Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Alice und Poppy hoch.
»Wir kaufen gar nichts«, sagte er. »Wir sind Piraten, habt ihr das vergessen?«
Als er ihre ungläubigen Mienen sah, wurde sein Lächeln noch eine Spur breiter.
Elftes Kapitel
Poppy brachte das Boot beim Einsteigen fast zum Kentern. Zach saß in der Mitte, stemmte sich mit den Händen gegen das Heck und klemmte die Beine in das kleine Cockpit, als sie die Sprossen hinunter stieg, die vom Steg herunterführten. Erst reichte sie ihm ihren Rucksack, den er neben seinen in eine kleine Nische unter dem Kielschwert stellte. Das Boot schaukelte ein wenig. Als Poppy den Fuß auf den Bootsrand setzte, neigte es sich gefährlich zu ihr hin. Zach warf sein ganzes Gewicht auf die andere Seite, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Poppy taumelte und fiel mit einem Aufschrei auf die Knie. Nach einigen Minuten heftigen Schaukelns wiegte sich das Boot wieder ruhiger auf dem Wasser.
»Wow«, sagte Poppy, tauchte die Finger ins Wasser, als wäre es ein Wunder, dem Fluss so nah zu sein, ohne darin zu schwimmen. »Wir machen das wirklich.«
»Du kannst gleich einsteigen«, rief Zach hoch zu Alice. »Wenn Poppy an den Bug geht und ich in der Mitte bleibe, dürfte es nicht so wackeln. Jedenfalls glaube ich, dass es nicht besonders schwer sein dürfte.«
»Ich mache lieber erst mal die Leinen los«, sagte Alice und löste die Vertäuung des Bootes.
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagte Zach. »Wir können das Tau auch hier aufknoten und am Steg hängen lassen.«
Zach versuchte sich an all das zu erinnern, was er sich zum Thema Segeln angelesen hatte. Es war eine ganze Menge. Der Bug war die Vorderspitze des Bootes und achtern war hinten – das schien ihm einigermaßen gesichert. Das Heck war noch ein anderes Wort für das hintere Ende. Das dicke Ding, das in der Mitte aus dem Schiff ragte, hieß Mast. Steuerbord war rechts, Backbord links. Der Baum war das zweite Metallteil, an dem das Segel befestigt wurde, sodass die L-Form entstand, mit dem das Segel dorthin geschwungen werden konnte, wo es den Wind aufnehmen konnte. Und mit dem Ruder wurde gesteuert. Doch das waren alles nur Worte, die ihm nicht helfen würden, wenn er nicht wusste, wie er all das handhaben sollte.
Alice stützte die Hand in die Hüfte. »Und wenn wir in East Liverpool anlegen wollen? Ohne Tau geht das nicht.«
Dagegen konnte er nichts sagen. Außerdem hatte er andere Sorgen, weil das Boot, das am Bug nicht mehr gehalten wurde, an seinem Ankerplatz einen Schlenker gemacht hatte. Dann löste Alice auch achtern das Schiffstau. Erst schwenkte die Perle näher an die Pfähle, sodass ein Fender gegen die Bojen schlug, die den Steg trugen. Doch als Alice die Sprossen hinunterkletterte, trieb die Perle bereits ab.
Zach erinnerte sich, dass in Büchern immer eine Stange zum Abstoßen vom Kai benutzt wurde, die man am Steg festhakte, damit das Boot nicht abtrieb, während die Taue gelöst wurden. Erst wenn alle an Bord waren, stieß man sich mit der Stange ab. Zach hatte nichts dergleichen. Er kroch nach vorn, um sich an einem der Pfähle festzuhalten, doch er kam zu spät.
»Spring!«, brüllte Zach Alice an. »Jetzt!«
Sie sprang. Sie drückte sich von den Pfählen ab und fiel halb ins Cockpit, sodass Zach in die Hocke gehen musste, um das Boot in der Balance zu halten. Mit drei Leuten an Bord lag es noch tiefer im Fluss und an den Seiten schwappte Wasser herein, aber es kenterte nicht. Als Zach sich noch mal von dem letzten Pfahl am Ende des Hafenbeckens abstieß, begriff er, dass sie es geschafft hatten. Sie nahmen Fahrt auf. Wie wahre Piraten hatten sie ein Boot gekapert.
Was auch immer daraus werden würde, sie fuhren auf dem Beaver River und die Strömung trieb sie auf den Ohio River zu. Der böige Wind versprach gutes Segelwetter.
Und obwohl Alice doch gar nicht hatte mitkommen wollen, lachte sie aus vollem Hals.
Segeln sollte angeblich einfach sein, vorausgesetzt, der Wind kam direkt von hinten. Man musste nur das Segel setzen – diesen Ausdruck hatte Zach sich gemerkt, und auch, dass sich das Segel dafür blähen musste, wozu man eins der drei Taue bedienen musste, die am Deck befestigt waren. Nur wusste er leider nicht, welches. Jedenfalls würde sich das Segel dann mit viel Luft füllen und so das Boot vorwärts befördern.
Doch wenn der Wind von der Seite kam – was er normalerweise tat –, war alles schwieriger. Man musste immer noch den Wind einfangen, doch wegen des Kiels auf der Unterseite
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