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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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wie heiß die Sonne brennen würde. Als er seine Vorräte gepackt hatte, war er nicht darauf gekommen, Sonnenschutzmittel mitzunehmen. Aragorn cremte sich nie ein. Percy benutzte auch kein Sonnenschutzmittel. Doch trotz dieser leuchtenden Beispiele war Zach ziemlich sicher, dass seine Nase hummerrot sein würde, wenn er das nächste Mal in den Spiegel sah.
    Außerdem hatte er Durst. Das kam auch in Büchern häufig vor, aber seine trockene Kehle machte ihm mehr zu schaffen als irgendeinem seiner Helden, sofern er sich erinnern konnte.
    Anders als in Büchern, in denen plötzlich irgendwelche Banditen oder Ungeheuer auftauchten, bevor es unerträglich langweilig wurde, gab es hier keine ernst zu nehmenden Feinde außer den Mückenschwärmen. Zach hatte bestimmt bereits mehrere Insekten verschluckt.
    Dazu kam, dass sie nicht etwa durch die atemberaubende Landschaft von Mittelerde liefen – gar durch einen Wald mit Ents oder Elben, oder über einen verschneiten Bergpass, auf dem es vor Orks wimmelte. Nein, sie kamen nur an Geschäftsgebäuden und einer Kegelbahn vorbei, bis langsam die Abstände zwischen den Lagerhäusern immer größer wurden und ihr Weg schließlich nur von der Straße und dem Fluss gesäumt wurde. Die Kinder wanderten immer geradeaus und blieben nur stehen, um die Rucksäcke zurechtzurücken oder nach Steinchen zu kicken.
    Alice ging vor, gefolgt von Zach. Sie hatte einen Grashalm abgerissen und versuchte, darauf zu pfeifen. Den Trick hatte ihr Onkel ihr beigebracht. Bis jetzt kamen aber nur verschiedene Spuckgeräusche dabei heraus.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Poppy und ging schneller, um Zach einzuholen. Sie trug immer noch die Königin, die sich wie ein richtiges Kind an ihre Hüfte schmiegte. Er wollte nicht dauernd hinsehen, aber das fiel schwer. »Wegen William. Wer sein Vater ist.«
    »Du hast mir versprochen, nicht über das Spiel zu reden.« Doch insgeheim fand Zach die Vorstellung verlockend, über den Ausgang der Geschichte zu spekulieren, wenn er schon nicht mehr daran teilnehmen konnte. Außerdem langweilte er sich.
    »Nein«, erwiderte Poppy mit einem schlauen Lächeln. »Ich habe nur gesagt, ich würde dich nicht fragen, warum du nicht mehr mitspielst. Und das habe ich nicht getan.«
    Zach seufzte. Er stritt sich mit ihr, weil er dachte, das müsste so sein, und nicht weil er wirklich wütend war. »Ich habe mir auch meinen Teil gedacht«, räumte er ein.
    Poppy sah ihn erstaunt an. »Echt?«
    »Na ja, er ist schließlich mein Spieler. Selbst wenn sein Vater König über das gesamte Grabesgraue Land wäre, bliebe er weiterhin Pirat. Er ist glücklich, wo er ist, auf der Neptunperle . Daran kann kein Vater etwas ändern.«
    Poppy warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, als würde sie ihn schrecklich gern fragen, wie er darauf kam, obwohl er doch angeblich nicht mehr mitspielen wollte. Doch ausnahmsweise war sie so schlau, den Mund zu halten. »Nicht mal, wenn sein Vater der Herzog von Wintergruft wäre?«
    Für den Herzog hatten sie keine Figur, doch er war durch und durch böse. Sie hatten sehr viel Spaß daran, sich seine vielen Verbrechen auszudenken. Er hatte ein Zombie-Heer aus kaputten Puppen aufgebaut, die sein Land durchstreiften. Er hatte seine Feinde enthauptet, eine böse Priesterin entführt und zu seiner Herzogin gemacht. Eine von Zachs anderen Actionfiguren hatte drüben an den Silbernen Hügeln mit den beiden gekämpft und beinahe ihr Leben gelassen. Er wurde von einer von Alice’ Puppen in einem Tempel geheilt, den sie aus einem Schuhkarton gebastelt hatte.
    »Das wäre schon super«, sagte Zach. »Wenn William der Sohn vom Herzog wäre, könnte er nahe genug an ihn herankommen, um ihn umzubringen. Oder noch besser, er könnte behaupten , er wäre der Sohn des Herzogs – und ist vielleicht der Sohn von jemand ganz anderem. Von einem besseren Mann. Zum Beispiel der Sohn eines uralten Piratenbosses oder einer Art Monster.«
    Poppy wirkte verstört. Sie konnte sich ausgezeichnet Geschichten ausdenken, aber anzunehmen, was er und Alice sich ausdachten, und wenn es noch so fantastisch war, fiel ihr schwer. Sie brauchte immer Zeit, um mit einem Universum klarzukommen, das sie nicht vollständig unter Kontrolle hatte.
    Auf einmal blieb Alice abrupt stehen.
    Der Weg war zu Ende. Weiter vorne floss ein anderer breiter Fluss in den Ohio River. Dort kam man nicht weiter. Zwei Brücken verbanden die Ufer, doch Zach erkannte sofort, dass sie ihnen nichts nützten. Die eine war

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