Die Prophezeiung des Adlers
davon – von Syrien. Ist es dort so gut, wie man sagt?«
»Nun, das weiß ich nicht, aber … «
Die Tür zum Büro des Prokurators ging auf, und ein Mann trat ins Vorzimmer. Sofort standen Cato und Macro auf und nahmen Haltung an, rasch gefolgt von den anderen. Demetrius erhob sich als Letzter und ließ sich gerade genug Zeit, um seinen Mangel an Ehrerbietung zum Ausdruck zu bringen. Der Besucher des Prokurators trug die volle zeremonielle Toga eines Senators mit einem breiten purpurroten Streifen am Saum. Er nickte den Centurionen kurz zu und verließ das Vorzimmer, während Demetrius das Büro seines Herrn betrat.
»Die Centurionen Licinius Cato und Cornelius Macro, Herr.«
»Stehen sie auf meiner Liste?«
»Eine Nachlässigkeit, Herr. Ich werde den verantwortlichen Schreiber bestrafen.«
»Oh, na gut. Schick sie herein.«
Demetrius stand bei der Tür und schloss sie hinter den Centurionen, sobald diese das Büro des Prokurators betreten hatten.
Sie fanden sich auf einem dicken Teppich wieder, einem von mehreren, die den Boden des großen Raums bedeckten. Das Büro war ein Eckzimmer und hatte Fenster nach zwei Seiten. Fenster mit gläsernen Scheiben, wie Macro mit kaum verhohlenem Staunen über die luxuriöse Ausstattung feststellte. Hinten im Raum saß der Prokurator an einem Schreibtisch mit Marmorplatte. Er war ein fülliger Mann mit einem massigen Kopf voll dunklen Haars und zahlreichen Goldringen an den dicklichen Fingern beider Hände. Er blickte ungeduldig auf.
»Nun, kommt hier rüber! Jetzt mal fix!«
Macro und Cato marschierten zu ihm und nahmen vor dem Schreibtisch Haltung an. Der Prokurator schnaubte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, was seinen fetten Bauch zum Vorschein brachte, der den Wollstoff seiner Tunika spannte. »Wozu seid ihr gekommen?«
»Wir wollen wieder zur Legion abkommandiert werden, Herr«, sagte Cato.
Der Prokurator klopfte auf einen Stapel Wachstäfelchen auf seinem Schreibtisch. »Das ist mir zu Ohren gekommen. Du musst Centurio Licinius Cato sein. Du drängst jetzt schon seit mehreren Monaten auf eine Abkommandierung.«
»Seit drei Monaten, Herr«, gab Cato zurück.
»Nun, so, wie du uns mit schriftlichen Ersuchen bombardierst und meine Sekretäre mit deinen Tiraden belästigst, kommt es mir fast wie eine Ewigkeit vor. Tatsache ist, ich kann keine Entscheidung treffen, bevor mir eure Lage nicht klar ist.«
»Unsere Lage?«, warf Macro ein. »Was meinst du damit, Herr?«
Der Prokurator verschränkte die Hände und legte sein Doppelkinn auf seine Fingerknöchel. »Vor einigen Tagen habe ich die Information erhalten, dass Centurio Cato von General Plautius, dem Kommandanten der Armee in Britannien, zum Tode verurteilt worden ist. Stimmt das?«
Cato spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er nickte. »Jawohl, Herr. Aber ich kann das erklären.«
»Das solltest du wohl.«
»Unsere Kohorte wurde zur Dezimierung verurteilt, weil wir Befehle nicht befolgt hatten. In der Folge entkam der feindliche General mit einigen seiner Männer. Centurio Macro und mir gelang es, ihn wieder gefangen zu nehmen, und die Todesstrafe wurde durch den Legaten der Zweiten Legion aufgehoben.«
»So habe ich es ebenfalls gehört. Nun hat aber Legat Vespasian seine Befugnisse überschritten, als er das Urteil gegen dich aufhob. Ich könnte noch hinzufügen, dass es in höheren Kreisen eine gewisse Sorge gibt, ihr könntet in den Tod eures Kohortenkommandanten verstrickt sein.«
Er verstummte, während die beiden Offiziere vor ihm erstarrten und versuchten, ihre Züge unter Kontrolle zu halten. Sie wagten nicht, einander anzublicken, und starrten stattdessen geradeaus. Der Prokurator fuhr fort: »Infolge der Dezimierung soll beträchtlicher Unmut gegen euren Kommandanten geherrscht haben.«
»Überrascht dich das, Herr?« Macro zuckte mit den Schultern. »Die meisten Männer haben ihm die Schuld an der Bestrafung der Kohorte gegeben.«
»Die meisten Männer?« Der Prokurator blickte ihn scharf an. »Und die Offiziere?«
Macro
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