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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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entgegnete der Priester. »Wir haben getan, was wir können. Entweder lasst Ihr ihn hier liegen, oder Ihr nehmt ihn mit. Auf jeden Fall würde ich Euch empfehlen, hier zu verschwinden, bevor diese Männer mit Verstärkung zurückkommen. Denn sie werden zurückkommen, verlasst Euch darauf.«
    Damit traten Gardiners Leute eilig den Rückzug an. Bruder Edmund kniete neben dem blutenden Mönch nieder. Er hob vorsichtig seinen Kopf an. »Bruder Oswald, hört Ihr mich? Erinnert Ihr Euch? Ich bin Edmund Sommerville – wir kennen uns von der Wallfahrt nach Stonehenge.«
    Die Augenlider des Verwundeten flatterten. »Edmund …ja«, murmelte er schwach. »Ich erinnere mich.« Er zwinkerte mehrmals. »Ist diese Joanna bei Euch?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Wir bringen Euch jetzt an einen sicheren Ort«, versprach Bruder Edmund.
    »Gott segne Euch«, sagte Bruder Oswald. »Gott unser Vater und Erlöser hat mich gerettet.« Seine rechte Hand fiel kraftlos herab, als er sich bekreuzigen wollte.
    »Ich glaube nicht, dass er laufen kann«, flüsterte ich Bruder Edmund zu.
    »Seid Ihr allein hier?«, fragte ihn mein Freund. Bei unserer ersten Begegnung war Bruder Oswald mit einem Dutzend anderer vertriebener Mönche auf einer Reise durch England gewesen, auf der sie durch Gebete und Wallfahrten Erleuchtung suchten.
    »Die anderen warten beim Fluss auf mich«, sagte Bruder Oswald. Er verzog das Gesicht und rieb sich die Seite. Dann hustete er. »Sie sind zu fünft. In der Nähe von einer – einer Arena, wo sie Bärenhetzjagden veranstalten. Wir sind unterwegs nach Kent, zum Kloster Aylesford.«
    »Dartford liegt auf dem Weg nach Aylesford«, bemerkte ich.
    Bruder Edmunds Gesicht färbte sich rot vor Anstrengung, als er Bruder Oswald hochhob, um ihn fortzutragen. »Ich wünschte, wir könnten sie alle nach Dartford mitnehmen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Das können wir«, rief ich aufgeregt. »Das können wir.«
    »Wie denn? Auch wenn wir alle zusammenhelfen, können wir einen Verletzten eine solche Strecke nicht tragen.«
    Ich zerrte an meinem blutbespritzten Umhang. »Wir mieten einen Wagen«, sagte ich. »Ich habe das Geld hier. Catherine Howard hat mir eine Börse mit Geld mitgegeben. Es müsste reichen.«
    »Und dafür wollt Ihr Euer ganzes Geld ausgeben?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich wüsste keine bessere Verwendung.«
    Er nickte, Entschlossenheit im Blick.
    »Auf nach Dartford«, sagte er.

Kapitel 32
    »Janna! Janna!«, rief Arthur an der Haustür der Sommervilles. Er flog mir entgegen, und unter dem Anprall des kräftigen kleinen Körpers riss es mich beinahe von den Füßen. Ich schloss ihn lachend in die Arme und hielt ihn fest, während Schwester Winifred in der weniger stürmischen Umarmung ihres Bruders Tränen vergoss.
    »Ich bin ja wieder da – ich bin da«, sagte Bruder Edmund. »Alles ist gut.«
    Mir aber ging es gar nicht gut. Als ich nach einem Tag der Tränen und Umarmungen am Abend dankbar mein eigenes Bett aufgesucht hatte, wurde ich die ganze Nacht von entsetzlichen Ängsten geplagt. Am nächsten Morgen fühlte ich mich schwach und benommen. Doch ich zwang mich ins Amt für Bauwesen zu gehen, um wenigstens meinen Webstuhl abzuholen.
    Jacquard Rolin, der junge Protestant aus den Niederlanden, führte mich ins Lager, wo in der Tat die ersehnte zweite Hälfte meines Webstuhls wartete, die zweite hohe Holzstange des Rahmens, die Walze und die Pedale für drei Weberinnen.
    »Die Brüssler leisten gute Arbeit, n’est-ce pas ?«, bemerkte Jacquard, stolz auf das, was in den Werkstätten seiner Landsleute geschaffen wurde.
    Er beauftragte einen Jungen, vier Leute zum Transport des Webrahmens zu holen, und wandte sich dann einem älteren Mann zu, der an die Tür des Lagerraums getreten war und uns anstarrte.
    »Kann ich Euch zu Diensten sein, Mr Brooke?«, fragte er.
    Dies war also der Ehemann von Mrs Brooke, die mich am letzten Tag vor meiner Abreise nach London noch so schikaniert hatte. Er war für die Anwerbung von Leuten zur Erbauung des neuen königlichen Herrschaftssitzes auf den Trümmern unseres Klosters zuständig.
    »Timothy ist Schlag vier bereit«, sagte Mr Brooke.
    »Ich werde da sein – nichts könnte mich daran hindern«, versprach Jacquard. Mit einem unfreundlichen Blick zu mir drehte Mr Brooke sich um und ging wieder.
    Jacquard erzählte mir, dass Timothy, der älteste Sohn der Brookes, vor zwei Monaten als enthusiastischer Prediger der Reform aus der Schule zurückgekehrt

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