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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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Ein neuer Feind erwacht
    An diesem Sonntag fand der jährliche Tauschmarkt statt: Alle Ernten waren nun heimgebracht, die Vorräte eingekocht, das Fleisch eingelegt und haltbar gemacht. Fische hingen getrocknet von Stangen, die in langen Reihen an der Stadtmauer befestigt waren. Alle Bewohner Kaligors fanden sich am Marktplatz ein, um gegenseitig ihre Waren zu kaufen, verkaufen oder einfach zu tauschen, damit das winterliche Essen nicht zu eintönig geraten würde. Dazu spielten Barden und Gruppen mit einfachen Blas – und Klanginstrumenten. Die übermütigen, jungen Mädchen tanzten zu den stimmungsvollen Weisen und die jungen Burschen versuchten wiederum den Mädchen durch kleine Wettkämpfe, wie Messerwerfen auf Strohtiere zu imponieren. Zaramé wanderte vergnügt durch die Trauben von Menschen, sie liebte diesen Aufruhr und genoss es mittendrin zu sein. Gelegentlich sah sie verstohlen hinüber zum Wasserspeier an der Mauer, halb hoffend, halb fürchtend dort etwas Blaues zu sehen. Drei Tage waren seit ihrem Besuch bei den Elfen nur vergangen, aber es erschien ihr schon beinahe zweifelhaft, dass es wahr gewesen sein könnte. Ohne die gelegentlichen Gespräche darüber mit Moran oder Niall hätte sie vielleicht doch geglaubt, es wäre nur ein Traum gewesen! Sie sah, wie Niall sich gerade im Bogenschießen mit einigen größeren Jungen maß und drängte sich nach vorne, um alles genau mitzubekommen. Wie erwartet gewann Niall den kurzen Wettbewerb und er stieg auf das Podest, um seinen Preis in Empfang zu nehmen. Als Zaramé lachend zu Niall hinauf blickte, sah sie, wie sich sein Blick plötzlich verfinsterte. Sein Lächeln schwand und er sprang zu ihr herab.
    „Zaramé, geh sofort nach Hause! Ich suche Mutter und schicke sie hinterher! Bleibt im Haus, bis ich komme!“, sagte er drängend mit leiser Stimme und schob sie zur Gasse an der Mauer, welche den kürzesten Heimweg bedeutete.
    „Niall, was ist denn? Ich will noch nicht gehen!“, wehrte sich Zaramé . Aber Niall gab ihr keine Chance und schubste sie weiter. Zaramé gab scheinbar nach und verschwand um die Ecke, nur um gleich darauf eine kleine Treppe in der Mauer empor zu schleichen. Auf einer Treppenwendung verbarg sie sich hinter den hervorstehenden Stufen und suchte nach dem Ereignis, welches Niall Sorgen bereitet hatte. Sie sah es ziemlich schnell: Von allen Seiten kamen die Palastwachen König Nozaks auf den Marktplatz geritten. Nicht schnell, ganz bedächtig, als wollten auch sie nur an dem Fest teilhaben. Dennoch war die Absicht unschwer zu erkennen. Der Platz wurde umstellt! Auf der Hauptstraße, welche von der Burg herunterführte, erschien nun ein weiterer Trupp Bewaffneter, angeführt von … Karim! Zaramé hätte ihn beinahe nicht erkannt, sie hatte ihn nie zuvor in Uniform gesehen. Aber nun wurde ihr bewusst, wie sehr er in letzter Zeit gewachsen war, denn die Uniform eines erwachsenen Mannes passte ihm wie angegossen. Was machte er nur hier? Ein gutes Zeichen war das nicht, das war dem Mädchen klar und sie begann sich um Niall und die Eltern zu sorgen. Ihre Augen überflogen hektisch die Menge und sie atmete auf, als sie Niall und Moran in ihre Richtung eilen sah. Niall kehrte jedoch kurz darauf um und nahm wieder seinen Platz an Balins Seite ein. Die beiden Männer standen am Rand der Menschenmenge mit der heimführenden Gasse im Rücken. Als Moran unter ihr vorbeilief, gab Zaramé ein leises Zischen von sich. Moran blickte nach oben und Zaramé verließ kurz ihr Versteck, um sich zu zeigen. Gleich darauf saßen die beiden Frauen dicht aneinandergedrängt da und beobachteten den Platz. Zaramé wunderte sich kurz, dass sie nicht getadelt wurde. Aber als sie Morans besorgten Blick über die Menge schweifen sah, wusste sie, dass ihre Mutter es zu Hause vor Sorge um Balin genauso wenig ertragen hätte wie sie selbst. Die Menge unter ihnen wurde unruhig. Man begann zu spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung und das Fest gestört war. Die Menge teilte sich in wilder Hast, als Karim mit seinem Trupp in die Mitte einritt und anhielt. Das Raunen wurde lauter und verstummte schlagartig, als Karim gebieterisch die Hand hob. Zaramé war geschockt, wie sehr sich dieser Mann dort unten von dem schüchternen Jungen unterschied, dem sie noch vor wenigen Wochen bei den Rechenaufgaben geholfen hatte. Nun erscholl seine Stimme, weder schwach noch leise, sondern der Macht ihres Besitzers voll bewusst:
    „Es widerstrebt mir dieses Fest zu stören. Aber

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