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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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muss ich in Unwissenheit gelassen werden?«
    »Darauf kann ich Euch nicht antworten«, versetzte Jacquard. »Ich kann Euch aber sagen, dass Euer Tudor-König mit jedem Tag abscheulicher wird. Vielleicht liegt es an seiner Angst vor einer Invasion – oder an seiner Wut auf den Papst und die katholischen Fürsten, die sich gegen ihn gewendet haben. Oder an den Schmerzen, die ihm sein Bein bereitet und die ihn, wie ich höre, nachts kaum schlafen lassen. Woher soll man wissen, was einen Menschen so zur Bestie machen kann.«
    Eisige Furcht legte sich um mein Herz.
    »Was ist denn passiert?«
    »Zwar hat es den Anschein, als wollte der König in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehren«, erklärte Jacquard, »doch er verfolgt die Klöster mit unvermindertem Hass. Auch das letzte, das noch besteht, die Abtei Glastonbury, hat nun seine rasende Wut zu spüren bekommen. Der Abt, ein kranker alter Mann, der Cromwells Abgesandten Widerstand leistete, wurde in den Tower gebracht. Und wisst Ihr, was Heinrich über ihn verfügte?«
    Ich machte mich auf eine neue Gräueltat gefasst, dennoch traf mich, was folgte, gänzlich unvorbereitet.
    »Der Abt von Glastonbury wurde aus dem Tower geschleppt und auf einem von Pferden gezogenen Schandkarren auf den höchsten Hügel in Glastonbury gebracht. Dort wurde er gehängt, danach enthauptet und gevierteilt. Sein Kopf wurde auf dem Tor der Abtei Glastonbury aufgespießt, und seine Glieder wurden in den vier Ecken des Königreichs zur Schau gestellt.«
    Es war, als hätte Heinrich VIII. sich vorgenommen, die tiefsten Tiefen der Unmenschlichkeit auszuloten.
    Doch Jacquard war noch nicht fertig.
    »Ich habe noch anderes gehört«, fügte er hinzu. »Von allerhand Geschehnissen im Tower of London. Sie betreffen Leute, die Euch nicht fremd sind.«
    Ich wagte kaum, es auszusprechen. »Geht es um Gertrude? Oder ihren Sohn Edward?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie sind immer noch gefangen. Doch unversehrt. Nein, es geht um die Familie von Baron Montague.«
    Ich brachte kein Wort heraus. Einen Moment lang schloss ich die Augen.
    »Die Mutter, Margaret, Gräfin von Salisbury, ist in den Tower gebracht und dort in eine kahle Zelle eingesperrt worden – trotz ihres Alters, sie ist siebzig. Der König kennt kein Erbarmen mit der Mutter von Kardinal Reginald Pole, der ihn von Rom aus bekämpft. Sie wird höchstwahrscheinlich hingerichtet werden wie ihr ältester Sohn vor ihr.«
    Ich begann zu weinen. Ich dachte an Ursula und was sie jetzt erleiden musste. Jedem, der auch nur das Geringste für die Familie Pole übrig hatte, musste dies das Herz zerreißen.
    »Und es kommt noch schlimmer«, sagte er.
    Ich war blind vor Tränen. »Was noch?«, fragte ich heiser.
    »Der Sohn von Baron Montague ist verschwunden. Er hat den Wärtern im Tower das Leben so schwer gemacht, dass einer von ihnen gesagt haben soll, man sollte diesen verfluchten Jungen in seinem Bett ersticken. Als Letztes wurde uns berichtet, dass seine Zelle leer ist. Es wurde nichts von Krankheit oder Tod bekanntgegeben. Doch der junge Pole wird wohl für immer verschwunden bleiben.«
    Ich streckte abwehrend die Arme aus. »Nicht mehr«, bat ich. »Bitte, nicht noch mehr.«
    Jacquard ergriff meine Hände. Eine unheimliche Kraft ging von ihm aus.
    »Joanna Stafford, wollt Ihr dann meinem Wort bedingungslos folgen? Ihr braucht nicht um Eure Tugend zu fürchten. Ich werde Euch nicht anrühren, wenn Ihr es nicht wollt.« Er umfasste meine Hände noch fester. Schmerz schoss meine Arme hinauf bis zu den Schultern. »Doch Ihr allein könnt tun, wozu Ihr bestimmt seid. Ihr müsst mir gehorchen, hier und in den Niederlanden, solange wir aufeinander angewiesen sind.«
    »Ja«, sagte ich. »Das weiß ich.«
    Er ließ meine Hände los, und ich sank in einen Sessel, kaum noch fähig zu atmen.
    »Dann packt jetzt«, sagte er. »Wir haben endlich ein Schiff. Hantaras war hier, um mir das mitzuteilen. Wir reisen in drei Tagen nach Antwerpen.«

Kapitel 42
    An einem heißen, wolkenlosen Morgen im Juli brachte ein Boot Jacquard Rolin und mich nach Gravesend am Südufer der Themse. In dieser Stadt in Kent lagen die großen Schiffe mit den Munitionslieferungen für den kommenden Krieg. Ich wusste nichts von solchen Schiffen und noch weniger über Kriegsmunition. Ich hatte nie ein größeres Boot betreten als dieses Flussboot. Als die gewaltigen Schiffe im Hafen von Gravesend vor uns auftauchten, stockte mir einen Moment der Atem. Es war gewiss ein halbes

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