammbraunem Blick so gut wie möglich aus. Auf einer Seite war mit einem Vorhang ein weiterer Raum abgetrennt, aus dem sie ein leises Rumoren hörte. Sie sah den Prinzen an; was war das für ein Geräusch?
    Er senkte den Blick und rief, plötzlich nervös wirkend, nach Wein. Das Geräusch verstummte, und etwas Schweres fiel zu Boden. Ein Mensch stöhnte. Hatte sich jemand verletzt? Unverzüglich stand sie in dem Durchgang, den Vorhang halb über der Schulter.
    Es war ein Atelier. Ein Töpferatelier.
    Chloe blinzelte und sah Thut an. Er richtete sich auf, ohne sie anzusehen. »Das ist mein Hobby«, erklärte er steif.
    Sie trat ein. Er war Handwerker? Die schlichten, weißgekalkten Wände waren zu Zeichentafeln zweckentfremdet worden. Rohentwürfe waren darauf skizziert und von derselben Hand korrigiert worden. Auf einem hohen Regal standen aufgereiht Schalen, Statuetten und Gußformen. Zwei große Töpfe waren mit noch flüssigem Gips bekleckert, auf einem Tisch warteten noch unvollendete Werke.
    Chloe nahm einen Krug mit zwei Henkeln hoch und drehte sich zu Thutmosis um. Er nahm ihn ihr aus der Hand und erklärte, die Griffe seien noch feucht. Chloe blickte auf ihre Hände, auf denen die fein gearbeitete Zeichnung eines Widderhorns blasse Flecken hinterlassen hatte. Neben einer Theke stand ein hoher Hocker mit einer halbfertigen Skulptur. War das eine Bast-Statue?
    Sie betrachtete seine Malereien, und ein deutliches, körperliches Verlangen ergriff von ihr Besitz. Mit zitternden Fingern fuhr sie über seine Palette. Sie war aus geschnitztem Elfenbein, rechteckig und hatte in den Vertiefungen für die einzelnen Farben Hieroglyphen-Gravierungen. Ocker, Azur, Kadmium, Weiß, Malachit, Gold und Schwarz. Sie zerrieb die Farbe zwischen den Fingern, um die Konsistenz zu prüfen. Ein winziges bißchen mehr Flüssigkeit, und sie wäre wie geschaffen für Papyrus. Ach, malen! In Farbe arbeiten zu können!
    Thut räusperte sich, und Chloe merkte, daß sie mit der Respektlosigkeit einer Dreijährigen durch seine Privatgemächer gewandert war. Sie spürte, wie sie rot wurde, und drehte sich, auf eine Rüge gefaßt, um. Thuts Blick lag starr auf einem Punkt links von ihrer Nase. »Die Arbeiten in der Brennerei sind bereits fertig, wenn du sie sehen möchtest ...?«
    Chloe lächelte, das erste aufrichtige Lächeln seit Tagen, wie ihr schien. Sie gingen nach hinten, wo die Luft schwerer und heißer wurde. Durch die flirrende Hitze hindurch erblickte sie große Krüge in dem gleichen doppelhenkligen Design sowie flache Teller mit Malereien in der Mitte. Sie beugte sich über einen, um ihn genauer betrachten zu können.
    »Herrin .«
    Chloe machte auf dem Absatz kehrt und eilte nach draußen, wobei sie geistesabwesend die

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