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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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ermordet, sein Sohn – Euer Vater – hat Riannas Tochter auf dem Gewissen! Aber, mein Prinz, das Ende Eurer Gewaltherrschaft naht! Denn immer kam Eure Sippe zu spät zum Morden, immer war da bereits ein neuer legitimer Erbe! Die Zeit naht, da dieser die Herrschaft über dieses Land wieder fordern wird. Ihr, Karim, werdet niemals König sein!“, höhnte der Lehrer und begann zu lachen. Karim zog sein Schwert und setzte es dem Mann an die Kehle. „Was meinst du damit, wer will mich schon herausfordern, alter Mann? Sprich, denn vielleicht rettet das dein erbärmliches Leben!“
    Aber Leandor lachte furchtlos weiter: „Ihr werdet niemals König sein! Melisins Erben sind auf dem Weg und sie haben Verbündete, mächtige Verbündete!“
    Zaramé wagte vor Spannung beinahe nicht mehr zu atmen. Leandor würde sie und Niall verraten, die Elfen, das Buch !
    Sie sah, wie sich der brennende Blick des Lehrers auf sie richtete und schüttelte beschwörend den Kopf. Das Lachen hörte abrupt auf und Leandors Blick wurde starr. Dann sank sein Körper in den Sand. Karim hatte die Geduld verloren und sein Schwert dem Galgen die Arbeit abgenommen. Er wischte es an der Kleidung des Toten ab und schob es zurück in die Schwertscheide. Als Zaramé bewusst wurde, was geschehen war, wurde es schwarz um sie. Sie blieb besinnungslos, trotz Morans verzweifelten Versuchen sie zu wecken. Erst nachdem Leandors Leichnam abtransportiert worden war und sich die Menge zerstreut hatte, wagte Moran sich hinunter, um Balin und Niall zu holen. Balin brachte Zaramé auf schnellstem Wege nach Hause und benachrichtigte die Heilerin Tiram. Niall stand beinahe ebenso unter Schock wie Zaramé. Zwar war Leandor nicht sein Lehrer gewesen, aber die Tatsache, dass jemand, der auf seiner Seite gewesen war, für seine Überzeugung hatte sterben müssen, war auch für den jungen Mann neu und ein schwerer Schlag. Es brachte die Gefahr, in der sie alle vier lebten, plötzlich und unwiderruflich ins Bewusstsein. Ab jetzt würden sie mehr als vorsichtig sein müssen.
    Niall stand noch eine ganze Zeitlang an der Stelle, an welcher Zaramé zusammengebrochen war. Er spürte, dass sie nicht wirklich krank war, sondern, dass das Entsetzen die Bewusstlosigkeit hervorgerufen hatte. Und er konnte sich noch nicht von dem Bild des fanatischen Leandor und des eiskalten Karim lösen. Zu überraschend waren diese Wesensänderungen dieser beiden Männer über alles hereingebrochen. Endlich wandte er den Blick von der Stelle, an welcher Leandor gestorben war und blickte hinauf zur dunklen Burg. Die Dämmerung war heraufgezogen und überall lauerten Schatten in den Gassen und in den Winkeln der Burg. Einige Feuer brannten wie immer neben den Wehrtürmen und dort, wo er den Thronsaal wusste, flackerten die Lichter von vielen Kerzen. Im Dorf unter ihm wurde die Dunkelheit dagegen nur von einigen wenigen Lichtschimmern durchbrochen, welche durch die Lederlappen vor den Fenstern blitzten. Auf der Burgmauer, dicht neben einem Feuer, gewahrte er plötzlich einen großen Schatten und er verspürte den Drang sich zu verbergen. Und mit einem Mal wurde ihm klar, wer der Schatten dort oben war: König Nozak blickte über sein Land! Wusste der König von der ihm drohenden Gefahr oder hatten Leandors Worte den ersten Argwohn in ihm geweckte? Würden ab jetzt Kontrollen und Hausdurchsuchungen an der Tagesordnung sein und die Menschen in Furcht vor Karim leben müssen? Niall war sich dessen beinahe sicher.
    „ Halte deinen Sohn zurück, König! Ich werde nicht noch einmal tatenlos zusehen, wie er tötet!“ schwor der junge Mann dem Schatten dort oben und auch sich selbst. Als er die Treppe schnellen Schrittes hinablief, um nach Zaramé zu sehen, löste sich vom vordersten Haus ein weiterer Schatten und huschte auf ihn zu. Niall stockte der Atem: War eine Wache zurückgeblieben? Nein, wer immer da auf ihn zukam, war eher klein gewachsen! Als die Person näher trat, erkannte er sie. Es war die alte Frau, in deren Haus Leandor gewohnt hatte. Niall blickte sich verstohlen um. Es konnte nicht gut für ihn sein, mit ihr gesehen zu werden. Sie hob kurz die Hand und Niall erkannte, dass sie geweint hatte: „Verzeiht mir, dass ich Euch nach diesem furchtbaren Tag aufhalte, junger Niall! Aber ich muss Euch etwas übergeben und es geschieht besser nicht vor meinem oder Eurem Haus. Ich bin froh, dass es bei der Durchsuchung nicht gefunden wurde, denn dann hätte ich wohl das Ende meines Mieters geteilt.

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