Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
Vom Netzwerk:
Hier … bitte übergebt diesen Brief Eurer Schwester. Das war das Letzte, was Meister Leandor zu mir sagte, bevor er heute zum Fest aufbrach. Als hätte er geahnt, dass er nicht zurückkehren würde!“, schluchzte die alte Frau leise auf.
    Niall war nicht wohl zu Mute, als er den Brief nahm, der wohl einige Seiten enthalten musste, da er schwer in seiner Hand wog. Er zögerte einen Augenblick, dann schob er ihn ein. Während er sich noch verstohlen umsah, ob er dabei beobachtet worden war, verschwand die Alte bereits am anderen Ende des Platzes in der Dunkelheit. Niall beeilte sich nach Hause zu kommen. Als er eintrat, blickten ihm die Eltern bereits sorgenvoll entgegen. Er wehrte jedoch alle Fragen ab und trat ins Hinterzimmer an Zaramés Bett. Dort hatte Tiram bereits mehrmals kalte Tücher auf die Stirn der immer noch Schlafenden gelegt, aber keinerlei Reaktion erhalten. Als Tiram Niall erblickte, stand sie auf, nickte ihm zu und verließ den Raum. Leise zog sie die Türe hinter sich zu. Niall achtete nicht auf die leisen Stimmen, die von draußen herein drangen. Er setzte sich neben Zaramé und nahm ihre Hand. Gedankenverloren, aber keineswegs übermäßig besorgt, strich er sanft darüber. Er wollte mit ihr über alles sprechen, hatte aber seine eigenen Gedanken noch nicht einmal ordnen können. Während er das Geschehene vor seinem inneren Auge nochmals ablaufen ließ, schlug Zaramé die Augen auf. Sie fühlte sich, als sei sie unter einen Wagen gekommen und könne sich wegen zahlreicher gebrochener Knochen nicht bewegen. Dennoch wusste sie, dass der Schmerz in Wirklichkeit aus ihrer Seele kam. Sie sah, was sich in Niall abspielte, als geschähe es tatsächlich. Wie ein Spiegel offenbarte sich seine Seele und zeigte jeden seiner Gedanken. Das furchtbare Erlebte spielte sich noch einmal vor ihrer beiden Augen ab! Als sie Leandor erneut fallen sah, stöhnte sie auf und Niall nahm erstmals wahr, dass sie wach war. Schweigend sahen sie sich an. Dann nahm Niall den Brief aus der Tasche und hielt ihn ihr hin. Fragend sah Zaramé ihn an.
    „Er ist von Leandor! Er hat ihn heute Morgen seiner Vermieterin für dich übergeben.“
    Es tat ihm leid, zu sehen, dass sie erneut blass wurde. Aber er wusste, es musste sein. Das Schlimme konnte man weder rückgängig machen, noch vergessen. Schon gar nicht Zaramé, die die Zusammenhänge genauso kannte, wie auch er selbst. Zaramé riss den Umschlag auf und schüttelte ungläubig den Kopf. Darin war ein kurzes Briefchen, in der ihr wohlbekannten Handschrift Leandors und… viele weitere Seiten ihres Buches!
    Leandor hatte sich kurz gefasst:
     
    Liebe Zaramé,
     
    ich hoffe, dieser Brief bringt dich nicht in Gefahr und auch mein heutiges Verhalten hat für dich keinen Nachteil hervorgerufen! Aufgrund meiner Herkunft bin ich nur ein schwacher Mensch, nicht fähig meinen Hass gegenüber Nozak und den Seinen zu bändigen.
    Mein eigener Vater war der Verfasser des „Drachentagegedichts“, der Dichter Ikaron! Und Folgendes war der Grund, weshalb ich wollte, dass du es liest: Ikaron war der Bruder des Schmieds Iannis, welcher mit Ziandra, der Heilerin vermählt war – deiner Mutter! Du bist gewissermaßen meine Cousine, was es noch unverzeihlicher macht, dass ich dich in Gefahr gebracht habe! Bitte verzeih! Ich hoffe, dass Nozak und seine Kinder nicht misstrauisch geworden sind. Um den Verdacht, den ich beinahe auf dich gelenkt hätte, zu zerstreuen, habe ich anderen Gerüchten Nahrung gegeben und damit den Verdacht auf mich konzentriert. Du und Niall seid wichtig! Ich bin nicht mehr als der Staub in dem Wind, der euch beide eurer Bestimmung entgegenträgt.
    Ich kann den Tod m eines Vaters, seines Bruders und seiner mutigen Gemahlin nicht verschmerzen. Nozak hat sie alle auf dem Gewissen und auch das Leben meiner Mutter, die nach den Geschehnissen nie wieder dieselbe war! Alles Weitere erfährst du in den beiliegenden Seiten! Ich gehe davon aus, dass diese Schriften dir nicht unbekannt sind. Ich habe dich lange genug beobachtet und weiß, du hast den Mut deiner Eltern und das Wissen und die Besonnenheit deiner Großmutter Rianna geerbt und deshalb habe ich in den letzten Monaten Hoffnung geschöpft, dass unser Volk eines Tages wieder ohne Angst und Sorgen leben wird. Du und Niall werdet den Weg eurer Bestimmung finden. Möge euch die Hilfe aller betroffenen Erimalier und auch ihrer Götter zuteil werden!
    Leandor
     
    Zaramé schloss die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass

Weitere Kostenlose Bücher