Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
Vom Netzwerk:
Vorstellung erfüllte ihn mit nackter Panik. »Alice hat recht. Wir haben es ihr versprochen. Wenn sie umkehren will – «
    Poppy schnitt ihm das Wort ab und sah ihn an, als könnte sie seine Gedanken lesen, wenn sie ihn nur lange genug anstarrte. »Was darf ich nicht wissen?«
    Zu spät fiel ihm wieder ein, wie sehr Poppy es hasste, wenn ihre Freunde Geheimnisse vor ihr hatten.
    » Nichts «, sagte er abwehrend.
    »Dann kannst du es mir ja sagen«, forderte Poppy. Sie zögerte einen Moment und sah Alice an. » Verrate es mir .«
    »Ach, komm«, sagte Alice. »Gib auf. Das Spiel ist vorbei. Wir fahren nach Hause. Wir kehren einfach alle zusammen um. Es hat trotzdem Spaß gemacht. Wir waren trotzdem auf einer Mission.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte Poppy. »Ich könnte Zach auch etwas verraten, was er mit Sicherheit nicht wissen soll, nicht wahr, Alice ? Ich kenne auch ein Geheimnis.«
    Von einer Sekunde auf die andere sah Alice vollkommen verändert aus. Zach fragte sich erschrocken, ob es bei ihm auch so offensichtlich gewesen war, als ihm eben klar geworden war, was auf dem Spiel stand. Und in diesem Moment verstand er sehr gut, warum Poppy sich so aufregte, wenn Zach und Alice ihr etwas verheimlichten. Denn egal was es war, das Poppy nicht verraten sollte, es musste etwas Schlimmes sein. Vielleicht hatte Alice ihr erzählt, wie blöd sie ihn fand oder dass er stank oder dumm war. Vielleicht hatte sie sich bei Poppy über ihn lustig gemacht und ihn hinter seinem Rücken ausgelacht.
    »Das kannst du nicht machen«, sagte Alice gedämpft. »Du bist meine beste Freundin. Es ist geheim.«
    »Sag’s mir doch einfach«, meinte Zach. »Mach. Ich rege mich nicht auf, egal was es ist. Jedenfalls glaube ich, dass ich mich nicht aufrege.«
    Als Poppy lachte, glaubte Zach ein sonderbares Flackern in den Puppenaugen zu erkennen, als würde die Königin mitlachen. Als Poppy sprach, klang ihre Stimme anders. Sie konnte schon gemein sein, aber noch nie hatte sie so einen Spaß daran gezeigt, grausam zu sein. »Sie wird es dir nicht verraten. Ich habe gewonnen. Alice muss mitkommen und da du anscheinend tun musst, was sie sagt, musst du auch mitkommen. Also los, wir kaufen jetzt das Boot.«
    »Du hast keine Ahnung, wie viel Ärger ich bekomme«, sagte Alice und fuhr sich durch die Zöpfe.
    »Ist mir egal. Eben war es dir egal, jetzt ist es mir egal«, sagte Poppy.
    »Aber du hast es mir versprochen!« Alice klang verängstigt.
    » Es ist mir egal «, wiederholte Poppy.
    Zach lief auf dem Steg hin und her. Er war so wütend auf alle und jeden, dass er niemandem nachgeben wollte, schon gar nicht den kleinen Jungen mit ihrem Fischernetz, die ihm alles abnehmen wollten, was er noch besaß. Er warf einen Blick auf Alice, die ins Wasser starrte, zu nervös, um sich entscheiden zu können. Dann sah er wieder zu den drei Ruderbooten und der Jolle, die unter seinem wütenden Blick abgewrackter aussah als jeh.
    Das lief alles verkehrt. So durfte ihre Mission nicht ausgehen.
    Zach hatte viele Geschichten gelesen, in denen die Helden den Sieg errungen hatten, obwohl alles dagegensprach. Geschichten, in denen sie eine Hürde bewältigten, an der alle anderen gescheitert waren. Zum ersten Mal fragte er sich, was aus den Menschen geworden war, die diesen Helden vorangegangen waren. Hatten sie sich auch heldenhaft verhalten oder waren sie einander an die Kehle gegangen, bevor alles schiefgelaufen war? Er überlegte, ob es einen Punkt gab, an dem man merkte, dass man es nicht schaffen würde und all das, was einem entgegen stand, nicht überwinden konnte. Und dass man in der Legende, die daraus entstand, zu den Namenlosen zählen würde, die versagt hatten.
    Am äußersten Ende des Stegs blieb Zach stehen. Er hielt den Atem an.
    Vor ihm wiegte sich ein kleines schlankes Segelboot im Wasser. Es lag tief und war nur ein wenig größer als die Jolle, aber es war ein Glasfaserboot. Ein schwarz-weißes Segel war locker um den Mast gewickelt und auf dem Segeltuch prangte das Bild eines Barsches. Offenbar hatte jemand es nur kurz vertäut, weil er gleich zurückkommen wollte, denn das Kielschwert war herausgezogen und im Cockpit lagen zwei Schwimmwesten.
    Ein Name zog sich in schwungvollen Buchstaben über das Heck: PERLE .
    Zach sprang ins Boot. Als seine Schuhe auf das geschwungene Deck trafen, schaukelte das Boot wild unter seinem Gewicht. Zach breitete schnell die Arme aus und hielt sich dann am Mast fest. Mit einem breiten Grinsen blickte er zu

Weitere Kostenlose Bücher