Die Prophezeiung des Adlers
nickte.
»Dannwerdetihrverstehen,dassderTodvonCenturioMaximusbeträchtlichesMisstrauenerregthat.InAnbetrachtsoschwererBeschuldigungenermitteltdasArmeeamtgründlichinderAngelegenheit.IchhabeeinenBriefanGeneralPlautiusgeschicktundeinenvollständigenBerichtangefordert.IchwartenochaufseineAntwort.BaldwerdenwiralleTatsachenkennen.Unddanachseidihrentwederentlastet,sodassicheuchfüreineAbkommandierunginBetrachtziehenkann,odermanwirdeuchinHaftnehmenundnachdemErmessendesKaisersbeiseiteschaffen … Unterdessenwäreicheuchdankbar,wenn ihr nicht versuchtet, die Stadt zu verlassen.«
Er blickte auf und bemerkte die Verzweiflung in ihren Gesichtern. Einen Augenblick lang verrutschte seine harte, bürokratische Maske, und er schüttelte traurig den Kopf. »Es tut mir leid, mehr kann ich nicht tun oder sagen. Ich habe dieses Gespräch nur zugelassen, weil ich dachte, dass ihr über die Lage Bescheid wissen solltet. In Anbetracht eurer Leistungen hatte ich das Gefühl, dass Rom euch zumindest so viel schuldig ist.«
Macro lächelte schmallippig. »So viel und noch weit mehr, würde ich sagen.«
»Vielleicht.« Der Prokurator zuckte mit den Schultern. »Darüber steht mir kein Urteil zu. Und jetzt solltet ihr besser gehen.«
MacroundCatostarrteneinenAugenblickzurück,bisderProkuratornacheinemleerenWachstäfelchenlangteundeinenGriffelzurHandnahm.Siewarenentlassen.
DraußenwandteCatosichlangsamMacrozu,dersehenkonnte,dassernochimmervondenWortendesProkuratorsbenommenwar.SeineschmalenSchulternsacktenherunter.
»Komm schon, Cato … « Macro ergriff ihn beim Arm und lenkte ihn zur Straße.
KAPITEL 4
S ie verließen den Palast und kämpften sich durch die Menschenmengen, die übers Forum strömten. Familien scharten sich zwischen Gruppen lärmender junger Männer, die mit Weinkrügen bewaffnet zum Circus Maximus drängten, um für die an diesem Tag stattfindenden Wagenrennen gute Plätze zu ergattern. Auf dem Weg zu einer Taverne an der Straßenecke durchschritten die beiden Centurionen die aufgeregten Menschenmassen. Die übliche Morgenkundschaft der Taverne, Wagenfahrer und Nachtpförtner, zog sich schon zurück, und die erschöpften und nun betrunkenen Männer taumelten nach Hause in ihre Betten.
Macro winkte den Kellner heran.
»Was darf ich euch bringen, meine Herren?«, fragte der wieselartig aussehende junge Mann höflich, der ihre Uniformen musterte und das Trinkgeld abschätzte, das er von zwei Centurionen erhalten mochte.
»Einen Krug von deinem billigsten Wein. Und zwei Becher«, erwiderte Macro knapp. »Und zwar schnell.«
»Schnell bestellt, rasch bedient.« Der Kellner lächelte. »Das ist unser Wahlspruch.«
»Hübsch.« Macro blickte zu ihm auf. »Aber es würde sogar noch schneller gehen, wenn du den Wahlspruch wegließest.«
»Sicher … ja. Das stimmt wohl.« Der Kellner eilte davon, sodass Macro seine Aufmerksamkeit wieder seinem Freund zuwenden konnte. Cato starrte über die wogende Menschenmenge hinweg, die das Forum füllte, und zu dem massiven, hohen Palast auf dem Palatin hinauf. Cato hatte kein Wort gesagt, seit sie das Büro des Prokurators verlassen hatten, und jetzt saß er einfach schweigend da. Macro tätschelte seinen Arm.
»Kopf hoch, Junge. Der Wein ist bestellt.«
Cato drehte den Kopf und starrte Macro an. »Ich habe keinen Posten in der Legion, mein Geld ist alle, und jetzt werde ich wohl demnächst hingerichtet. Glaubst du wirklich, dass ein Becher billiger Wein mir da helfen wird?«
Macro zuckte mit den Schultern. »Na, er wird dir jedenfalls nicht schaden. Tatsächlich hat er so eine komische Art, die Dinge weniger schlimm aussehen zu lassen.«
»Du wirst es wohl wissen«, brummte Cato. »Dein Quantum in den letzten drei Monaten hätte für eine ganze Armee reichen können.«
Der Kellner kehrte zurück, stellte zwei Terra-Sigillata-Becher auf den einfachen Holztisch zwischen den beiden Centurionen, schenkte aus einem Krug ein und setzte diesen dann mit einer schwungvollen Geste nieder.
»Habt ihr schon das Neueste gehört?«
Macro und Cato wandten sich ihm mit verärgerter Miene zu, ein eindeutiges Zeichen, dass er den Mund halten und sich schleunigst hinter seinen Tresen zurückziehen sollte. Der Kellner war jedoch nicht bereit, die Aussicht auf ein Trinkgeld so schnell fahren zu lassen, und lehnte sich gegen einen stabilen Holzpfosten, der die drei Stockwerke über der Taverne stützte.
»Porcius ist zurück.«
»Porcius?« Macro hob eine Augenbraue. »Wer beim Hades ist
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