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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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unter allen guten Menschen hier ist einer, der sich des Hochverrats schuldig gemacht hat!“, begann Karim und seine Augen glitten langsam und selbstbewusst über die Menge um sich herum. Zaramé konnte den Blick nicht von ihm wenden, dennoch nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, dass sich die Wachen weiter durch die Menge schoben.
    „Sie suchen jemand!“, schoss ihr durch den Kopf und vor Angst wurde ihr schwindelig. „Wer, außer Niall und mir, könnte damit gemeint sein?“, überlegte sie verzweifelt. Unten an der Mauer warfen sich Niall und Balin besorgte Blicke zu, rührten sich aber nicht vom Fleck. Eine Palastwache ging an ihnen vorüber und beachtete sie nicht weiter. Zaramé und Moran atmeten auf. Dann erscholl ein lauter Schrei und die Wachen drängten einen Mann nach vorne. Sie stießen ihn vor Karim auf die Knie und er hob den Kopf. Zaramé keuchte auf: Es war Leandor, ihrer und auch Karims Lehrer! Nun hatte Karim seine Angst vor ihm wohl überwunden und seinen Vater überreden können, sich des verhassten Lehrers zu entledigen! Aber da hätte doch wohl eine einfache Entlassung genügt – warum die Anklage wegen Hochverrats? War Karims Wunsch nach Rache so groß?
    Die beiden Männer, der eine hoch aufgerichtet im Sattel, der andere im Staube kniend – sahen sich an. Nun erkannte auch Leandor in den Augen Karims diesen Wunsch. Er sollte gedemütigt werden, wie auch er den Prinzen im Unterricht so oft gedemütigt hatte. Aber er senkte den Kopf nicht! Als Karim erkannte, dass Leandor furchtlos war, glitt ein böses Lächeln über seine Züge und Zaramé wusste plötzlich, wie es enden würde. Sie begann die ihr schon bekannte Atemnot zu empfinden und lehnte sich an Moran. Diese flüsterte ihr besorgt zu: „Zaramé – Kind, was hast du denn nur?“ Zaramé vermochte nicht zu antworten. Sie sah vor ihrem inneren Auge, wie sich Leandors Züge verzerrten und sein Blick starr wurde, dann ein Feuer und sich selbst festgebunden an einem Pfahl. Das Prasseln der Flammen wurde übertönt vom lauten Lachen des Prinzen. Moran schüttelte ihre Tochter, die ganz bleich in ihren Armen lag. Langsam kam Zaramé wieder zu sich und musste mit ansehen, was sie befürchtet hatte. Leandor wurde gefesselt und ein Galgen aufgebaut. Schreiende Mütter flohen mit ihren Kindern. Kein Mann wagte ein Widerwort. Nur Niall bewegte sich in Leandors Richtung und Zaramé wurde starr vor Angst. Doch dann packte Balin den jungen Mann am Arm und hielt ihn unnachgiebig fest. Dem Schmied war klar, wodurch der Lehrer sein Schicksal besiegelt hatte! Und er begann zu den Göttern zu beten, dass dieser Zaramé nicht mit ins Verderben reißen würde.
    Karim ergriff wieder das Wort: „Dieser Mann, dem meine Eltern so sehr vertrauten, dass sie meine Ausbildung und die meiner Schwester in seine Hände legten, hat dieses Vertrauen missbraucht. Vor meinen Ohren befahl er die Lektüre des Hochverräters Ikaron!“ Neues Raunen erhob sich, erschrockene Gesichter waren überall zu sehen.
    Balin wurde abwechselnd heiß und kalt in seiner Angst, Zaramé würde nun erwähnt werden.
     
    Karims Stimme ließ nun erstmals den brennenden Hass erkennen, den er verspürte. „Dies muss bestraft werden! Bereust du wenigstens, was du tatest, Verräter?“
    Leandor hob den Kopf und ein nicht minder hasserfüllter Blick traf den Prinzen . „Bereuen? Das fragt mich ein Knabe, der keine Ahnung von der Vergangenheit hat. Der Verräter ist Euer Vater und vor ihm der seine! Wer nahm die Macht über dieses Land unrechtmäßig an sich, ließ die rechtmäßigen Herrscher töten?“, rief er mit lauter Stimme.
    Karim schwang sich vom Pferd und schlug dem vor ihm Knienden die Faust im schweren Kampfhandschuh ins Gesicht. Leandor fiel auf die Seite, da er sich gefesselt nicht abstützen konnte. In der Menge schrien Einzelne auf. Moran schlug die Hände vors Gesicht, aber Zaramé konnte den Blick nicht abwenden. Die Wachen rissen Leandor zum Stand hoch. Blut lief ihm übers Gesicht und ein Auge war dick verschwollen. Dennoch schwieg er nicht. Er wusste, es hätte ihn nicht vor dem sicheren Tode bewahrt. Und so brachen die Worte, die er lange unterdrückt hatte, aus ihm hervor. „Ikaron war ein Mann, der die Wahrheit sagte. Er war mein Vater und ein ehrlicher Anhänger des wahren Königs Sagoban und dessen Nachkommen!“ Geschocktes Schweigen lag über der Menge, selbst Karim schien wie erstarrt über diese Neuigkeit.
    „ Prinz Erinas wurde von Eurem Großvater Razak

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