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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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als leitender Ermittler bearbeitet hat. DI Jack Caffery.
    Langsam dreht sie sich zu dem überschatteten Weg um, an dem er sitzt.
    Aber die Laternen beleuchten einen leeren Platz. Caffery – wenn er es war – ist verschwunden.
    Mulder und Scully
    AJ hat es zu seiner eigenen Überraschung geschafft, noch zwei Stunden zu schlafen. Die Nachtschicht geht jetzt nach Hause, aber er ist in seinem Büro geblieben und trinkt einen megastarken Kaffee, um aufzuwachen. Als Melanie um sieben in die Klinik kommt, zittert er schon leicht vor lauter Koffein. Er steht am Fenster und sieht zu, wie sie den Parkplatz überquert. Die Außenlampen beleuchten die Regentropfen, die wie Silberkugeln an ihr vorbeifliegen. Sie trägt einen beigefarbenen Regenmantel und rote Gummistiefel, und sie läuft geduckt auf den Eingangsbereich zu. Als sie im Gebäude ist, zieht er sich vom Fenster zurück. Er pusselt herum und bemüht sich mit noch mehr Kaffee und Papierkram, wach zu bleiben. Er will ihr zwanzig Minuten Zeit geben, sich zu sammeln.
    Um zwanzig nach sieben rafft er sich auf, rückt seine Ansteckkrawatte zurecht und geht entschlossen durch den Korridor. Er klopft an ihre Tür.
    »Ja?«
    »AJ.«
    Kurze Pause. Etwas bewegt sich leise. Dann: »Herein.«
    Er öffnet die Tür. Sie sitzt am Schreibtisch hinter einem Berg von Papier und hat ihre Brille aufgesetzt. Die Gummistiefel und den regennassen Mantel hat sie ausgezogen, und jetzt trägt sie eine Bluse mit herabhängenden Spitzenmanschetten, mit der sie aussieht wie jemand vom Hofe Ludwigs XIV . Der Grund für diese Rüschen ist natürlich die verbundene Hand. Die Gerüchteküche soll gar nicht erst angeheizt werden.
    »AJ?« Ihr Lächeln ist freundlich, aber reserviert. »Danke für gestern. Sie waren ein Schatz. Haben Sie die ganze Nacht gearbeitet?«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Natürlich.« Sie deutet mit dem Kopf auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Bitte.«
    Er kommt herein und setzt sich – und wieder fühlt er sich wie ein Schuljunge im Büro der Direktorin. Sie hat mit einem Ergotherapeuten geschlafen, Mann. Vergiss das nicht. Hat sich mit einem der schlimmen Ungewaschenen gemeingemacht. Nicht ganz so professionell, wie sie aussieht …
    »Ich habe vom Gericht ein paar Entscheidungen zu den Unterbringungsverfahren der letzten Woche bekommen«, sagt sie strahlend. »Es gibt gute Neuigkeiten. Wir haben morgen auf der Entlassungsvorbereitungsstation ein freies Bett.«
    »Ach?«
    »Isaac Handel. Sie haben seine Entlassungspapiere abgestempelt. Also werden wir uns jetzt wohl überlegen müssen, wer aus der Akutstation herüberverlegt wird und woher die nächste Einweisung kommt, und deshalb will ich …« Sie bricht ab und legt den Kopf zur Seite. »AJ? Sind Sie nicht deswegen gekommen?«
    »Nein.« Er räuspert sich unbehaglich. »Nein … eigentlich wollte ich, äh, reden über das … Sie wissen schon … was wir gestern besprochen haben. Die Wahnvorstellungen bei den Patienten. Das M-Wort.«
    Sie seufzt tief. »Oh. Okay.«
    »Wir – ich meine, die Klinik –, wir haben dazu immer eine gemäßigte Haltung eingenommen. Wir haben unsere Schlussfolgerungen gezogen und uns daran gehalten. Und die Schlussfolgerungen waren ziemlich einfach angesichts der Bewohner hier: Massenhalluzinationen, Hysterie et cetera.«
    »Gäbe es denn noch andere Schlussfolgerungen?«
    »Ja. Die gäbe es.«
    Sie lässt das Blatt sinken, das sie in der Hand hält, und starrt ihn an, und plötzlich hat sie rote Wangen. Die Brillengläser vergrößern ihre Augen. »AJ«, sagt sie in gleichmütigem Ton. »Oder sollte ich sagen, Mulder? Wollen Sie auf die dunkle Seite hinüberwechseln? Ihren Skeptikerausweis abliefern? Sind wir jetzt ein ›Maude‹ -Jünger?«
    »Nein. Tatsächlich hat der hässliche Skeptiker in mir soeben einen Kasten Red Bull getrunken und einen Ferrari entführt. Ich bin Scully, Scully bis ins Mark. Mehr Scully als Scully selber. Scully könnte auf mir basieren.«
    Sie nimmt die Brille ab und legt sie sorgfältig zur Seite. Sie faltet die Hände, beugt sich vor und sieht ihn an wie eine Richterin. Mit hochgezogenen Brauen wartet sie auf eine Erklärung.
    »Ein Stromausfall«, sagt er. »Jedes Mal, wenn ›Maude‹ erscheint, gibt es einen Stromausfall. Es gab einen in der Nacht, als Zelda sich die Arme mit Kugelschreiber geritzt hat, und es gab einen, als sie starb.«
    »Ich weiß. Manchmal sehe ich im Fernsehen Ashes to Ashes und denke mir: Ich wünschte, das könnte ich auch –

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