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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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mich einfach in die achtziger Jahre zurückbeamen, als die Klinik gebaut wurde. Es gibt ein paar Leute, mit denen ich gern ein offenes Wörtchen reden würde. Als Erstes mit den Elektrikern.«
    »Ich glaube, es hat vielleicht auch einen Stromausfall gegeben, als Moses diese Sprüche auf seine Wände geschrieben hat. Ich erinnere mich, dass er sagte, es roch nach verbranntem Fisch.«
    »Aus der Küche? Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Na ja, an die Küche habe ich auch gedacht – aber wissen Sie, wie es riecht, wenn eine Sicherung durchbrennt?«
    »Ja, wie …« Sie runzelt die Stirn. »Wie verbrannter Fisch.«
    »Mitarbeiter aus dem Sicherheitsdienst meinen, es hat einen Stromausfall gegeben, als Moses seine Episode hatte. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Kann mich heutzutage kaum noch an meinen eigenen Namen erinnern – geschweige denn an etwas, das so weit zurückliegt.«
    »Wer hat Aufzeichnungen über solche Sachen?«
    »Vielleicht die Hausmeisterei – aber nein, deren Aufzeichnungen werden jedes Jahr gelöscht.« Sie zuckt die Achseln. »Weiß der Himmel. Moses fragen?«
    »Haben Sie mal versucht, Moses nach irgendetwas zu fragen, das an dem Tag passiert ist? Das ist, als wären wir in Guantánamo, und Sie wollten ihn waterboarden.« Sie zuckt noch einmal die Achseln und greift nach ihrer Brille, als verliere sie das Interesse. Er beugt sich vor. »Ein Stromausfall bedeutet, es gibt keine Videoaufzeichnung. Der Notstromgenerator betreibt die Videokameras nicht; ich habe mich bei der Sicherheitsabteilung erkundigt. Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Fantasiegespinste? ›Maude‹? Das ist Mulders Welt – ganz unabhängig von den harten Fakten der Realität. Aber grausame Verstümmelungen und Stromausfälle? Das ist Scully. Meine Zuständigkeit.«
    Melanie legt die Brille wieder hin, beugt sich vor und schaut ihn mit ihren unfassbar blauen Augen an. »AJ«, sagt sie ruhig. »Ich habe absolut keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Keine Videoaufzeichnungen, kein Beweismaterial.«
    »Ich verstehe immer noch nichts.«
    »Hallo? Melanie, ich will nicht unhöflich sein, aber denken Sie doch mal nach. Moses war ein Nervtöter. Zelda auch und Pauline ebenfalls. Sie haben die Leute wütend gemacht. Was ich sagen will: Könnte es sein, dass die Wahnvorstellungen keine Wahnvorstellungen sind? Könnte es so passiert sein, wie sie sagen? Könnte es sein, dass jemand in der Klinik – ein richtiger, lebendiger Mensch, einer der anderen Patienten, vielleicht sogar ein Mitarbeiter – versucht, ihnen das Maul zu stopfen?« Er schweigt kurz, damit Melanie im vollen Umfang begreifen kann, was er da sagt. »Ich meine – Moses? Zelda? Pauline? Wer hätte da nicht gern …?«
    »Nein, AJ. Was für ein Quatsch – entschuldigen Sie. Das hätten sie doch erzählt.«
    »Es war dunkel. Wie sollten sie sehen, wer da in ihr Zimmer kommt. Und was ist, wenn sich jemand an ihren Medikamenten zu schaffen gemacht hat? Sie sind sowieso zugedröhnt bis an die Augäpfel. Was ist, wenn man ihnen noch mehr Sedativa gegeben hat, als sie normalerweise bekommen? Haben Sie nie über diesen Herzinfarkt nachgedacht, für den es keine richtige Erklärung gibt? Sekundärfolge der Adipositas – war das nicht der Befund? Ich bin sicher, der Pathologe hat nicht nach Quetschverletzungen am Herzen gesucht. Wie auch?«
    »Quetschverletzungen?«
    »Ja – zum Beispiel, weil jemand auf ihr gesessen hat. Und ich meine nicht, dass ein Gespenst auf ihr gesessen hat, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mensch .«
    »Das hätte man doch untersucht, oder? Das ist das Erste, wonach sie suchen: Verletzungen durch Gewaltanwendung.«
    »Kann sein. Aber es könnte auch ein stressinduzierter Herzinfarkt gewesen sein. Stress, weil jemand sie gequält hat. Hat jemand überprüft, ob die Schrift auf Zeldas Armen tatsächlich ihre war? Die Schrift bei Moses an den Wänden? Auf Paulines Beinen? Wir haben alle angenommen, sie hätten es sich selbst beigebracht, aber wer hat es überprüft? Ich jedenfalls nicht. Sei keine von denen, die begehen ruchlose Taten. Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Meide Müßiggang und Maßlosigkeit . Moses mag hundert Mal Ehebruch begangen haben, aber würde er diesen Spruch kennen? Und weshalb soll Zelda ein Wort wie Müßiggang gebrauchen? Es ist ja für mich schon fast ein Fremdwort.«
    »Faulheit. Es bedeutet so was wie

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