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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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lehnte wimmernd in einer Ecke und konnte nur an den quälenden Schmerz denken, der mich durchzuckte.
    Dann hörte es auf, ebenso schnell, wie es begonnen hatte, und ich konnte wieder klar sehen. Henrietta stand vor der Telefonzelle, ein verzerrtes Grinsen auf den Lippen. Sie öffnete die Tür, und ich stolperte ihr praktisch in die Arme.
    »Hoffentlich gehorchst du jetzt etwas besser«, sagte sie. »Du siehst, daß ich keine leeren Drohungen ausstoße.«
    »Miststück!« stieß ich schluchzend hervor.
    »Wenn du meinst.« Sie grinste immer noch. »Und jetzt komm! Unsere Maschine startet in einer halben Stunde.«
    Ich hatte keine andere Wahl, als ihr zu gehorchen. Einen Moment lang dachte ich an den Unsichtbarkeitstrick, aber irgendwie spürte ich, daß sie nicht darauf hereinfallen würde. Sie hatte mehr Erfahrung in diesen Dingen als ich.
    So begaben wir uns zur Paßkontrolle, wo Henrietta unsere Papiere einem kleinen, bebrillten Mann reichte. Er blätterte sie durch und warf uns einen flüchtigen Blick zu. Für ihn war das eine Routineangelegenheit, und ich glaube, daß er uns auch durchgelassen hätte, wenn ich plötzlich mit zwei Köpfen oder grasgrünen Ohren aufgekreuzt wäre. Um Hilfe wagte ich ihn nicht zu bitten, denn ich kannte inzwischen Henriettas kühle, überlegene Art. Sie hätte bestimmt eine Ausrede gefunden.
    Der Wartesaal hatte Ähnlichkeit mit dem Restaurant, aus dem wir kamen, nur daß es hier einen zollfreien Laden gab und die Leute wie verrückt billige Zigaretten, Schnaps und Parfüm kauften. Ich dachte unaufhörlich über Henrietta nach. Weshalb wollte sie ausgerechnet mich entführen? War sie eine Art Mädchenhändlerin für einen Scheich, der dürre kleine Mädchen mit verkrüppelten Beinen bevorzugte?
    »Ich möchte wissen, was es da zu grinsen gibt.« Henrietta warf mir einen finsteren Blick zu.
    Die Frage war berechtigt. Es gab wirklich nichts zu grinsen. Vielleicht wurde ich allmählich hysterisch.
    »Oh, nichts«, sagte ich.
    Im gleichen Moment hörten wir die Lautsprecheransage: »Wir bitten die Passagiere des S.A.M.-Fluges Nummer 576 nach Genua sich auf Flugsteig fünfzehn zu begeben … wir bitten die Passagiere des S.A.M.-Fluges.«
    »Komm!« Henrietta packte mich am Arm und zerrte mich hinaus.
     
    Vom Restaurant aus hatten die Flugzeuge nicht sehr groß gewirkt, eher wie Spielzeug, aber als wir durch das Gate gingen und die Stewardeß unsere Tickets entgegennahm, da ragte das Ding doch beängstigend hoch auf. Jetzt erst kam mir so richtig zu Bewußtsein, daß ich zum ersten Male im Leben fliegen würde. Wir erkletterten die Gangway und betraten den Passagierraum. Er erinnerte mit seinen gedämpften Lichtern an einen Tunnel oder eine Art U-Boot. Die Reisenden drängten sich im schmalen Mittelkorridor, suchten ihre Plätze, verstauten ihr Handgepäck und so fort.
    Es war alles sehr aufregend, und obwohl ich gekidnappt wurde, genoß ich die Atmosphäre. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ich wußte recht gut, daß Henrietta mein Gehirn von innen nach außen stülpen würde, wenn ich nicht genau das tat, was sie von mir verlangte.
    Wir hatten zwei Plätze nebeneinander, und Henrietta ließ mich nach innen rutschen, wohl, um mich besser bewachen zu können. Mir war es egal, denn so saß ich am Fenster. Ich sah zu, wie sie die Gangway wegrollten. Das war so etwas wie ein Schlußstrich. Was Henrietta nun auch mit mir vorhatte, sie würde ihren Willen durchsetzen. Für mich gab es kein Zurück.
    Ein paar Minuten später begannen die Triebwerke warmzulaufen. Die Stewardessen huschten hin und her und vergewisserten sich, daß alle Gäste bequem untergebracht waren. Die Tür zur Pilotenkabine stand halboffen, und ich hörte die quäkenden Funkkommandos vom Kontrollturm.
    Dann kamen die Triebwerke auf Touren. Unmerklich rollte die Maschine an. Ich preßte die Nase gegen das Fenster, als würde ich England nie wiedersehen …
    In diesem Augenblick bemerkte ich einen Mann und eine Frau, die auf unser Flugzeug zurannten. Na, die schaffen es nicht mehr, dachte ich – und dann blieb mir fast das Herz stehen.
    Den großen, blonden Mann mit der Boxernase kannte ich. Es war Moray, Peter Moray, der nette Gehirnwäscher, der sich gestern nacht mit mir unterhalten hatte.
    Aber die Maschine rollte weiter, und ich wußte, daß er nichts mehr tun konnte. Es war zu spät.
    Ich fühlte mich elend. Als ich mich vom Fenster abwandte und Henriettas widerliches Grinsen sah, wußte ich, daß auch sie Moray

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