Die Psi-Agenten
konnte ich meine ganze Aufmerksamkeit der Durchforschung ihres Bewußtseins zuwenden. Das war nicht leicht, denn ich mußte einen sorgfältig abgeschirmten Psi-Ausläufer in ihre tieferen Bewußtseinsschichten senken und zugleich darauf achten, daß ich nicht in den Sog des gefährlichen Strudels geriet.
Ich durchdrang die obere Region, die ganz vom Widerhall des Mantra angefüllt war – und plötzlich spürte ich einen bohrenden Schmerz, der immer stärker wurde, bis er mich zu überwältigen drohte. Einen Moment lang dachte ich, daß nun der Angriff erfolgt sei, mit dem ich halb und halb gerechnet hatte, doch dann erkannte ich die wahre Natur der quälenden Vibrationen. Die Impulse, die an das Lustzentrum meines Gehirns gerichtet waren, wurden durch meine Schutzbarriere leicht verzerrt, so daß sie die Schmerzzone erreichten.
Nach einem kurzen Kampf gegen die Folter in meinem Innern gelang es mir, die Frequenz des Verteidigungsschirmes ein wenig abzuändern. Ich atmete erlöst auf. Nun konnte ich mich ganz darauf konzentrieren, Katies zweite Bewußtseinsschicht zu erforschen.
Es dauerte nicht lange, bis ich eine Gruppe von Zellen entdeckte, die vom übrigen Gehirn isoliert waren. Die Dendritenverbindungen wirkten abgekapselt, so daß sich eine Art Miniaturgehirn neben dem eigentlichen Gehirn bildete.
Diese Struktur konnte nicht auf natürliche Weise entstanden sein. Die abgeschnittenen Dendriten-Enden deuteten auf eine psychokinetische Veränderung des Hirngewebes hin. Ich begann die Peripherie dieser Zone sorgfältig nach einem Einlaß abzutasten.
Schließlich fand ich eine einzelne Synapse, die eine Verbindung zwischen den beiden Gehirnteilen zu bilden schien. Ich setzte meine ganze Konzentration ein, um sie zu durchbrechen. Einen Moment lang widerstand die Synapse meinem Druck, dann gab sie unvermittelt nach.
Es war, als hätte ich eine Schleuse geöffnet. Ein Strom von Impulsen ergoß sich über mich. Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als eine Sekunde, dann hatten sich die Bilder und Gedanken auf mein Gehirn verteilt und wurden dort logisch gegliedert.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Mantra zu und begann Katie vorsichtig aus dem Trancezustand zu holen. Es hatte wohl wenig Sinn, ihr jetzt zu erklären, auf welche Weise sie ausgenutzt wurde. Aber mir war klar, daß sie früher oder später die Wahrheit erfahren mußte.
Eine Welle von Mitleid stieg in mir hoch, als ich die winzige Gestalt betrachtete. Ihre Beziehung zu Ananda, ihre Arbeit in der Meditationsschule – das waren die Dinge, die ihrem Leben einen Sinn gegeben hatten. Und nun sollte ausgerechnet ich ihre Welt zerstören.
PETER MORAY – 9
Cort musterte mich eingehend.
Obwohl es halb drei Uhr morgens war, wirkte er frisch und wie aus dem Ei gepellt. Von mir konnte ich das nicht behaupten. Ich ließ mich in einen Sessel sinken. »Ein künstlich mutiertes Virus, gegen das es praktisch keinen Schutz gibt. Ist es einmal losgelassen, so vernichtet es in wenigen Tagen die Bevölkerung eines ganzen Kontinents.«
Das saß. Er schien in sich zusammenzusinken. »Woher wissen Sie das?« fragte er.
»Wissen? Darum allein geht es nicht«, erklärte ich. »Geben Sie mir ein Labor, einige Kulturen und die nötige Ausrüstung, und ich kann das Virus selbst züchten.«
»Wovon sprichst du eigentlich?« erkundigte sich Richard.
»Von den Dingen, die sich in Ablesons zweiter Bewußtseinsschicht befinden.«
»Und das Mädchen hat sie Ihnen verraten?« fragte Cort.
»Nicht verraten – sie hat keine Ahnung, daß sie dieses Wissen besitzt«, entgegnete ich. »Ihr Gehirn wurde durch einen psychokinetischen Eingriff so verändert, daß ein Teil völlig isoliert von ihrem bewußten Denkprozeß funktioniert. Dieser Teil dient als eine Art organisches Speichergerät. Es tritt während der gemeinsamen Meditationssitzungen in Aktion und zeichnet gedanken- und bildgetreu alles auf, was sich in der zweiten Bewußtseinsschicht des Meditationspartners befindet. Die Informationen werden so lange gespeichert, bis ein anderer Esper eine bestimmte Synapse öffnet und sich das fremde Wissen aneignet. Der ganze Vorgang spielt sich ab, ohne daß Katie es merkt. Sie ist nichts als ein Instrument …«
Cort wandte sich Richard zu. »Halten Sie das für möglich?«
Havenlake zuckte mit den Schultern. »Weshalb nicht? Sie müssen bedenken, daß ein großer Teil der menschlichen Gehirnzellen brachliegt und niemals ausgenutzt wird.«
»Dann hat also
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