Die Prophezeiung des Adlers
kannst?«
Macro richtete sich auf. »Ja, natürlich kann ich das. Fünf auf Nepos, wie gesagt.«
»Nepos? Du weißt aber, dass die Quote eins zu zehn steht?«
»Genau darauf zähle ich ja.«
»Na ja, ist ja dein Geld. Wenn du dir sicher bist … ?«
Macro runzelte die Stirn. »Willst du die Wette jetzt annehmen oder nicht?«
»Ich nehme dein Geld gerne. Nur einen Augenblick bitte … Herr.« Der Buchmacher klappte seine Tafeln auf und machte sich bereit, mit seinem Griffel einen neuen Eintrag einzuritzen. Er drückte winzige Buchstaben in das Wachs und murmelte dabei: »Fünf Den. Auf Nepos’ Sieg … Dein Name?«
»Centurio Macro.«
»Macro. Schön, und wenn ich jetzt deine Einzahlung bekommen könnte.« Macro reichte ihm die Silbermünzen aus seinem Geldbeutel, und der Buchmacher warf sie in eine der von seinen Leibwächtern getragenen Kassetten. Die Münzen fielen durch den Schlitz und landeten mit einem dumpfen Klirren auf dem Geld, das er bereits eingesammelt hatte. Der Buchmacher nickte dem Mann zu, der die Kassette trug. »Das ist Nummer einhundertdreiundvierzig.«
Der Ex-Gladiator nahm einen großen Metallreifen von seiner Seite und fummelte zwischen dessen kleinen Holzpflöcken herum, bis er bei der richtigen Zahl ankam, sie herauszog und Macro reichte. Der Buchmacher lächelte ihn an. »War mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen. Allerdings glaube ich nicht, dass wir uns wiedersehen. Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigst … «
Macro steckte die hölzerne Nummer in seinen Geldbeutel und eilte zu Cato zurück.
»Wie viel hast du auf Nepos gesetzt?«
»Genug«, antwortete Macro lässig und zeigte dann über die Köpfe der Zuschauer hinweg auf die Kaiserloge. »Schau mal, da kommen Claudius’ Lakaien. Er muss gleich da sein.«
»Wie viel?«, beharrte Cato.
»Oh, fünf Denarii oder so.«
»Fünf Den … Macro, das ist so ziemlich alles, was wir haben.«
»Tatsächlich ist es alles, was wir haben.« Macro zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Es ist ein Risiko, aber ich habe eine Quote von zehn zu eins bekommen.«
»Wirklich?«, erwiderte Cato säuerlich. »Und warum denkst du, das wäre gut? Seine Niederlage ist zehnmal so wahrscheinlich wie sein Sieg.«
»Schau mal«. Macro senkte die Stimme. »Unser Mann hat gesagt, das sei eine sichere Wette. Wir haben fünfzig Silberstücke in Aussicht, wenn alles vorbei ist.«
»Danke, ich kann rechnen. Fünfzig Silberstücke, falls Nepos gewinnt.«
»Das wird er, vertrau mir. Ich habe ein Gefühl für so was.«
Cato schüttelte den Kopf und ließ den Blick zur Kaiserloge wandern. Die Palastsklaven waren eifrig damit beschäftigt, neben dem Platz des Kaisers einen Tisch mit Leckereien und Wein herzurichten. Selbst aus einer Entfernung von fünfzig Schritten konnte Cato eine Platte mit dekorativ arrangiertem Geflügel erkennen, das in Honig glasiert zu sein schien. Bei diesem Anblick lief ihm das Wasser im Mund zusammen, und er spürte, wie ihm der Magen vor Hunger knurrte.
Der kaiserliche Haushalt kam nun aus dem ihm vorbehaltenen Privateingang und nahm seine Plätze ein. Eine Handvoll Günstlinge unter den Senatoren ließen sich mit dicken Kissen auf den Hockern zu beiden Seiten des kaiserlichen Podiums nieder. Ihnen folgten einige der freigelassenen Sklaven und Schreiber des Kaisers, die sich hinten in die Loge stellten. Endlich kamen der weiße Haarschopf und der vergoldete Lorbeerkranz auf Claudius’ Kopf in Sicht, und lauter Willkommensjubel brauste von der Menge auf und hallte im Circus Maximus wider. Lauter als Kampfgeschrei, dachte Cato. Viel lauter.
Der Kaiser stand einen Augenblick lang still da und genoss den öffentlichen Applaus. Nur sein Kopf bewegte sich mit den charakteristischen Zuckungen, die durch keinerlei Selbstbeherrschung zu verhindern waren. Schließlich hob Claudius langsam den Arm und grüßte sein Volk, das diese Geste mit einem sogar noch lauteren Gebrüll beantwortete. Der Arm des Kaisers kam wieder herunter, und er stieg auf das Podium und sank unbeholfen in seinen Sessel. Als die Kaisergattin Messalina neben ihn trat, erreichte der Jubel neue Höhen.
Macro beugte sich zu Cato vor und rief ihm ins Ohr: »Nach allem, was ich gehört habe, könnte ich wetten, dass es hier so einige Männer gibt, die sie beinahe so gut kennen wie ihr Gatte.«
Er grinste, und Cato vergewisserte sich mit einem nervösen Blick rundum, dass keiner diese Bemerkung mitgehört hatte. Genau diese Art von öffentlichen
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