Die Prophezeiungen von Celestine
und ging zurück zu meinem Aussichtspunkt, um die Vorgänge im Tal zu
beobachten. Eines der Fahrzeuge fuhr in die
entgegengesetzte Richtung davon.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir. Ich schnellte herum. Es war Phil, der Ökologe, den ich in Viciente getroffen hatte.
Wir waren beide gleich erschrocken. »Was machst du hier?« fragte er, während er auf mich zueilte.
»Ich versuche nach Iquitos durchzukommen«,
sagte ich.
An seinem Gesicht konnte ich sehen, wie unruhig er war. »Wir auch, doch die Regierung spielt wegen dieses Manuskriptes verrückt. Wir versuchen gerade zu entscheiden, ob wir es riskieren sollen, die Straßensperre zu passieren. Wir sind zu viert.« Er machte eine Kopfbewegung nach links. Durch die Bäume hindurch konnte ich einige Männer erkennen.
»Weshalb willst du nach Iquitos?« fragte er.
»Ich versuche Wil zu finden. Wir sind in Cula getrennt worden. Aber ich habe gehört, daß er möglicherweise auf dem Weg nach Iquitos ist, um dort den Rest des Manuskriptes zu finden.«
In seiner Stimme schwang jetzt die nackte Angst mit »Das sollte er unter keinen Umständen versuchen!
Das Militär hat den Besitz der Kopien aus drücklich verboten. Hast du nicht gehört, was in Viciente geschehen ist?«
»Nicht alle s. Was weißt du darüber?«
»Ich war auch nicht dort, aber meines Wissens hat die Regierung jeden verhaften lassen, der im Besitz einer Kopie war. Alle Gäste wurden festgehalten und verhört. Dale und die anderen Wissenschaftler hat man verschleppt. Kein Mensch weiß, was aus ihnen geworden ist.«
»Hast du eine Erklärung dafür, weshalb die Regie -
rung sich derartig an dem Manuskript stört?« fragte ich.
»Nein, doch als ich hörte, wie unsicher die Situa tion ist, beschloß ich, nach Iquitos zu fahren, meine Unterlagen zu holen und das Land zu verlassen.«
Ich erzählte ihm in Einzelheiten, was mir und Wil zugestoßen war, nachdem wir Viciente verlassen hatten, und ging besonders auf die Schießerei in den Bergen ein.
»Teufel noch mal«, sagte er. »Und du treibst dich immer noch hier herum?«
Seine Äußerung brachte mein Selbstvertrauen ins Wanken. »Wenn wir nichts unternehmen, wird die Regierung das Manuskript vernichten. Die Welt wird kein Wort davon erfahren, und ich halte die Erkenntnisse für absolut wichtig.«
»Wichtig genug, um dafür zu sterben?« fragte er.
Motorengeräusche unterbrachen unsere Unterhaltung.Die Lastwagen bewegten sich durch das Tal direkt auf uns zu.
»Oh, Scheiße!« sagte er. »Da kommen sie.«
Noch bevor wir etwas unternehmen konnten hörten wir Motorengeräusche auch aus der anderen Richtung.
»Wir sind umstellt!« rief Phil. Er stand kurz vor einem Panikanfall.
Ich rannte zum Wagen und stopfte das Essen in meinen Rucksack. Ich griff nach den Ordnern mit den Übersetzungen und verstaute sie ebenfalls darin dann überlegte ich mir, daß sie unter dem Fahrersitz besser aufgehoben wären.
Die Motorengeräusche wurden lauter, und ich
rannte über die Straße, in die gleiche Richtung, in die auch Phil verschwunden war. Ich sah, wie er und die anderen sich hinter einer Felsgruppe unten am Abhang versteckt hatten. Ich versteckte mich mit ihnen, innig hoffend, daß die Militärfahrzeuge ein fach weiterfahren würden. Mein Wagen war von der Straße aus nicht zu sehen. Vielleicht, so dachte ich, würden sie die anderen Wagen ebenfalls für Schrottautos halten.
Die Fahrzeuge aus dem Süden trafen zuerst ein, und zu unserem Grausen hielten sie direkt neben den Wagen.
»Keine Bewegung! Polizei!« rief eine Stimme. Wir erstarrten, als sich uns mehrere Soldaten von hinten näherten. Sie waren allesamt schwer bewaffnet und mehr als vorsichtig. Nachdem sie uns gründlich durchsucht hatten, nahmen sie uns alle Gegenstände bis auf die Kleidung ab und zwangen uns, zurück auf die Straße zu gehen. Dort waren Dutzende von Soldaten bereits mit der Durchsuchung unserer Wagen beschäftigt. Phil und seine Gefährten wurden verhaftet und in einen der Militärlastwagen geführt, der sich eilig entfernte. Als er an mir vorbeifuhr, konnte ich einen kurzen Blick auf Phil werfen. Er war kreidebleich und sah aus wie ein Geist.
Ich wurde zu Fuß in die entgegengesetzte Richtung geführt. Man befahl mir, mich auf dem Kamm des Hügels niederzulassen. Neben mir standen mehrere Soldaten, jeder mit einer automatischen Waffe über der Schulter. Schließlich trat einer der Offiziere auf mich zu und warf mir die Ordner aus meinem Wagen vor die
Weitere Kostenlose Bücher