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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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auf Zachs Uhr und zog die Augenbrauen hoch. »Aber Brian hat gesagt, es müsste nicht unbedingt Geld sein, sie würden auch andere Sachen nehmen, falls er sie gebrauchen könnte. Und Ruder gäbe es auch.«
    »Anders kommt man nicht nach drüben?«
    Als sie den Kopf schüttelte, flogen ihre roten Haare. Die Sonne hatte ihre Nase rosa und die Sommersprossen dunkler gefärbt. »Es gibt noch eine Brücke, aber die ist über eine Meile weit weg. Übers Wasser kann man es in einer halben Stunde nach East Liverpool schaffen, sagt Brian. Locker.«
    Brian nickte. »Wir fahren manchmal zum Fischen hin. Es ist wirklich nicht weit«, sagte der andere Junge.
    »Gut, wir sehen es uns mal an«, sagte Zach.
    Brian führte sie ganz ans Ende des Stegs, wo mehrere kleine Jollen und Ruderboote vertäut waren. Drei Ruderboote schaukelten sanft nebeneinander; Plastikfender verhinderten, dass sie aneinanderschlugen. Brian zeigte auf das Boot dahinter, das schiefergrau lackiert war. Es war schäbig, aber flott, ohne sichtbare Lecks. Jedenfalls sah es sehr viel besser aus als das verrottete, das Zach in der Nähe des Trockendocks gefunden hatte.
    »Könnt ihr uns kurz allein lassen?«, fragte Zach.
    Brian zuckte die Achseln und ging zu seinem Freund zurück, der das Fischernetz durchs Wasser zog, als könnte er einfach so einen guten Fang machen. Als Zach Brian nachsah, entdeckte er Alice, die über den Schotter auf sie zukam.
    Es war interessant, sie zu beobachten, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Sie hatte den Mantel eng um die Taille gebunden und sah entschlossen, verschwitzt und ein wenig hoffnungsvoll aus. Ihr eckiges Gesicht mit den schmalen Augenbrauen war unglaublich vertraut, doch zum ersten Mal bemerkte Zach, dass sie wie eins der älteren geheimnisvollen Mädchen wirkte, die er manchmal im Einkaufszentrum bestaunte, und sie war ihm seltsam fremd.
    »Ich habe nur meine Kette«, sagte Poppy und berührte sie mit einer beschützenden Geste. An dem silbernen Kettchen um ihren Hals trug sie ein kleines Amulett in Form einer Schreibmaschinentaste. Er hatte sie nicht mehr ohne diese Kette gesehen, seit ihr Vater sie ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. »Aber die geb ich her.«
    »Ich habe meine Uhr und die Taschenlampe«, sagte Zach. »Und ein Buch, das sie wahrscheinlich nicht haben wollen.«
    Als Alice auf sie zuging, warf sie ungeduldig die Zöpfe nach hinten. »Hey, Leute, ich habe in dem Hafenbüro mit einem alten Mann gesprochen. Er hat gesagt, es wäre absolut unmöglich, nach East Liverpool zu laufen. Ich weiß, dass du sauer bist, Poppy, aber er hat gesagt, es geht nicht .« Sie seufzte. »Es tut mir leid.«
    »Und wenn wir nicht zu Fuß gehen?«, fragte Poppy und zeigte auf das graue Boot.
    »Wisst ihr denn überhaupt, wie die Strömung verläuft?«, fragte Alice. »Oder habt ihr Ahnung von Booten?«
    Einen Augenblick lang hatte sie Poppy damit mundtot gemacht, doch dann zog diese die Stirn kraus. »Wozu sollen wir das wissen? Wir rudern einfach stärker, wenn es gegen die Strömung geht.«
    Zach wollte nichts lieber als raus aufs Wasser, selbst wenn es in einer Nussschale sein müsste.
    »Ihr habt mir versprochen, dass wir umkehren«, sagte Alice. »Ihr habt beide gesagt, wenn wir nicht rechtzeitig nach East Liverpool kommen, um den Bus zu erwischen, dann gehen wir nach East Rochester zurück. Also, jetzt ist es so weit, wir kehren um.«
    Poppy zögerte und Zach schwieg lange.
    »Das meint ihr nicht ernst«, sagte Alice. »Ihr brecht euer Versprechen?«
    »So sehe ich das nicht«, sagte Zach und schaute sehnsüchtig auf den Fluss. »Ich glaube eben, dass wir es immer noch schaffen können.«
    Alice verzog das Gesicht zu einem bösen Lächeln. Ihre Augen funkelten wie Glassplitter. »Oh nein, du gehst mit mir zurück«, befahl sie Zach. »Auch wenn Poppy nicht mitkommt.«
    »Ach ja?« Er wollte lässig klingen, als wäre es ihm nicht so wichtig. Als wüsste er nicht ganz genau, womit sie ihm drohte. Doch er wusste es und es war ihm alles andere als egal.
    »Dann verrate ich es ihr«, sagte Alice. »Dass du gelogen hast. Und worüber.«
    »Verraten?«, fragte Poppy. »Halt, wovon redest du? Was willst du mir verraten?«
    »Nichts«, entgegnete Zach und trat einen Schritt zurück. Er nahm einen tiefen Atemzug voll Diesel und Flussmatschduft. Er konnte nicht denken – er wusste nur, wenn Poppy das mit der Befragung herausfand, würde sie ihn so lange piesacken, warum er sie belogen hatte, bis die ganze Geschichte aufflog. Die

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