Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
»Aber ja.«
»Sagen Sie es!«
»Versprochen«, murmelte er, dann öffnete er die Tür und rannte die Treppen hinunter.
Die Straße wurde von einem Müllwagen versperrt, dahinter hatte sich eine Schlange von Autos gebildet. Trojans Dienstwagen war zugeparkt. Er hielt einem der orangefarben gekleideten Männer seinen Polizeiausweis hin.
»Fahren Sie den Wagen weg!«
»Wir sind gleich fertig.«
»Machen Sie schnell!«
Der Lärm an der Müllpresse war ohrenbetäubend.
Trojan überlegte. Bis zu den Paul-Lincke-Höfen war es nicht weit. Also rannte er los. Im Laufschritt fischte er sein Handy aus der Hosentasche und rief Landsberg an.
»Hilmar, wir haben einen Tatverdächtigen. Er heißt Milan Korch, ist der Freund von Josephin Maurer. Einzelheiten kriegst du später, aber wir sollten ihn uns dringend vorknöpfen.«
»Hast du die Adresse?«
Trojan nannte sie ihm.
»Gut, ich kümmere mich darum. Wo bist du gerade?«
Er schnaufte. »Muss hier was überprüfen.«
Noch hoffte er, dass seine Eile übertrieben war, doch zwei Morde innerhalb kürzester Zeit ließen ihn das Schlimmste befürchten.
»Nils, was ist da los? Ich will alle Informationen, und zwar sofort.«
»Ich ruf dich gleich zurück.«
Trojan unterbrach die Verbindung. Er beschleunigte, seine Lungen schmerzten. Sein T-Shirt war durchgeschwitzt, er wollte sich im Laufschritt die Jacke vom Körper reißen, doch dann besann er sich. Es war sinnvoller, das Waffenholster darunter verdeckt zu tragen, um nicht gleich von jedem als Bulle erkannt zu werden.
Er rannte am Kanal entlang, umkurvte die Passanten, hastete quer über den Bouleplatz und hatte schließlich sein Ziel erreicht. Er überflog die Namensschilder am Eingang und rannte in den dritten Hof. Da der Aufzug gerade nicht unten war, spurtete er die Treppen hinauf.
Es war dreizehn Uhr acht, als er an die verschlossene Glastür der Praxis klopfte. Er erblickte eine Sprechstundenhilfe, die ihm mit einem Handzeichen bedeutete, dass man in der Pause sei.
»Polizei, machen Sie auf!«
Er schlug weiter gegen die Tür und presste gleichzeitig seinen Dienstausweis gegen das Glas.
Endlich wurde ihm geöffnet.
Trojan rang nach Atem.
Die Assistentin sah ihn fragend an.
»Wo ist Doktor Hagemuth?«
»Sie ist vor einer halben Minute gegangen.«
»Wohin?«
»Ich weiß nicht.«
Eine zweite Assistentin trat zu ihnen.
»Gisela wollte noch etwas besorgen, da nimmt sie wahrscheinlich den Wagen.«
»Wo ist der?«
Sie runzelte die Stirn. »In der Tiefgarage, aber was wollen Sie eigentlich von ihr?«
»Was für ein Wagen? Welches Modell?«
»Ein schwarzer Mercedes.«
»Rufen Sie sie auf Ihrem Handy an. Sagen Sie ihr, sie soll sich nicht vom Fleck bewegen. Möglicherweise ist sie in Gefahr. Und geben Sie ihr diese Nummer, sie soll mich sofort anrufen.«
Trojan reichte ihr seine Karte.
Dann rannte er die Treppen wieder hinunter. Im dritten Stockwerk vernahm er das leise »Pling« des Aufzugs. Eine Frau kam heraus, eine andere wollte einsteigen, er drängte sie zurück. Die Türen schlossen sich, er drückte auf den Knopf mit der Aufschrift TG.
Es dauert viel zu lange, dachte er. Sein Herz hämmerte.
Endlich sprangen die Türen wieder auf, und er war unten in der Tiefgarage.
Sie war in Gedanken ganz beim New York Cheesecake, den es im Barcomi’s in der Bergmannstraße gab. Nichts war jetzt dringender als eine süße Belohnung in der Mittagspause, ein großes Stück von dieser amerikanischen Kaloriensünde.
Ihre Absätze knallten auf den Betonboden, während sie an der Reihe der Wagen entlangging. PRAXIS DR. HAGEMUTH stand auf dem Schild an ihrem Parkplatz. Sie kramte aus ihrer Handtasche den Schlüssel hervor und drückte auf die Funkfernbedienung. Zur Antwort kam das übliche akustische Signal, und die Seitenlichter blinkten auf.
Sie war bereits an der Fahrertür und berührte den Griff, als sich plötzlich von hinten ein Arm um ihren Hals legte. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Handtaschenraub, Vergewaltigung, man will mir den Mercedes stehlen, durchfuhr es sie. Schließlich besann sie sich auf den Selbstverteidigungskurs, den sie vor Jahren belegt hatte, doch der Druck auf ihre Kehle lähmte ihre Kräfte. Sie begann zu röcheln.
»Hast du eine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat?«
Die Assistentin schüttelte den Kopf und wählte die Mobilnummer ihrer Chefin. Als sich nur die Mailbox meldete, hielt sie die Hand über die Sprechmuschel und fragte ihre Kollegin: »Soll ich ihr
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