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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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entgegen.
    »Danke.«
    Nachdem ich ihr Feuer gereicht hatte, zog ich einen Stuhl heran und nahm ihr gegenüber Platz. Eine geübte Raucherin war sie nicht. Sie zog kurz an der Zigarette und stieß den Rauch sofort wieder aus, ohne zu inhalieren.
    »So, machen wir weiter«, sagte ich. »Sie leben also in der Ananda-Schule.«
    »Mhm.«
    »Und Sie gehören zum Personal?«
    »So kann man es wohl nennen. Der Guru jedenfalls findet, daß ich meine Sache gut mache.«
    »Der Guru – das ist Tahagatha Ananda?«
    »Wer sonst?«
    »Und Sie besuchen von Zeit zu Zeit Leute wie Ableson, um ihnen bei der Meditation zu helfen?«
    »Genau.«
    »Wie viele?«
    »Oh, zehn oder zwölf. Sehen Sie, einige dieser Leute sind so – verklemmt, daß sie es allein einfach nicht schaffen. Und deshalb unterstütze ich sie.«
    »Sie machen das schon länger?«
    Sie nickte.
    »Aber wie entdeckten Sie, daß Sie das konnten?« fragte ich.
    »Das ist komisch. Ich hatte keinen Schimmer davon, bis es mir der Guru sagte. Natürlich kannte ich den Unsichtbarkeitstrick, aber das andere …«
    »Was sagte Ihnen Ananda?«
    »Also, eigentlich zeigte er es mir. Gleich am ersten Tag meditierten wir gemeinsam. Sie haben keine Vorstellung, was für ein wundervolles Erlebnis das für mich war. Ich meine, zu uns kommen eine ganze Menge kluger Leute, die alle den Weg der Wahrheit suchen. Bei vielen dauert es monatelang – und einige schaffen es allein nie. Bei mir war es so, als hätte ich mein Leben lang Flügel gehabt, ohne zu wissen, daß ich fliegen konnte. Wahrscheinlich verstehen Sie nicht, was das bedeutet – endlich etwas Vernünftiges tun zu können. Vorher war ich ein richtiger Nichtsnutz, ständig in Schwierigkeiten und so … Und nun durfte ich anderen Menschen helfen, den Guru unterstützen. Er ist ein wundervoller Mann. Wenn man mit ihm redet, weiß man einfach, daß er alles versteht – und er würde einen nie verurteilen. In seiner Nähe fühle ich mich richtig wohl. Wahrscheinlich war es bei Jesus ähnlich, als er auf der Erde wandelte – wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Ich hatte endlich Kontakt mit ihr, aber das bedeutete nicht, daß meine Schwierigkeiten vorbei waren. Es gab keinen Zweifel daran, daß sie von jedem ihrer Worte überzeugt war. Ananda bedeutete für sie einen Vater- und Gott-Ersatz, und sie verehrte ihn mit kindlicher Liebe. Ich mußte also äußerst vorsichtig sein. Obwohl es für mich feststand, daß Ananda sie rücksichtslos ausnützte, durfte ich das mit keinem Wort erwähnen.
    »Ich würde gern mehr über dieses ›Helfen‹ erfahren«, sagte ich. »Könnten Sie es mir zeigen?«
    »Hm … ich weiß nicht …«
    »Versuchen wir es wenigstens! Ich habe einige Psi-Erfahrung.« Es war eine merkwürdige Situation. Schließlich bestand immer noch die Möglichkeit, daß ich mich in ihr täuschte – daß ihre Ehrlichkeit nur Fassade war und sie auf eine Gelegenheit wartete, mich zu vernichten.
    Und wenn ihre Harmlosigkeit nicht gespielt war, so mußte ich immerhin damit rechnen, daß Ananda mit ihr in Verbindung stand und sie als Werkzeug benutzte, um mich unschädlich zu machen.
    »Meinetwegen«, sagte sie nach einer kleinen Pause und drückte die Zigarette aus. »Wenn Sie es wirklich wollen. Aber Sie haben kein Mantra – und der Guru betrachtet das immer als wichtigen Teil des Vorgangs.«
    »Wie wäre es mit Saranameee …?« fragte ich.
    »Saranamee! « Sie wiederholte das Wort mit gerunzelter Stirn.
    »Kennen Sie es?«
    »Hm, ja …«
    Ich verfolgte die Sache nicht weiter, weil ich Angst hatte, ihr Vertrauen wieder zu verlieren; aber ich war überzeugt davon, daß sie nichts mit Greenalls Tod zu tun hatte, denn sonst hätte sie bestimmt anders reagiert.
    »Fangen wir an?« Ich kauerte mich auf den Boden.
    Sie nickte und nahm mir gegenüber Platz.
    Wir begannen – die vertraute, langsame Wiederholung des Mantra, dann das Echo, das von einem zum anderen schwang.
    Saranameesaranameesaranameesaranamee…
    Das gleichförmige Auf- und Abschwellen hatte etwas Hypnotisches an sich, es erfüllte die Dunkelheit hinter meinen Lidern und zog mich immer mehr in den Strudel ihres Bewußtseins. Ich durfte die Kontrolle nicht verlieren, sonst war ich dieser Verlockung für immer hilflos ausgeliefert. Aber ich hatte gar nicht die Absicht, es so weit kommen zu lassen.
    Zuerst sorgte ich dafür, daß ein Teil meines Gehirns das Mantra mechanisch wiederholte, ein Reflex, der keinerlei willentliche Steuerung erforderte. Auf diese Weise

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