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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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Wache hält«, sagte Zach mit einem flüchtigen Blick auf die gruselige Miene der Puppe, die nur fast so aussah, als würde sie schlafen. Er wollte sicher sein, dass sie nicht doch plötzlich aufwachte und herumwandelte, während sie alle gerade schliefen. »Ich jedenfalls.«
    »Ich kann gerne wach bleiben«, sagte Poppy. »Soll ich einen von euch in einer Stunde wecken?«
    »Mich nicht«, sagte Alice und gähnte.
    »Dann übernehme ich die zweite Runde«, sagte Zach. »Rüttel mich wach, falls du vorher schläfrig wirst.«
    Poppy nickte. Er trank die Dose mit zwei letzten großen Schlucken aus. Alice hatte ihren weiten roten Mantel ausgezogen und zog ihre frischen Sachen – Jeans und ein blaues Kapuzenshirt mit Katzenohren – über ihr graues Kleid. Dann rollte sie sich unter ihrem Mantel zusammen, schloss die Augen und schlief sofort ein.
    Poppy hatte ihre dünne Decke wie ein Cape um sich geschlungen, saß mit dem Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt und blickte aufs Wasser. Zachs Augen hatten sich so weit an das Mondlicht gewöhnt, dass er erkennen konnte, wie entschlossen ihre Miene war.
    Die Königin saß auf ihrem Schoß. Die Augen weit offen, als wolle sie mit Poppy Wache halten, starrte sie ins Nichts, das totenbleiche Puppengesicht in der Dunkelheit glimmend. Poppy hatte ihr eine Hand auf die Brust gelegt, wie um sie ruhig zu halten. Während Zach die beiden beobachtete, förderte seine Fantasie ein schreckliches Bild zutage: Die Königin taumelte über das unebene Gelände auf ihn zu, die kurzen Ärmchen nach ihm ausgestreckt. Er überlegte, Poppy zu bitten, die Königin wieder in den Rucksack zu stecken.
    Poppy wandte den Kopf und blickte in seine Richtung. »Was?«, flüsterte sie.
    Er zeigte auf die Puppe, die er anscheinend die ganze Zeit angestarrt hatte. Auch er sprach leise. »All das hier. Ist es ein Spiel? Sag’s mir einfach.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Es ist alles wahr, Zach.«
    »Okay«, sagte er, zu müde, um sich zu streiten. Dann legte er sich auf den ausgebreiteten Schlafsack und bettete den Kopf auf einen Arm. »Weck mich, wenn ich die Wache übernehmen soll.«
    Poppy machte ein zustimmendes Geräusch. Zach schloss die Augen.
    ***
    Zach träumte von einem großen Gebäude, das an einem Fluss lag und aus dessen hohen Schornsteinen Rauch quoll. Dann wechselte die Szenerie zu einem Mädchen mit blondem Haar, das zusah, wie der Vater wunderschöne Gegenstände aus Porzellan herstellte. Teekannen mit so dünnen weißen Wänden, dass sie von innen zu leuchten schienen, verziert mit hauchdünnen Rosen, Lilien und Blättern aus Porzellan. Und Vasen so filigran, dass der geringste Atemzug sie in tausend Stücke zerspringen lassen würde, bemalt mit Pünktchen aus echtem Gold.
    Eleanor.
    Als er ihren Namen dachte, wandte sie sich zu ihm um und riss die großen schwarzen Augen auf, als wäre sie es, die ein Gespenst sah.
    Dann verschwamm das Bild und er fand sich plötzlich vor einem großen zugigen Haus, wo ihn eine magere Frau mit spitzer Nase willkommen hieß. Ohne zu wissen wie, erkannte er in ihr Eleanors Tante, die aus der Stadt gekommen war, um Eleanor zu sich zu nehmen, deren Mutter ein halbes Jahr zuvor gestorben war und deren Vater offensichtlich nicht vorhatte, wieder zu heiraten.
    Kinder sind Schmutzfinken , sagte die Tante und verbot ihr fortan, draußen zu spielen. Stattdessen befahl sie ihr, die Fenster zu putzen, die Böden zu schrubben und die Möbel zu verrücken.
    Kinder machen alles kaputt , sagte die Tante und nahm ihr die Puppen fort, die ihr Vater aus überschüssigem Porzellan für sie erschaffen hatte. Die Tante behauptete, sie seien zu kostbar, um sie Eleanor anzuvertrauen.
    Die Tante dekorierte die Wohnung mit ihnen und weiteren, weniger schönen Porzellansachen, die Eleanors Vater aus der Fabrik mitgebracht hatte. Auf der Anrichte im Esszimmer stand beispielsweise eine Kaffeekanne, über deren Bauch eine Ranke kroch, die nicht gleichmäßig war. Daneben stand Teegeschirr mit zu kleinen Tassen und eine Schüssel mit Krokodilsfüßen, die so abscheulich war, dass sie niemand leiden konnte. Dazu kamen zahllose Vasen mit kleinen Fehlern, die nicht standfest waren oder deren goldene Bemalung misslungen war oder vor dem Brennen Blasen geworfen hatte. Bei anderen waren Teile der Blütendekoration abgebrochen, als sie aus dem Brennofen kamen. Bald standen auf jedem Beistelltischchen solche Mängelexemplare, sodass Eleanor auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen musste,

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