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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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meinem Arm spannte sich. Er hatte mir unzählige Male geboten, mit niemandem zu sprechen, wenn es nicht unumgänglich war. Aber würde es nicht mehr Aufmerksamkeit erregen, wenn ich die ganze Zeit nur scheinbar desinteressiert schwieg?
    Adams erklärte mit stolzem Lächeln: »Wir betreiben unser Handelsgeschäft schon seit vier Generationen. Die Habsburger haben mindestens zehnmal versucht, dem englischen Handel zu schaden – und es ist ihnen nie gelungen. Sie können noch so viele Embargos verhängen, wir halten durch. Wir sind nicht totzukriegen.«
    Jacquard lachte, als wäre das die lustigste Geschichte, die er seit Langem gehört hatte.
    Nacheinander kletterten wir zum Deck der Galeone hinauf. Jacquard hatte uns mit viel Geld eine Offizierskabine im Achterschiff gesichert. Dort würden wir schlafen, solange wir an Bord waren – mindestens eine Nacht, vielleicht auch zwei, je nachdem, ob die Winde günstig waren. Wir begaben uns direkt in die Kabine, wo unsere Schiffskisten uns schon erwarteten.
    »Ich habe schon weit schlechter genächtigt«, sagte Jacquard, sich in der engen Kabine umsehend. Mit einer höflichen Verneigung zu mir fügte er hinzu: »Ihr nehmt das Bett. Mir reichen der Fußboden und ein paar Decken.«
    »Muss ich die ganze Zeit hier unten bleiben?«, fragte ich.
    Er überlegte einen Moment. »Ihr solltet an Deck sein, wenn die Segel gehisst werden. Es würde sich merkwürdig ausnehmen,wenn ich ohne Euch erschiene. Aber danach müsst Ihr hier unten bleiben, ja.«
    »Ich werde mich bemühen, nicht mit Mr Adams zu sprechen, obwohl ich ihn für harmlos halte«, sagte ich.
    »Ich glaube nicht, dass er ein Spitzel Gardiners ist, aber harmlos ist niemand«, erwiderte Jacquard.
    Das Schiff schwankte ein wenig, vielleicht wurde der Anker gelichtet. Mich überkam plötzlich Trauer.
    »Jacquard, was passiert, wenn ich die Prophezeiung erfülle und der Kaiser und König Franz siegen?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Ich meine, was wird dann aus England. Wenn Heinrich nicht mehr König ist – wenn Maria ihn auf dem Thron ablöst, werden sich dann alle zurückziehen?«
    Er lächelte. »Ihr glaubt, wir tun das alles nur, um Euren Glauben zu retten und Lady Marias Thronrechte zu verteidigen? Ich nehme an, das Königreich wird aufgeteilt werden. König Jakob von Schottland, der Verbündete Frankreichs, wird seine Grenzen nach Süden vorschieben. Ich habe gehört, Frankreich beabsichtigt, den Westen Englands für sich zu beanspruchen. Und der Kaiser wird natürlich seine Cousine, die neue Königin, unter seinen Einfluss nehmen. Außerdem wird er den gesamten Handel uneingeschränkt beherrschen. Das ist den Kampf wohl wert, meint Ihr nicht?«
    Trotz allem, was der König mir angetan hatte, war ich entsetzt zu hören, dass mein Heimatland derart behandelt werden sollte.
    »Was glaubt Ihr – gäbe ich nicht einen hervorragenden vierten Herzog von Buckingham ab?«, fragte Jacquard ohne Rücksicht auf meine Gefühle und lachte. Bei der Vorstellung, dass dieser Mann, ein Spion und Mörder, sich anmaßen könnte, sich mit dem erblichen Titel der Familie Stafford zu schmücken, wurde mir beinahe übel.
    Doch ich hatte jetzt keine Wahl mehr. Ich musste meinen Weg weiterverfolgen. Mit Jacquard zusammen ging ich auf Deck hinauf.
    Kurze Zeit später versammelten wir uns, vielleicht ein Dutzend Passagiere, um dem Setzen der gewaltigen Segel beizuwohnen. Und es war in der Tat ein denkwürdiges Erlebnis. Jeder Mann an Bord wusste genau, was er zu tun hatte. Über das ganze Schiff pflanzten sich die laut schallenden Befehle fort, und die Seeleute zogen so kräftig an den Tauen, dass ich glaubte, ihre Arme würden bersten, während andere mit müheloser Behändigkeit an den Masten hinauf- und hinunterkletterten.
    Mit einem gewaltigen Donnerknall strafften sich die Segel, und langsam glitt das große Schiff nach Osten, dem offenen Meer entgegen.
    Ein Offizier trat zu Jacquard. »Der Kapitän erbittet die Ehre, Euch auf der Brücke begrüßen zu dürfen, Mr Rolin«, sagte er.
    Jacquard blickte zu dem hohen Brückenaufbau hinauf, wo ein großer, breiter Mann mit einem buschigen Bart neben einer silbern glänzenden Kanone stand.
    »Ja, gern«, sagte er und wandte sich mir zu, zweifellos, um mich unter Deck zu schicken.
    Doch noch ehe er etwas sagen konnte, gesellte sich Charles Adams zu uns. »Ich nehme mich inzwischen gern Eurer Gemahlin an«, sagte er liebenswürdig.
    Jacquard küsste mich leicht auf die Wange und drückte dabei

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