Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
hatten«, widersprach Poppy. »Vielleicht wollten sie das mit dem verrückten Typen aufklären. Oder sie hatten Angst, wir würden den Bus verpassen. Vielleicht waren es aber auch die Aliens, die unsere Gesichter klauen wollten.«
Zach zog die Augenbrauen hoch und ging los.
»Ja, super, dann nehmen wir die dunkle gefährliche Straße«, meinte Alice, folgte ihm aber dennoch. »Kann ich mal die Landkarte sehen?«
Poppy gab sie ihr mit der Taschenlampe. Der Asphalt der kleinen Straße war rissig und sie mussten aufpassen, um nicht zu stolpern, als sie ihr vorbei an großen Müllhaufen und den Hintertüren mehrerer Restaurants weiter folgten.
Es war sonderbar still, als wäre außer ihnen niemand mehr wach. Über mehrere Häuserblöcke war das Echo ihrer Schritte das lauteste Geräusch weit und breit.
Zach fand das alles gleichzeitig schaurig aber auch spannend.
Es war, als gehörte plötzlich die ganze Welt für eine Weile ihnen.
»Da hinten kommt ein Waldstück«, sagte Alice und wedelte mit der Karte. »In der Nähe des Flusses. Wir müssen die Autobahn überqueren, um dorthin zu kommen, aber es ist nicht mehr weit.«
»Ist der Wald groß?«
»Es ist kein richtiger Wald, aber immerhin ein Park. Eher ein kleines Naturschutzgebiet, kein Stadtpark mit Schaukeln. Zu klein, als dass man ein Feuer nicht entdecken könnte, aber wahrscheinlich groß genug, dass man uns von der Straße aus nicht sieht.«
Zach nickte und vertraute sich ihrer Führung an. Er wusste sowieso nicht, wie man Feuer machte. Es gehörte nur irgendwie dazu, wenn man ein Lager aufschlug, so wie Eintopf und Gitarrenspiel und kannenweise Apfelsaft.
»Was für eine blöde Idee, das Ganze«, murrte Alice, während sie voranging. »Wie habt ihr mich nur dazu überredet, das gut zu finden? Das war eine schrecklich, schrecklich blöde Idee.«
Auf der Rückseite eines Supermarkts waren Lastwagen vorgefahren, aus denen Paletten mit Kartons entladen wurden.
Dann kam ein Donutladen, der geschlossen, aber beleuchtet war. Es roch warm nach frischem Teig und schmelzendem Zucker. Zachs Magen knurrte und er holte einen Kaubonbon aus dem Rucksack. Im Vergleich mit dem köstlichen Duft schmeckte er wie süßes Gummi.
Er kramte weiter und gab Alice und Poppy auch jeweils eins, für den Fall, dass sie ebenfalls Hunger hatten.
»Ergebensten Dank, Sir«, sagte Poppy mit einer kleinen Verbeugung.
»Da mache ich nicht mit«, sagte Zach und kaute wütend auf dem armen Bonbon herum.
Poppy sah aus wie ein begossener Pudel, was dumm von ihr war, weil sie ihn gerade erst mit dem Spiel genervt hatte.
Wie konnte sie sich über ihn aufregen, wenn sie selbst schuld war? Hätte sie nicht darauf hingewiesen, dass er spielte, hätte er nicht damit aufhören müssen.
»Schluss damit, ja?«, sagte Alice und richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Bürgersteig. Sie hatte den Weingummi in den Mundwinkel gesteckt und kaute darauf herum wie auf einer Comic-Zigarre.
Poppy blickte auf ihre Füße. »Wir sind gereizt, weil wir so müde sind, das ist alles.«
Zach wollte schon sagen, dass es ihre Schuld war, wie müde sie waren, doch dann merkte er gerade noch rechtzeitig, dass es nur beweisen würde, wie gereizt er war.
Die Straße war mehrspurig und wurde von einem noch breiteren Autobahnzubringer überspannt, doch um halb fünf Uhr morgens sahen sie nur einen Lastwagen, dessen Scheinwerfer die Straße so beleuchteten, dass es fast taghell war. Direkt nachdem er an ihnen vorbeigerauscht war, hielten Poppy und Alice sich an der Hand und liefen zum Mittelstreifen. Zach konnte mit seinen langen Beinen einfach über die Betonbegrenzung springen, doch sie kletterten ebenso rasch hinüber. Dann rannten sie über die Fahrspuren auf der anderen Seite, obwohl weder aus der einen noch aus der anderen Richtung Autos kamen.
Am Waldrand wuchs eine Menge Gestrüpp und es ging steil bergab.
Sie stolperten über Äste und aufgeworfene Erde. Lange zähe Strauchranken kratzten über ihre Beine, doch bereits nach wenigen Minuten hatte Zach das Gefühl, dass sie vor Blicken von der Straße gut geschützt waren. Sie selbst konnten auf einer Seite noch die Lichter von East Rochester und auf der anderen die schimmernde, gekräuselte Wasseroberfläche des Ohio River sehen.
Achtes Kapitel
»Tja, hier ist es«, sagte Alice und schirmte die Taschenlampe mit der Hand ab. »Glaubt ihr wirklich, wir können hier draußen schlafen?«
Die Straße war gar nicht weit entfernt, doch die leise
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