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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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mich im Zellentrakt, einem trostlosen unterirdischen Bau aus Stahlbeton.
    »Einen Augenblick«, sagte ich, als der blauuniformierte Sicherheitsbeamte sich der Zellentür näherte. Er blieb achselzuckend stehen, während ich an das Guckloch trat und einen Blick ins Innere warf.
    Was ich sah, ließ mich frösteln. Wie Greenall saß das Mädchen mit überkreuzten Beinen vor der gegenüberliegenden Zellenwand; ein winziges Geschöpf mit mageren Schultern und widerspenstigem blondem Haar, das wie eine Art Heiligenschein von ihrem Kopf abstand.
    Kam ich bereits zu spät? Zweifellos besaß das Mädchen einen großen Wert für die Organisation, aber wie würden die Leute reagieren, wenn sie von ihrer Verhaftung erfuhren? Möglicherweise beseitigten sie die Kleine auf die gleiche Weise wie Greenall.
    »Machen Sie schnell auf!« sagte ich drängend.
    Ich wartete ungeduldig, während er umständlich mit seinem Schlüsselbund hantierte. Endlich ging die Tür auf.
    »Was zum Kuckuck …?« rief der Sicherheitsbeamte verblüfft.
    Da wo noch wenige Sekunden zuvor das Mädchen mit seinem grell geblümten Kasack gesessen hatte, war nun eine blanke graue Betonwand. Die Zelle schien leer zu sein. Und doch hatte ich Katie Mackinnon eben erst gesehen. Ich versuchte die störenden Psi-Ausstrahlungen des Sicherheitsbeamten abzuschirmen und setzte meine Esperfähigkeiten ein. Es mußte eine Erklärung für das plötzliche Verschwinden der Gefangenen geben.
    Bis jetzt hatten wir noch keinen Esper angetroffen, der die Gabe der Teleportation besaß, aber das bewies gar nichts, denn diese Fähigkeit war die logische Steigerung der Telekinese. Vielleicht war das Mädchen im Begriff gewesen, die Gefängnismauern zu durchdringen, als ich durch das Guckloch sah.
    »Ich muß das sofort melden«, stammelte der Sicherheitsbeamte. »Das gibt einen Zirkus!«
    »Nein! Warten Sie einen Augenblick!« sagte ich. Mein Psi-Ausläufer hatte einen winzigen Energiestrahl wahrgenommen, der sorgfältig auf gewisse Synapsen meines Sehzentrums ausgerichtet war.
    Das Mädchen hatte die Zelle nicht verlassen. Ich konnte sie nur nicht sehen, weil sie mein Wahrnehmungsvermögen von sich ablenkte. Ich mußte an Toby Dobie denken, der es fertigbrachte, anderen Menschen Halluzinationen vorzuspiegeln, und sich königlich dabei amüsierte. Bei dem Mädchen handelte es sich allerdings nicht um einen Schabernack, sondern um ein echtes Tarnungsbedürfnis. Sie machte sich unsichtbar, indem sie in den Sehvorgang des Beobachters eingriff.
    Ich setzte meine eigenen Psi-Kräfte ein und drängte den Energiestrahl langsam zurück. Ich nächsten Augenblick sah ich die Kleine mit überkreuzten Beinen auf dem Boden kauern.
    »Mich laust der Affe!« Der Sicherheitsbeamte schien einem Nervenzusammenbruch nahe. »Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?«
    »Überlassen Sie die Angelegenheit mir«, entgegnete ich. »Aber versperren Sie die Tür von außen und öffnen Sie sie erst wieder, wenn ich rufe.«
    Er warf mir einen zweifelnden Blick zu, tat aber, was ich verlangte. Die Metalltür schloß sich mit einem dumpfen Knirschen.
    »Also schön, Katie Mackinnon!« sagte ich scharf. »Nun lassen wir die albernen Spielchen. Wir beide werden uns jetzt ernsthaft unterhalten.«
    Die winzige Gestalt rührte sich nicht. Sie mußte meine Gegenwart spüren, aber sie zog es vor, mich zu ignorieren. Der nächste logische Schritt war ein telepathischer Kontakt, aber ich scheute davor zurück. Vielleicht wartete sie nur darauf, um mich dann anzugreifen. Ihr Bewußtsein konnte eine tödliche Falle für mich sein.
    Aber ich mußte das Risiko eingehen. Vorsichtig formten meine Gedanken ihren Namen.
    Katie Mackinnon …
    Ihre Reaktion war völlig unerwartet. Ich hatte mit einem heftigen Psi-Angriff gerechnet, aber sie versuchte gar nicht, in mein Bewußtsein einzudringen. Es kam nicht einmal eine zusammenhängende Antwort. Statt dessen fing ich ein Gewirr von Furcht- und Schmerzeindrücken auf, die mir deutlich verrieten, daß sie keine Ahnung von telepathischer Kommunikation hatte. Sie reagierte wie eine Blinde, die plötzlich den vielfältigen Bildern der visuellen Welt ausgesetzt wird. Die panische Angst hielt ein paar Sekunden lang an, dann verkrampfte sich ihr Bewußtsein und igelte sich instinktiv ein.
    Ruckartig kam sie auf die Beine und drehte sich um. Ihre großen blauen Augen starrten mich an, und sie hatte die Hände erhoben, als wollte sie einen Angriff abwehren.
    »Wer sind Sie?« fragte

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