Die Psi-Agenten
ziemlichen Zorn im Bauch.
Ich streunte durch die Straßen und wünschte mir nur, daß ich groß und stark genug wäre, um es meinem Alten heimzuzahlen, als ich merkte, daß mich einer verfolgte. Ich drehte mich blitzschnell um – und da stand Ossie, groß und häßlich, den Mund vor Staunen weit aufgerissen.
»Was zum Teufel willst du eigentlich von mir, Doofi?« fauchte ich. »Verschwinde!«
Er blieb wie festgewachsen stehen, und einen Moment lang dachte ich, er sei zu blöde, um mich überhaupt zu verstehen. Dann bildete sich in seinem Augenwinkel eine dicke Träne und rollte ganz langsam nach unten, bis sie an seiner Nasenspitze hing. Ich starrte das Schauspiel fasziniert an, als das gleiche mit dem anderen Auge passierte. Da stand dieser Riesenlümmel doch tatsächlich da und heulte ganz still vor sich hin. Mir war klar, daß ich etwas unternehmen mußte; in meinem Hals saß bereits ein dicker Kloß.
Also sagte ich: »Mensch, hör doch das Flennen auf!« und packte ihn am Arm. »Komm, wir gehen zur Fischbraterei. Vielleicht hat Mam ein paar Reste für uns.«
Und so fing es an. Von dem Tag an hätte ich Ossie höchstens mit einer Dynamitladung abschütteln können. Er war immer da, wie mein Schatten, und allmählich gewöhnte ich mich daran. Manchmal ging er neben mir wie ein normales Kind, aber meist trottete er ein paar Schritte hinter mir her.
Ich begann Ossie die Geschichten zu erzählen, die ich mir ausgedacht hatte – und ohne es zu merken, formte ich Bilder für ihn, mit allem Drum und Dran. Er sah sie, daß merkte ich genau, den seine Augen glänzten, als hätte jemand ein Licht dahinter angezündet.
Heißt es nicht, daß ein Bild tausend Worte wert ist? Nun, bei Ossie stimmte das auf alle Fälle. Ich meine, manchmal, wenn man mit ihm redete, konnte man den Nebel seines Gehirns einfach nicht durchdringen, und so gewöhnte ich mich daran, ihm alle wichtigen Dinge in unserer Bildersprache mitzuteilen. Das verstand er sofort, ebenso wie Janey, seine schmuddelige, rotznasige kleine Schwester.
Sie hatten im hintersten Winkel ihres verwilderten Gartens eine alte Holzliege, und dort saßen wir stundenlang, während ich ihnen alle möglichen Geschichten »erzählte«. Natürlich ließ ich sie bei Gott schwören, daß sie den Mund halten würden, denn ich fürchtete den Spott der anderen Kinder.
So verriet ich keiner Menschenseele etwas von meinen Fähigkeiten, aber gelegentlich probierte ich aus, ob sie auf andere Leute auch so wirkten wie auf Ossie und Janey. Damals beispielsweise, auf dem Sportplatz, als mir die blöde Hopserei zu langweilig Wurde. Ich stellte mir vor, was geschehen würde, wenn plötzlich mitten auf dem Spielfeld eine Fliegende Untertasse landete und zwei dieser kleinen grünen Männer mit Antennen auf dem Kopf ausstiegen. Und bevor ich etwas dagegen tun konnte, war das Ding da. Alle Mädchen sahen es – und auch Mrs. Jakeman, die fette alte Turnlehrerin mit ihrem Feldwebel-Schnurrbart und den haarigen Beinen.
Die Kinder rissen die Mäuler auf und schrien Oooh! und Aaah!, was ich durchaus verstehen konnte. Mrs. Jakeman wurde ganz grau im Gesicht. »Oh, du mein Gott!« flüsterte sie. Dann drehte sie sich um die eigene Achse und kippte um.
Das versetzte mir einen gehörigen Schrecken, und ich ließ die Fliegende Untertasse mitsamt den kleinen grünen Männern verschwinden. Hinterher wurde viel darüber geredet. Sogar in der Zeitung stand ein Artikel. Mich brachte natürlich kein Mensch mit dem Vorfall in Verbindung, und ich hütete mich auch, Verdacht zu erwecken.
Eines jedenfalls hatte ich gelernt: Kinder kommen über solche Sachen leichter hinweg als Erwachsene. Mrs. Jakeman hatte einen schweren Schock erlitten, und ich lag nächtelang wach, weil ich mir ausmalte, daß sie vielleicht sterben mußte – alles meinetwegen. Bittere Reue plagte mich. Aber schließlich wurde doch alles gut, denn sie tauchte eines Tages gesund und munter in der Schule auf und gab Turnunterricht wie früher. Nur ganz dünn war sie geworden – aber das stand ihr eigentlich recht gut.
Ein einziges Mal ließ ich mich auch von Freda Cole und Betty Dawson dazu verleiten, mein Talent anzuwenden. Das Fernsehen hatte am Vortag den alten Streifen DAS LIED DER BERNADETTE gebracht, und wir gerieten uns in die Haare, als wir über Wunder diskutierten. Sie behaupteten, so etwas gäbe es einfach nicht, und diese Bernadette habe entweder gelogen oder sei nicht ganz bei Trost gewesen.
Ich ereiferte mich so, daß
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