Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
Vom Netzwerk:
Arm umklammert hielt. Geoffrey sagte nichts, er sah mich nur an, hundert Fragen im Blick. Ich fühlte mich nicht wohl, und ich war sicher, dass man es mir ansehen konnte.
    Plötzlich geriet das Zimmer um mich herum ins Schwanken.
    »Ist Euch nicht gut?«, fragte Schwester Winifred.
    »Doch, doch«, entgegnete ich und versuchte, tief zu atmen. Dann erklärte ich: »Ich habe etwas zu sagen.« Ich blickte sie alle nacheinander an, Schwester Winifred, Schwester Beatrice und Geoffrey. »Ich danke Euch, dass Ihr Euch für mich um Arthur gekümmert habt. Freunde wie Euch zu haben, ist eine große Ehre, und ich danke Gott dem Vater für Euch. Ich bin nicht würdig – « Meine Stimme brach, meine Schultern zuckten. Zu meiner peinlichen Verlegenheit brach ich in Tränen aus.
    »Sie ist müde – sie hat so viel durchgemacht – wir müssen Schwester Joanna jetzt Ruhe gönnen«, sagte Schwester Winifredbestimmt. »Ich kümmere mich den Rest des Tages um Arthur. Und ich glaube, es ist besser, wenn Ihr jetzt geht.«
    »Ja, vielleicht wäre das das Beste«, murmelte ich. Ohne Geoffrey oder die anderen anzusehen, wandte ich mich zur Treppe. Oben kroch ich in mein Bett. Ich verschlief den ganzen Nachmittag und die folgende Nacht, als suchte ich Entkommen in traumlosem Schlummer.
    Als ich erwachte, fühlte ich mich etwas kräftiger. Es war Samstag, und ich begab mich gleich nach der Morgenmesse zum Markt. Kitty hatte ich angewiesen, zu buttern und Gemüse einzuwecken – das Brotbacken gehörte nicht zu ihren Stärken, und ich hatte ohnehin nicht den geeigneten Backofen dafür. Statt auf die Hilfe von Kittys Mutter zu warten, beschloss ich, mit dem letzten Geld von Catherine Howard Brot und so viele Nahrungsmittel einzukaufen, wie ich tragen konnte. Bis Bruder Oswald die Reise nach Aylesford antreten konnte, hatte ich für viele zu sorgen.
    Die Markthalle von Dartford ragte in die Straße hinein, und vor ihr boten auf langen Karren die Fischer ihren Fang vom Morgen feil. Von schwatzenden, lachenden Leuten umgeben füllte ich in der Halle meinen Korb zuerst mit Brot, dann kaufte ich Karotten, getrocknete Erbsen, Zwiebeln und andere Lebensmittel ein. Es gab vieles zu besorgen, und es war ein angenehmes Gefühl, diese alltäglichen Dinge zu erledigen. Vielleicht würde ich mich in dieser kleinen Stadt eines Tages doch noch akzeptiert fühlen.
    Ich sah gerade ein Fass Äpfel durch, als Geoffrey Scovill sich neben mich drängte.
    »Joanna, kann ich Euch sprechen?«, fragte er.
    »Natürlich«, sagte ich, und meine gute Stimmung fiel in sich zusammen. Ich fuhr fort, den Apfel zu begutachten, den ich ausgesucht hatte. Er war fest und rot auf der einen Seite, doch auf der anderen hatte er eine braune Stelle. Ich legte ihn ganz an den Rand des Stands, damit niemand sonst ihn kaufen würde.
    »Ihr seht heute besser aus, das freut mich«, sagte er.
    »Danke.«
    Er betrachtete mich forschend. »Ich würde gern wissen, wie es kommt, dass der Herzog von Norfolk Euch erlaubt hat heimzukehren – und welche Bedingungen daran geknüpft sind«, sagte er.
    Ich ließ die Äpfel liegen. Geoffrey zupfte mit der linken Hand an einem Knopf seines Wamses, während er auf meine Antwort wartete.
    »Das ist wirklich nicht der richtige Ort, um das zu besprechen«, sagte ich und trat von dem Obststand weg.
    »Ich wüsste keinen besseren«, widersprach er. »Hier ist es so laut wie sonst nirgends im ganzen Ort. Kein Mensch hört, was wir reden.«
    Ich überlegte nur einen Moment, dann sagte ich: » Erlaubt hat Norfolk es nicht direkt.«
    »Ich wusste es. Ach, Joanna, was habt Ihr getan?«
    »Er wird nicht kommen und mich holen«, sagte ich. »Wir hatten am Tower Hill eine kleine Auseinandersetzung, bei der ich ihm mitgeteilt habe, dass er ohne mich abziehen müsse, weil ich in mein Leben in Dartford zurückkehren würde. Daraufhin ist er verschwunden.«
    »Aber hat es Bedingungen gegeben?«, drängte Geoffrey.
    Ich sagte heftig: »Ich stand direkt unter dem Schafott, mit Montagues Blut im Gesicht – das war wirklich nicht der Zeitpunkt, um zu feilschen.«
    Geoffrey starrte in die Ferne. »Montague war ein tapferer Mann. Es hat mir sehr leidgetan, von seinem Tod zu hören.«
    Ich bedauerte es, so scharf mit ihm gesprochen zu haben. »Ja, mir tut es auch leid«, sagte ich.
    Einen Moment schwiegen wir beide in Trauer. Um uns herum drängten sich lachend und ihre Witze machend die Leute von Dartford.
    Geoffrey trat näher an mich heran. Zu mir hinuntergebeugt sagte

Weitere Kostenlose Bücher